Pizza-Lieferung bleibt top, aber traditionelle Küche holt auf
So bestellt die Schweiz

Auch wenn die Restaurants nach der Pandemie längst wieder geöffnet haben, bestellen die Leute weiterhin gerne Essen in die heimische Stube. Italienische und amerikanische Speisen sind besonders beliebt – und die Schweizer Küche feiert ein Comeback.
Publiziert: 19.12.2022 um 01:25 Uhr
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Einige Pandemie-Gewohnheiten bleiben: omnipräsente Desinfektionsmittelspender etwa. Oder Essenslieferungen. Als die Restaurants geschlossen waren, boomten Lieferservices – doch das Wachstum bei Just Eat, Uber Eats und Co. hält auch nach der Pandemie an. Das zeigen die Jahreszahlen verschiedener Anbieter, darunter ein Marktbericht von Just Eat (ehemals Eat.ch), in den Blick vorab Einsicht erhielt.

«Ehrlich gesagt, war ich selber etwas überrascht, dass wir einfach weiter wachsen», sagt Lukas Streich (40), Geschäftsführer von Just Eat, der grössten Plattform für Essenslieferungen in der Schweiz.

Genaue Zahlen gibt das Unternehmen nicht bekannt. Nur so viel: Die Wachstumskurve zeigt steil nach oben. «Besonders in ländlichen Regionen, da hatten wir noch Nachholbedarf», so Streich.

Am beliebtesten sind bei Bestellungen nach wie vor Pizzen.
Foto: imago images/MIS
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Kater-Pizza und WM-Effekt

Ein Erklärungsansatz für das Wachstum nach Pandemie-Ende: Die Leute gehen wieder öfter feiern – und greifen am Wochenende verkatert zum Pizzalieferservice, statt selber zu kochen. Darauf deutet hin, dass die Bestellungen am Samstag und Sonntag, den typischen Ausgeh- und Ausnüchterungstagen, besonders stark zugenommen haben.

Derzeit spüren die Essenslieferanten ausserdem einen WM-Effekt: «An den Spieltagen – besonders dann, wenn die Schweizer Nati spielte – kriegen wir mehr Bestellungen», sagt Streich.

Die 10 beliebtesten Gerichte bei Essensbestellungen:

  1. Pizza Margherita
  2. Burger
  3. Cheese Burger
  4. Pommes frites
  5. Pizza Prosciutto e Funghi
  6. Tacos
  7. Wunschpizza
  8. Tiramisu
  9. Kebab im Taschenbrot
  10. Pizza Hawaii

Die Schweizerinnen und Schweizer bleiben sich bei der Essensauswahl treu. Pizza und Burger führen die Rangliste seit Jahren an.

Daneben sind auch vegetarische und vegane Optionen weiter auf dem Vormarsch. Uber Eats spricht in dieser Kategorie von einem Plus von 30 Prozent.

Restaurants werden Preise erhöhen

Und die traditionelle Küche feiert ein Comeback. Immer mehr Leute bestellen sich Schnitzel, Bratwurst und Cordon bleu nach Hause. «Ich erkläre mir das mit der weltpolitischen Lage», mutmasst Streich. «In Zeiten der Unsicherheit sehnt man sich nach Bewährtem.»

Inflation und Energiemangellage könnten für die Restaurants – und damit auch für Bestellplattformen wie Just Eat und Uber Eats – allerdings schon bald zum Problem werden. Ab Januar gelten die neuen Stromtarife. «Möglich, dass viele Restaurants die höheren Strompreise auf die Kundschaft abwälzen, was sich dann auf die Nachfrage auswirken könnte», befürchtet Streich.

Stammkunde bestellte für 20'000 Franken

Mit den anstehenden Festtagen haben die Lieferdienste nun aber erst einmal eine einträgliche Zeit vor sich. In den vergangenen zwölf Monaten gehörten der 27. Dezember sowie der 2. Januar bei Just Eat zu den stärksten Tagen. Viele hatten nach den Feiertagen wohl einen leeren Kühlschrank. Auch am Valentinstag wurde ausserordentlich viel bestellt.

1400 Franken betrug die höchste Rechnung für eine einzelne Bestellung bei Just Eat. Sie wurde im Kanton Luzern ausgeliefert. Bei Uber kostete die teuerste Bestellung dieses Jahr sogar mehr als 3600 Franken!

Eine Person aus dem Kanton St. Gallen hat in den letzten zwölf Monaten für über 20'000 Franken bei Just Eat bestellt. Das sind durchschnittlich fast 400 Franken pro Woche!

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