«Man wird blind für andere soziale Realitäten»
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Soziologe erklärt:«Man wird blind für andere Realitäten»

Parfüm-König verdrängt Ikea-Familie
Er ist der neue Reichste der Schweiz

Wachablösung bei den Superreichen: Der Franzose Gérard Wertheimer ist der neu Reichste in der Schweiz. Die Ära Kamprad an der Spitze des «Bilanz»-Rankings ist Geschichte.
Publiziert: 23.11.2023 um 22:00 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2023 um 13:58 Uhr
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Durch die Welt der Superreichen weht ein neuer Duft: Anstatt nach Pressspanplatten und Holzleim riecht es verführerisch nach Bergamotte, Zitrone und Neroli – Ingredienzien des legendären Parfüms Chanel No 5. Der in Genf wohnhafte Chanel-Mitbesitzer Gérard Wertheimer (72) ist neu der reichste Schweizer. Der Modekönig löst die Familie Kamprad nach 21 Jahren an der Spitze der 300 Reichsten in der Schweiz ab.

Die «Bilanz» schätzt das Vermögen des «stillsten Milliardärs der Modebranche» auf 41 bis 42 Milliarden Franken. Da können die Gebrüder Kamprad – die Erben des Ikea-Imperiums – nicht mehr mithalten. Peter (59), Jonas (57) und Mathias (54) haben die Kontrolle über die Ingka-Stiftung, in der der grösste Teil des Ikea-Vermögens schlummert und Gutes tut, in diesem Jahr gemäss den Statuten explizit abgegeben. In früheren Jahren wäre rein theoretisch der Zugriff aufs Milliardenvermögen immer noch möglich gewesen, jetzt nicht mehr.

Also schrumpft das Vermögen der Kamprads auf geschätzte 13 bis 14 Milliarden Franken. Was die im Waadtland aufgewachsenen Schweden mit Schweizer Pass zu den Ärmsten unter den zehn Reichsten in der Schweiz macht.

Gefragtes Ranking: Die Bilanz-Liste der 300 Reichsten in der Schweiz
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Durchschnittsvermögen von 2,65 Milliarden Franken

Einige Superreiche mussten in diesem Jahr Federn lassen, haben Milliardenvermögen verloren. Folglich ist auch das Gesamtvermögen der 300 Reichsten um 3,2 Prozent auf 795 Milliarden Franken geschrumpft.

Darben müssen die Gutbetuchten deswegen nicht, im Schnitt sitzen sie auf einem Vermögen von 2,65 Milliarden Franken. 1989, als die «Bilanz» zum ersten Mal eine Reichenliste veröffentlichen, lag dieser Wert noch bei 660 Millionen.

150 der 300 Reichsten schaffen es in die erlauchte Kategorie der Milliardäre in der Schweiz. Wie ungleich der Reichtum auch unter der Superreichen verteilt ist, zeigt ein Blick auf die Top Ten. Sie vereinigen 210 Milliarden auf sich, besitzen also ein Viertel des Vermögens der Superreichen in der Schweiz.

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Auch Top-Manager mischen mit

Wer nicht zumindest Mitbesitzer von Firmen ist, wird in der Schweiz selten superreich. Am unteren Ende der Rangliste finden sich ein paar – angestellte – Banker und andere Topmanager. Zum Beispiel UBS-Chef Sergio Ermotti (63) und, als einer der 19 Neuzugänge, UBS-Präsident Colm Kelleher (66). Auch Ex-UBS und CS-Boss Oswald Grübel (80) oder Nestlé-Präsident Paul Bulcke (69) finden sich in der zweituntersten Kategorie mit einem Vermögen von 150 bis 200 Millionen Franken wieder.

Das Beispiel Paul Bulcke zeigt: Es kann auch lukrativ sein, sich in einer einzigen Firma ganz nach oben zu arbeiten. Der belgisch-schweizerische Doppelbürger und «frankophile Genussmensch», der gerne mit dem Töff zur Arbeit fährt, feiert im nächsten Jahr sein 45-Jahr-Dienstjubiläum bei Nestlé.

Das Geld der Superreichen ist ziemlich gleichmässig über die Schweiz verteilt, auch wenn es einige Hotspots gibt. Die Reichen wohnen gerne in der Nähe der Wirtschaftsmetropole Zürich. Wobei zum erweiterten Einzugsgebiet auch einige steuergünstige Innerschweizer Kantone wie Schwyz und Zug gehören. Ebenfalls ein Reichen-Nest gibt es am Genfersee in den Kantonen Genf und Waadt. Interessant: In Appenzell Innerrhoden, Uri, Neuenburg und Jura lebt keine einzige Person, die zu den 300 Reichsten gehört.

Männer dominieren

Wenig überaschend ist die Reichstenliste männerlastig. Viele Frauen schaffen es nur als Anhängsel des erfolgreichen Ehegatten mit aufs Bild. Doch es tauchen auch immer mehr Töchter auf, die in die Fussstapfen der Gründergeneration treten und als Unternehmerinnen ihre Frau stehen. So zum Beispiel beim Maschinenbauer und Familienunternehmen Bühler, wo die «Sisters of Uzwil» Karin, Maya und Jeannine die unternehmerischen Fäden in den Händen halten. Ein Lichtblick ist auch die Abteilung Betongold: In der Immobilienbranche haben überdurchschnittlich viele Frauen das Sagen.

Einzig das Segment «Topmanagement» zeigt, dass die gläserne Decke in der obersten Teppichetage – zumindest vermögensmässig – für Frauen nach wie vor undurchdringlich ist. Unter den 300 Reichsten sind die topverdienenden Manager unter sich – gendern erübrigt sich.

Die reichste Frau der Schweiz bleibt mit einem Vermögen von 12 bis 13 Milliarden Franken Biererbin Charlene de Carvalho-Heineken. Für einen Platz in den Top Ten reicht es allerdings knapp nicht.

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