Mitarbeiterinnen und Kunden in grosser Sorge
Wie steht es um den Fortbestand der Müller Reformhäuser?

Die Reformhaus-Kette Müller steckt offenbar in der Krise. Unter den Angestellten machen Gerüchte um Personalabbau, Filialschliessungen oder gar ein Aus des Traditionsunternehmens die Runde. Firmenchef Mischa Felber vertröstet auf eine Information am 3. Januar 2023.
Publiziert: 31.12.2022 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2023 um 13:06 Uhr
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Die Müller Reformhäuser sind in diesen Tagen gut besucht. Naturkosmetika, Biotta-Säfte, Tees und pflanzliche Schweizer Käseklassiker sowie vegane Varianten für Fondues sind bei der Kundschaft gefragt.

Doch hinter den Kulissen rumort es. So gut, wie es den Anschein hat, laufen die Geschäfte der Müller Reformhaus Vital Shop AG mit Hauptsitz im zürcherischen Volketswil offenbar doch nicht. Unruhe mache sich seit Wochen bei den Angestellten der Kette breit, heisst es in der Branche. Ihr Arbeitgeber baue demnächst ab. Die Rede ist gar von Filialschliessungen. Einige munkeln gar, dass alle 37 Filialen in der ganzen Schweiz demnächst die Läden dichtmachen würden. Andere sprechen von einzelnen Standorten der Traditionskette.

Mitarbeitende und Kundinnen verunsichert

Bereits vor Weihnachten meldeten sich Blick-Leser auf der Redaktion und berichteten von Reformhausangestellten, die sich fragten, wie es mit ihnen weitergehen soll. Blick erfuhr von Mitarbeitenden verschiedener Reformhaus-Filialen von den Spekulationen über Schliessungen und Personalabbau.

Wie steht es tatsächlich um die Müller Reformhäuser?
Foto: Reformhaus Müller
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Es soll sogar an Geld fehlen, um Lieferanten zu bezahlen. Eine Mitarbeiterin einer Filiale im Raum Bern berichtet Blick von finanziellen Engpässen schon seit geraumer Zeit. «Lieferanten lieferten nur noch gegen Vorkasse», sagt die Frau. Leere Regale im Laden werden ihr zufolge gegenüber der Kundschaft mit Lieferschwierigkeiten begründet.

Maulkorb von der Geschäftsleitung

Im Raum Zürich sagt eine Person aus der Leitung einer Filiale zu Blick: «Es wird wohl Veränderungen geben. Es gibt möglicherweise Investoren, die uns übernehmen wollen.» Mehr will die Person nicht sagen. Offenbar haben die Mitarbeitenden von der Geschäftsleitung einen Maulkorb bekommen.

Sind das alles nur Einzelfälle? Die Gewerkschaft Unia steht offenbar in Kontakt mit einzelnen Betroffenen. Darüber hinaus habe man aber auch keine weiteren gesicherten Informationen, wie Gewerkschafter Christian Capacoel auf Anfrage von Blick meint. Auch im Schweizerischen Handelsamtsblatt Shab gibt es keine weiteren Hinweise. Der letzte Eintrag ist vom 15. Dezember 2022. Hier geht es aber lediglich um ein ausgeschiedenes Verwaltungsratsmitglied.

Die Müller Reformhaus Vital Shop AG mit Sitz in Volketswil ZH hat in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen über Schliessungen einzelner Filialen und enttäuschten Stammkunden in der Lokalpresse gesorgt. Andererseits kaufte das Unternehmen andere Läden auf, die nicht mehr eigenständig überleben konnten. Und steckte Geld in ein modernes, einheitlichen Konzept für alle Filialen.

Vonseiten des Unternehmens ist in den jüngsten Turbulenzen lediglich seit Anfang Dezember das Aus der Reformhaus-Filiale im Bahnhof Olten SO bestätigt. Als Gründe nennt das Unternehmen einen auslaufenden Mietvertrag mit den SBB und strenge Vorschriften der Heilmittelbehörde des Kantons Solothurn. Ob auslaufende Mietverträge auch für die Filiale im Bahnhof Bern gelten, die gemäss Gerüchten ebenfalls kurz vor dem Aus steht, ist unklar.

Firmenchef Felber will am 3. Januar informieren

Blick konfrontiert kurz vor Jahreswechsel Mischa Felber, Geschäftsführer bei Reformhaus Müller, mit den Spekulationen und Informationen aus seiner Belegschaft.

Felber möchte sich nicht im Detail äussern, bestätigt allerdings für kommenden Dienstag, 3. Januar 2023, eine Information der Öffentlichkeit. Zuvor werden offenbar die Angestellten über ihre Zukunft unterrichtet.

Felber legt Wert auf die Feststellung, dass «jeder einzelne Mitarbeitende» bislang pünktlich seinen Lohn bekommen habe. «Bis zum heutigen Tag hat keine Mitarbeiterin und kein Mitarbeiter eine Kündigung bekommen», hält Felber gegenüber Blick fest. Transparenz sei für ihn zentral. Das Wohl der Mitarbeitenden stehe für ihn nun im Fokus.

Lediglich ein schwacher Trost für die Angestellten der Müller Reformhäuser: Sie müssen nicht mehr lange warten, bis sie Gewissheit über ihre Zukunft haben. Und sie haben vom Firmenchef das Wort, dass ihr Wohl für ihn Vorrang hat.


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