Nicht nur Bürolisten, auch Gastro und Bau profitieren
In diesen Büezer-Branchen gibts bald mehr Lohn

Eine Untersuchung über sechsstellige Einstiegslöhne in manchen Wirtschaftszweigen sorgt für Aufsehen. Die Mehrheit kann von solchen Zahlen nur träumen. Daran ändern auch die überdurchschnittlichen Lohnerhöhungen in einigen klassischen Tieflohnbranchen nichts.
Publiziert: 23.11.2023 um 17:26 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2023 um 17:28 Uhr
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Sesselkleber, Schlipsträger, Bürolisten: Die Liste an unrühmlichen Bezeichnungen für die Grossverdiener in den Teppichetagen der Schweizer Wirtschaft ist lang. Im Finanz-, IT- und HR-Bereich dürfen schon Berufseinsteiger mit einem sechsstelligen Lohn rechnen. Das zeigt eine Untersuchung der Personalberatung Robert Half, wie Blick berichtete. Der Fachkräftemangel treibt die Löhne in diesen Branchen noch weiter nach oben.

Das sorgt für konsternierte, teils empörte Reaktionen. Für den Durchschnitt sind solche Löhne illusorisch. Der Medianlohn in der Schweiz liegt gemäss Bundesamt für Statistik (BfS) bei 6665 Franken im Monat. Aufs Jahr hochgerechnet entspricht das knapp 80'000 Franken. Sechsstellig ist das bei Weitem nicht.

Daran ändert auch der Fachkräftemangel wenig: Die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich rechnet über alle Branchen hinweg für die kommenden zwölf Monate mit einem Lohnplus von 1,9 Prozent. Das entspricht exakt der vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) fürs neue Jahr prognostizierten Inflation. Andere Prognosen gehen gar von einer noch höheren Inflation aus. Will heissen: Für den Grossteil der Bevölkerung frisst die Teuerung die Lohnerhöhung komplett auf.

Während in manchen Branchen sechsstellige Einstiegslöhne bezahlt werden, bleiben viele Büezer auf der Strecke.
Foto: keystone-sda.ch
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Lohnzuwachs nach Branchen

Doch es gibt auch für Büezer gute Neuigkeiten: In einzelnen Branchen steigen die Löhne gemäss der KOF-Prognose überdurchschnittlich – und zwar auch ausserhalb der Teppichetage. Am stärksten fällt der Lohnanstieg demnach im Gastgewerbe aus: Köchinnen und Servicepersonal dürfen mit durchschnittlich 3,5 Prozent mehr auf dem Lohnkonto rechnen.

Auf dem Bau soll es 2,2 Prozent mehr geben, ebenso im Bereich der Projektierung. Weniger gibt es unter anderem im Grosshandel (+1,3 Prozent), im verarbeitenden Gewerbe (+1,5 Prozent) und im Detailhandel (+1,6 Prozent).

Wirtschaftsbereich Veränderung der Bruttolöhne
Gastgewerbe3,5 Prozent
Bau2,2 Prozent
Projektierung2,2 Prozent
Privatwirtschaft (gesamt)1,9 Prozent
Übrige Dienstleister1,9 Prozent
Finanzdienste1,8 Prozent
Detailhandel1,6 Prozent
Verarbeitendes Gewerbe1,5 Prozent
Grosshandel1,3 Prozent

Doch selbst wenn das Gastro-Personal gemäss KOF-Prognose in den nächsten zwölf Monaten zu den grossen Gewinnern beim Lohn gehört: Von sechsstelligen Beträgen können sie weiterhin nur träumen. Der Medianlohn im Gastgewerbe liegt gemäss BfS bei 4479 Franken im Monat. Hochgerechnet aufs Jahr entspricht das knapp 54'000 Franken. Das ist halb so viel, wie Berufseinsteiger in den Bereichen HR, Finanzen und IT absahnen können. Da hilft auch der überdurchschnittliche Lohnanstieg um 3,5 Prozent wenig.

Medianlohn nach Branchen

Zu den am schlechtesten Verdienenden gehören auch die Angestellten im Detailhandel und den persönlichen Dienstleistungen. Letzteres umfasst etwa Coiffeure oder Kosmetikerinnen.

Branche Monatlicher Medianlohn in CHF
Banken10'211
Pharma10'040
Informationstechnologie9206
Grosshandel7145
Maschinenindustrie7141
Gesundheit6821
Gesamtwirtschaft6665
Landverkehr6310
Detailhandel4997
Beherbergung4488
Gastgewerbe4479
Persönliche Dienstleistungen4211
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