Mysteriöse Ticket-Löschungen bei Swiss
Ex-Radprofi Freuler und weitere Passagiere prüfen Klage

Ohne ihr Wissen wurden ihre Flugtickets annuliert, die sie bei der Swiss gebucht hatten. Ersatztickets waren teuer. Das wollen einige Swiss-Passagiere um Ex-Radprofi Urs Freuler nicht länger auf sich sitzen lassen.
Publiziert: 27.12.2023 um 17:55 Uhr
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Aktualisiert: 27.12.2023 um 17:57 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Jetzt reicht es! «Die Swiss nimmt unsere Fälle viel zu wenig ernst», sagt Leif Øverland (61) aus Zürich. Der seit Jahren in der Schweiz ansässige Norweger meldet sich bei Blick, weil auch er zu jenen Passagieren gehört, deren Flugticket ohne ihr eigenes Zutun und Wissen annulliert wurde.

Blick hatte bereits über gleiche Fälle berichtet, bei Ex-Radsportlegende Urs Freuler (65) sowie beim in den USA wohnhaften Schweizer Franco Blaser (58). Eine Swiss-Sprecherin bekräftigte dabei jeweils, dass es in letzter Zeit keine Häufung von Fällen unbeabsichtigter Annullierungen gegeben habe.

Doch inzwischen haben sich weitere Personen bei Blick gemeldet. Unter ihnen eben auch Leif Øverland. Er habe Kontakt mit Urs Freuler aufgenommen. Das Ziel: schauen, ob sich in dieser Angelegenheit juristisch gegen Swiss vorgehen lässt. Auch Blaser ist involviert. Er meldete sich ebenfalls auf der Redaktion. «Bei einer allfälligen Klage gegen die Swiss wegen mangelndem Datenschutz und mangelnder Gewährleistung der Sicherheit von digitalem Eigentum wäre ich dabei.»

Bei der Swiss kam es jüngst zu mehreren Fällen von Flugticket-Annullierung – offenbar durch fremde Personen.
Foto: Pius Koller
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Nun sind in der Schweiz Sammelklagen zwar nicht zugelassen. Aber die Vorgänge lassen den Betroffenen keine Ruhe. Vor allem, wie wenig die Swiss zur Aufklärung der mysteriösen Ticket-Annullierungen beitragen will. «Wir kriegen keine Antworten», so Øverland. Deshalb suche er in diesem Zusammenhang weitere Geschädigte, die sich dann über das gemeinsame Vorgehen austauschen könnten.

Zusätzliche Bezahlung sei einfach hinzunehmen

Denn auch Øverlands Fall hat es in sich. Er hatte für den 12. bis 26. November Flüge ab Zürich nach La Palma auf den Kanaren gebucht – in der Business Class auf einer Edelweiss-Maschine, gebucht bei Swiss für 850 Franken.

Eine Woche vor Abflug will er in seiner Buchung online ein Detail checken und bemerkt, dass seine Flugbuchung komplett storniert ist. Eine sonst übliche Annullierungsbestätigung per E-Mail erhält er nicht. Die 32 Franken Rückerstattung für Flughafentaxen auf seiner Kreditkarte bemerkt er nicht.

Als Øverland im Stadtbüro der Swiss am Zürcher Paradeplatz seinen Fall schildert, erhält er lediglich die Antwort, dass sein Flug bereits seit dem 4. Oktober storniert ist. «Das sei online erfolgt und die Mitarbeiterin konnte mir nicht sagen, von wem», sagt Øverland. Von ihm gab es ganz sicher keine Stornierung: «Ich sollte auf La Palma meine 83-jährige Mutter treffen, die aus Norwegen einflog, warum sollte ich annullieren und sie allein dort lassen?»

Schliesslich beisst er in den sauren Apfel und kauft ein neues Ticket – 200 Franken teurer als zuvor, plus noch 50 Franken für die Buchung vor Ort, also für 1100 Franken. Die Flugreise auf die Kanaren kostet ihn somit fast 2000 statt 850 Franken. «Auf meine Einwände ging die Swiss gar nicht ein, sondern hielt einfach fest, dass mein Ticket laut System annulliert sei und die Gebührenerstattung bereits ausbezahlt wurde, weshalb nichts mehr zu machen sei», entrüstet sich Øverland.

Die Geprellten fühlen sich im Stich gelassen

Franco Blaser meldet aus den USA, dass er von Swiss genau denselben Bescheid erhalten habe: Die Annullierung per Chatbot habe bereits eine Gebührenrückerstattung ausgelöst, es sei nichts weiter zu machen. «Ich bin zurück auf Feld 1 in meinem Kampf», sagt er konsterniert.

Es ist weiterhin unklar, welches Ziel die «Fremd-Annullierer» verfolgen. Einen direkten finanziellen Nutzen ziehen sie nicht aus der Sache. Gewinnerin ist höchstens die Swiss, die Tickets doppelt verkauft. Oder es handelt sich um böswilligen Unfug.

Weshalb nun die «Geprellten» der Sache auf den Grund gehen wollen, notfalls juristisch.

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