Minus 50 Prozent bei der BLS
Homeoffice-Pflicht lässt Pendlerzahlen sinken

Die Nummer zwei im Schweizer Schienenverkehr spürt die Corona-Pandemie. In der ersten Woche des zweiten Lockdowns sinken die Passagierzahlen erneut. Das Minus ist riesig.
Publiziert: 25.01.2021 um 11:51 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2021 um 16:40 Uhr

Seit einer Woche gilt die Homeoffice-Pflicht. Über zwei Millionen Personen arbeiten in den eigenen vier Wänden. Die Pendlerzüge bleiben zum Teil leer. Bei der BLS beläuft sich der Rückgang auf 50 Prozent, wie Bahnchef Dirk Stahl im Interview mit der «Berner Zeitung» sagt.

«Die ganze Pandemie trifft uns stark», sagt Stahl. «Wir haben deutliche Rückgänge bei den Fahrgastzahlen, jetzt wieder im Bereich von 50 Prozent.»

Im Güterverkehr komme die BLS «glimpflicher» davon. «Nach einem starken Rückgang im Frühjahr spüren wir die zweite Corona-Welle kaum. Denn die Industrie läuft fast überall weiter.»

BLS-Zug am Bahnhof Bern Wankdorf: Die Pendlerströme gehen wegen der Homeoffice-Pflicht zurück.
Foto: keystone-sda.ch
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50-Millionen-Loch bei der BLS

Die finanziellen Einbussen sind gross. «Im Personenverkehr verzeichnen wir 2020 wegen Corona Einnahmeverluste in der Grössenordnung von über 50 Millionen Franken», sagt Stahl.

Den Verlust durch den zweiten Lockdown kann er noch nicht beziffern. «Für das Jahr 2021 sind wir in Verhandlungen mit Bund und Kantonen über höhere Abgeltungen, um die Ausfälle zu kompensieren. Auch ein Hilfspaket für die Schifffahrt ist ein Thema. Wir sparen zwar, wo wir können, bauen Überstunden ab, waren in den Reisezentren und der Schifffahrt in Kurzarbeit. Aber die Sparmöglichkeiten sind begrenzt.»

Eine Fahrplanausdünnung ist aktuell kein Thema. Stahl ist froh. Es sei für ein Bahnsystem fast besser, wenn man es wie gewohnt laufen lässt. «So können sich die Fahrgäste besser auf die Züge verteilen. Zudem können wir nicht einfach nur noch halb so viele Züge fahren und so die Kosten halbieren. Denn die Kosten für die Fahrzeuge bleiben gleich. Auch die Lokführereinsätze sind dann nicht mehr optimal, Züge müssen länger an Endstationen oder Knotenpunkten stehen bleiben.»

Milliarden-Loch bei der SBB

Und wie sieht die Situation bei den SBB aus? Die Nummer eins im Schienenverkehr gibt keine genauen Zahlen an. Aber auch sie spürt die Folgen des zweiten Lockdowns. Ein «leichter Rückgang» sei zu verzeichnen, sagte eine Sprecherin zu BLICK Ende letzter Woche.

«Auf einzelnen Zügen besteht weiterhin eine hohe Nachfrage, zum Beispiel wo viele Schüler unterwegs sind», heisst es. Die Auslastung der Fernverkehrszüge liegt derweil bei knapp 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr – zumindest in der Woche vor dem zweiten Lockdown.

Ein weiterer Rückgang wird erwartet. «Dies wird auch finanzielle Auswirkungen haben. Aktuell rechnen die SBB für das Jahr 2020 mit einem Umsatzeinbruch von 1,5 Milliarden Franken.» (ise)


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