Nach George Soros ist er das neue Feindbild
Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss im Visier von US-Ultrarechten

Der in den USA wohnhafte Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss äussert sich nur selten öffentlich. Nun macht er unfreiwillig Schlagzeilen: US-Ultrarechte beschuldigen ihn, den demokratischen US-Präsidenten Joe Biden zu unterstützen.
Publiziert: 04.01.2023 um 19:53 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2023 um 08:10 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Hansjörg Wyss (86) investiere «dunkles Geld» in die angeblich kriminellen Machenschaften von US-Präsident Joe Biden (80) und dessen Familie. So schreien es ultrarechte US-Newsplattformen dieser Tage in die Welt hinaus, darunter etwa das obskure Portal Weekly Blitz, das über sich selber schreibt, es «fürchte niemanden ausser Gott».

Spätestens seit der rechtskonservative Sender Fox News die Mitteilung aufnahm, wonach der Schweizer Milliardär Unsummen zugunsten angeblich dubioser Projekte der Demokraten überweise, überschlagen sich auf Twitter die negativen Kommentare.

In einem Topf mit George Soros

Wyss wird in einem Atemzug mit George Soros (92) genannt, dem Feindbild Nummer eins der amerikanischen Rechten. Der gebürtige Ungare mit US-Pass setzt seine an der Börse verdienten Milliarden zur Unterstützung von Bürgerrechtsbewegungen, Bildungseinrichtungen und andere wohltätige Zwecke ein. Seit Jahren wird er mit Verschwörungstheorien in Verbindung gebracht und angefeindet.

Hansjörg Wyss spendet in den USA über seine Wyss-Stiftung Milliarden. Immer wieder wird ihm vorgeworfen, er unterstütze damit politische Aktivitäten.
Foto: keystone-sda.ch
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In den USA sind Geldspenden fester Bestandteil des politischen Systems. Allerdings: Gemäss US-Gesetz darf kein Geld aus ausländischen Quellen für politische Zwecke verwendet werden. Wyss ist kein US-Bürger und besitzt auch keine «Green Card», also eine permanente Aufenthaltsbewilligung.

Er selber erklärte gegenüber Blick denn auch einmal, er unterstütze keine Partei direkt und halte sich an Gesetze. Dass man ihm nachsagt, er unterstütze US-Präsident Joe Biden beziehungsweise die demokratische Partei finanziell, nannte Wyss im Blick «faktenlos».

Die Klage als Diffamierungsmittel

Im Zusammenhang mit den erneuten Vorwürfen gegen ihn sieht sich Wyss nun auch indirekt mit einer Klage konfrontiert: Die rechts-orientierte Organisation «Americans for Public Trust» (APT) klagt gegen die «Federal Election Commission» (FEC). Diese reguliert die Wahlkampffinanzierung und ist bisher auf die gegen Wyss gerichteten Vorwürfe nicht eingetreten. Deshalb klagt die APT die FEC ein.

Wyss und die FEC werden im Netz – besonders auf Twitter – mit Hasstiraden überzogen. Der «Möchtegern-Soros» solle sich nicht in den USA einmischen, so der Tenor.

In den USA hat Diffamierung per Klage System. Auch wenn die Klage abgewiesen wird oder eine Verhandlung verloren geht: Der Zweifel ist gesät. Präsident Joe Biden wird so angeschwärzt, geheimes Geld von einem obskuren Schweizer zu erhalten.

Philanthropisch aktiv

Wyss hat seine Milliarden unter anderem mit dem Verkauf des Medizinaltechnikunternehmens Synthes gemacht. Er ist Mitglied der «Giving Pledge», einer Vereinigung von Milliardären, die sich zur Spende von mindestens der Hälfte ihres Vermögens verpflichtet haben.

Wyss hat laut einem Interview von 2020 in der «Bilanz» bereits den Grossteil seines Vermögens in die Wyss Stiftung mit Sitz in Washington D.C. überführt. Bislang hat er laut eigenen Angaben schon über drei Milliarden gespendet – für «Umwelt und Soziales», mittels rund 150 Projekten.

Auf Anfrage von Blick versichert die Wyss Stiftung, dass sie sich an alle Gesetze, Vorschriften und Offenlegungspflichten hält und Empfängern von Fördergeldern ausdrücklich verbiete, Gelder für Wahlkampfaktivitäten oder zur Unterstützung oder Ablehnung von politischen Parteien oder Kandidaten zu verwenden. Die FEC habe den «politisch motivierten Fall zu Recht abgewiesen».


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