Neue Details im CS-Skandal um Starbanker Khan
Auch oberster CS-Personalchef wurde überwacht und fotografiert

Die Beschattung von Starbanker Iqbal Khan war offenbar kein Einzelfall: Auch der oberste Personalchef der Credit Suisse ist laut der NZZ von der Grossbank überwacht worden.
Publiziert: 16.12.2019 um 20:33 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2020 um 07:02 Uhr
Auch Peter Goerke, oberster Personalchef der Credit Suisse, soll beschattet worden sein. Dies berichtet die NZZ am 16. Dezember 2019. Goerke verliess die Grossbank kurz danach.
Foto: Screenshot Youtube
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Ulrich Rotzinger

Ist die Beschattung von Iqbal Khan (43), Ex-Starbanker der Credit Suisse, doch kein «isolierter Einzelfall», wie CS-Boss Tidjane Thiam (57) und VR-Präsident Urs Rohner (60) immer wieder beteuerten?

Im Nachgang an die Affäre Khan sagte etwa Thiam im BLICK: «Ich habe die Überwachung von Iqbal Khan weder angeordnet noch etwas davon gewusst.» Von der Beschattung des Ex-CS-Bankers habe er erst am Tag erfahren, als alles aufflog, als die Detektive verhaftet wurden. Thiam betont, dass die Überwachung ehemaliger Mitarbeiter bei der CS nicht üblich sei.

Jetzt kommt heraus: Die Grossbank liess nicht nur Khan überwachen, auch ein weiteres Konzernleitungsmitglied wurde beschattet. Laut einem Bericht der «NZZ» belegen neue Dokumente, dass die CS Peter Goerke (56) insgesamt drei Tage lang auf Schritt und Tritt überwachen liess.

Diese Ausschnitt des Überwachungsfotos, das die NZZ publizierte, zeigt Peter Goerke. Der frühere oberste Personalchef der Credit Suisse wurde beim Betreten des Flughafens Zürich in Kloten fotografiert.
Foto: Screenshot NZZ.ch

Warum wurde der Personalchef überwacht?

Goerke ist nicht irgendwer: Zum Zeitpunkt der Überwachung vom 20. bis 22. Februar 2019 war er oberster CS-Personalchef sowie Mitglied der Konzernleitung. Nur vier Tage später verkündete Thiam, dass «Peter» die Konzernleitung verlässt und künftig als Berater innerhalb der Grossbank arbeiten werde.

Was ist passiert? Warum wurde Goerke überwacht? Das kann die «NZZ» abschliessend nicht erklären. Aber sie zeichnet detailliert nach, wie die Beschattungsaktion unter dem Decknamen «Küsnacht» während drei Tagen genau ablief:

Am frühen Morgen des 22. Februars habe die «Zielperson» ihren schwarzen Porsche mit Zürcher Kennzeichen auf dem Parkfeld 5-107 im Flughafen Zürich-Kloten abgestellt. Die «NZZ» zeigt einen Ausschnitt einer Aufnahme der Beschatter. Sie zeigt Goerke in schwarzer Lederjacke, einen blauen Schal tragend mit einem schwarzen Rucksack in der Hand, wie er das Flughafen-Gebäude betritt.

CS auf dem falschen Fuss erwischt

Das Flugzeug, das er bestiegen hat, sei mutmasslich nach Manchester geflogen. Spätabend gleichentags sei er zurückgekommen und mit dem Porsche nach Küsnacht ZH nach Hause gefahren. Die Ermittler, laut der Zeitung über einen Mittelsmann durch die Credit Suisse angeheuert, beendeten gegen Mitternacht die Beschattung des ersten Tages.

Insgesamt habe der dreitägige Beschattungsauftrag rund 12'000 Franken gekostet.

Die Credit Suisse gibt sich überrascht. Die «NZZ» druckte diese Stellungnahme der Grossbank ab: «Die zur Überwachung von Iqbal Khan durchgeführte Untersuchung von Homburger hat keine Hinweise ergeben, dass neben Iqbal Khan noch weitere Mitarbeitende der Credit Suisse beschattet wurden. Homburger hat bei der Untersuchung auch keine Hinweise identifiziert, dass Peter Goerke beschattet worden ist. Dieser Punkt ist heute, zweieinhalb Monate nach der Untersuchung von Homburger erstmals aufgekommen.»

Und weiter: «Dieses Ergebnis stützt sich u. a. auf die Befragung von involvierten Mitarbeitenden der Credit Suisse und der externen Firma ab, welche Iqbal Khan beschattet hatte. Ebenso hat Homburger ausgewählte Unterlagen wie E-Mails und mit Unterstützung des Internal Audit Buchhaltungsunterlagen geprüft und dabei ebenfalls keine Hinweise auf weitere Beschattungen von Mitarbeitenden identifiziert.»

Khan-Beschattung hiess Operation Crown

Rund sieben Monate nach der Goerke-Beschattung kam Khan an die Reihe. Er sass bis Anfang Juli noch in der CS-Konzernleitung. Heute ist der Topbanker im Sold der Rivalin UBS.

«Operation Crown» hiess laut «NZZ» der Deckname der Beschattung Khans, die am 4. September in Herrliberg ZH, nur einen Steinwurf von der Villa von CS-Boss Thiam entfernt, begann. Und in einer Tragödie endete. Der Mittelsmann der CS, der die Überwachung durch das Detektivbüro Investigo koordinierte, setzte seinem Leben ein Ende, weil er um seine Existenz fürchtete, nachdem seine Rolle in der Beschattung publik wurde.

Aus Unterlagen wie Auszügen aus Polizeiverhören weiss die Zeitung: «Orchestriert wird sowohl die Observation von Khan als auch der Sicherheitsschutz von Thiam vom CS-Sicherheitschef Boccali.» Nach der CS-Untersuchung der Beschattung durch Anwälte der Kanzlei Homburger musste der operative Chef der Bank, Pierre-Olivier Bouée (48), sowie der Sicherheitschef Boccali (48) gehen.

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