Nicht alle Anbieter sind seriös
So wählst du die richtige Spitex aus

In der Schweiz gibt es ein grosses Angebot an Spitex-Dienstleistern. Einige von ihnen ernten von Patienten oder Angehörigen aber viel Kritik. Wie kann man einen geeigneten und seriösen Anbieter finden? Blick hilft mit Tipps.
Publiziert: 14.02.2024 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2024 um 08:22 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Eine private Spitex-Firma aus dem Kanton Zürich hat mit falschen Versprechungen extrem teure Dienste an eine Schweizer Familie verkauft. Die Betroffenen fühlen sich übers Ohr gehauen. Nicht alle Anbieter sind seriös, legt dieser Fall nahe. Laut Bundesamt für Statistik – die letzten erhältlichen Zahlen gibts für das Jahr 2022 – bieten über 2700 Spitex-Dienstleister mit 61'000 Angestellten ihre Dienste an. Diese nahmen knapp 460'000 Schweizerinnen und Schweizer in Anspruch.

Wie findet man in dieser Fülle einen passenden – und vertrauenswürdigen – Spitex-Anbieter?

Verbandsmitgliedschaft als Gütesiegel

Marianne Pfister (53) ist Co-Geschäftsführerin des Dachverbands Spitex Schweiz. Sie versteht die Verbandsmitgliedschaft an sich als eine Art «Gütesiegel»: «Alle unsere Mitglieder – die rund 80 Prozent des Spitex-Marktes abdecken – müssen Bedingungen aufgrund eines Leistungsvertrages mit Kanton oder Gemeinde erfüllen.» Zudem müssten sie über eine Spitex-Bewilligung der jeweiligen Gemeinde verfügen. Der Leistungsauftrag selber definiert die geografische Ausdehnung.

Fast eine halbe Million Schweizer beanspruchen Spitex-Dienste. (Symbolbild)
Foto: Keystone
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Das müsse aber nicht heissen, dass Nicht-Verbandsmitglieder schlecht sind. Es gibt auch den Verband der privaten Spitex-Organisationen ASPS, der rund 10 Prozent des Marktes abdeckt, und dessen Mitglieder ebenso eine Spitex-Bewilligung brauchen und Vorgaben der Krankenkassen erfüllen müssen.

Was ist gedeckt, was nicht?

Beim Anspruch von Spitex-Leistungen gibt es eine klare Vorgehensweise. Zuerst muss ein Arzt eine Spitex-Hilfe verordnen, dann erfolgt eine Bedarfsabklärung durch die gewünschte Spitex. «Letztere ist die Grundlage für die Planung der individuellen Pflegeleistungen, welche durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung bezahlt werden», so Verbands-Co-Chefin Pfister.

Dabei gilt zu unterscheiden, dass die Spitex zwei Typen von Hilfe bietet: «Pflege», womit die eigentliche medizinische Versorgung gemeint ist, also Körperpflege, Wundversorgung, Medikamentenabgabe und mehr. Diese Pflegeleistungen, vom jeweiligen Arzt verordnet, sind gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) kassenpflichtig.

Anders verhält es sich beim zweiten Hilfsangebot: Betreuung und hauswirtschaftliche Dienstleistungen. Sprich, wenn die Spitex einer pflegebedürftigen Person Gesellschaft leistet oder für diese putzt oder einkauft. Diese Leistung zahlt der Kunde, ausser dies wird über eine Zusatzversicherung gedeckt, von der Gemeinde subventioniert oder über Ergänzungsleistungen abgegolten.

«Informieren Sie sich über die Kosten der Dienstleistungen und welche Finanzierungsmöglichkeiten oder -unterstützungen verfügbar sind», rät Pfister. Die Pflegebedürftigen bezahlen je nach Kanton und Gemeinde eine Patientenbeteiligung von maximal 15.35 Franken pro Tag – zusätzlich zum normalen Selbstbehalt und der Franchise. Damit hätte die eingangs erwähnte Familie schon beim Kostenvoranschlag hellhörig werden müssen: «14'000 Franken für zwei Wochen Pflegeleistungen sind extrem hoch», sagt sie und appelliert an die Eigenverantwortung der Spitex-Hilfsempfänger.

Saubere Vorabklärung zwingend

Bei der Suche nach einer guten Spitex sind Empfehlungen vom Hausarzt oder Freunden hilfreich, mit etwas Vorsicht auch online abgegebene Bewertungen. Ebenso wichtig sei es, sicherzustellen, dass die Spitex-Organisation die spezifischen Dienstleistungen anbietet, die benötigt werden.

Laut Pfister lohnt sich oft der Anruf bei der Wohngemeinde. Diese ist verpflichtet, ein Grundangebot in der ambulanten und stationären Langzeitpflege sicherzustellen und hat einen Überblick über die lokalen Anbieter von Spitex-Diensten.

Wer eine Vorauswahl getroffen hat, sollte ein persönliches Gespräch oder eine Beratung mit der entsprechenden Spitex-Organisation vereinbaren. Pfister: «So kann man Fragen stellen, das Personal kennenlernen und einen Eindruck von der Professionalität und vom Serviceangebot bekommen.»

Und natürlich gilt es, alle Vertragsbedingungen – Kündigungsfristen, Kostenregelungen und mehr – sorgfältig durchzulesen, bevor man sich für eine Spitex-Organisation festlegt. Im Zweifelsfall oder bei Misstrauen lieber den Anbieter wechseln!

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