Recherche-Netzwerk deckt auf
Ärzte und Spitäler kassieren 182 Millionen von der Pharma

Im Corona-Jahr 2020 überwies die Pharmaindustrie nur noch halb so viel Geld an Ärzte wie im Vorjahr. Bei den Spitälern sprudeln die Einnahmen der Pharma aber munter weiter.
Publiziert: 09.09.2021 um 06:30 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2021 um 06:44 Uhr

Die Corona-Pandemie ist eine Gesundheitskrise, in vielerlei Hinsicht. Die meisten Schweizer Spitäler machten – so schräg es auch klingen mag – im vergangenen Jahr Verluste. Das Operationsverbot in der ersten Welle und die Mehrkosten, um Covid-19-Patienten zu behandeln, drückten auf die Kasse.

Worauf aber auch im letzten Jahr Verlass war: die Millionenspenden der Pharmabranche. Das Gesamttotal aller Gelder, die von der Pharmaindustrie an Ärzte, Spitäler, Fachgesellschaften, Patientengruppen und anderen Organisationen des Gesundheitswesens flossen, betrug 2020 rund 182 Millionen Franken. Das zeigt eine Auswertung von 60 Pharmaunternehmen in der Schweiz durch das Ringier Axel Springer Research Network. 2019 waren es rekordhohe 187,1 Millionen Franken.

Undurchsichtige Zahlungszwecke

Kräftig gewachsen sind die Gelder, welche die Pharmaindustrie den Spitälern für die klinische Forschung überwies: 82,7 Millionen Franken – im Vorjahr waren es noch 68,9 Millionen. Die Geldflüsse der Pharmabranche an die Spitäler und Gesundheitsorganisationen sind legal, vielen Aussenstehenden allerdings erscheinen sie fragwürdig.

182 Millionen Franken flossen 2020 an Ärzte, Spitäler, Fachgesellschaften, Patientengruppen und andere Organisationen des Gesundheitswesens.
Foto: Keystone
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Im Bereich Forschung und Entwicklung ist ausserdem nicht bekannt, wofür die Gelder genau eingesetzt werden. Unter dem Deckmantel des «Forschungsgeheimnisses» werden sie nur als jeweilige Gesamtsummen offengelegt.

Keine Kongresse wegen Corona

Massiv weniger Geld erhielten im letzten Jahr Ärztinnen und Ärzte: Während es im Vorjahr noch 11,4 Millionen Franken für Kongressgebühren, Beratungshonorare und Spesen waren, sind es 2020 noch gerade mal sechs Millionen Franken.

Der Rückgang der Zahlungen dürfte damit zusammenhängen, dass 2020 aufgrund der Covid-19-Situation wesentlich weniger Ärztekongresse und Weiterbildungen durchgeführt wurden.

Schweizer Pharmakonzerne sind Spendenkönige

Spitäler und Organisationen des Gesundheitswesens erhielten ebenfalls weniger finanzielle Zuwendungen: 93,4 Millionen Franken, 13 Millionen Franken weniger als im Vorjahr. Bei diesen Geldern handelt es sich meist um Sponsoring von Spitälern, Fachgesellschaften und anderen Organisationen des Gesundheitswesens. Auch dieser Rückgang dürfte mit weniger durchgeführten Weiterbildungen zusammenhängen. Sei es in Spitälern, bei Fachgesellschaften oder lokalen Ärztenetzwerken.

Die fünf zahlungsfreudigsten Pharmaunternehmen sind Novartis (29,3 Mio.), Roche (26,6 Mio.), Pfizer (19,3 Mio.), Astra Zeneca (11,5 Mio.) und Bayer (8,3 Mio.).

Seit die Pharmabranche ihre geldwerten Leistungen an das Gesundheitspersonal sowie Organisationen und Institutionen des Gesundheitssektors offenlegt (2015), flossen in der Schweiz 1,009 Milliarden Franken an Ärzte, Spitäler, Fachgesellschaften oder Patientengruppen. Allein Novartis kommt in den letzten sechs Jahren auf 140,8 Millionen Franken.

Überprüfen Sie hier Ihren Arzt

Auf der Website www.pharmagelder.ch zeigen die Medien des Ringier Axel Springer Research Network, welche geldwerten Leistungen die Pharmaindustrie Ärzten, Spitälern und anderen Institutionen der Gesundheitsbranche zukommen lässt. Die Daten stammen von 60 Pharmafirmen, die sie gemäss dem Pharma-Kooperations-Kodex des Verbandes Scienceindustries offengelegt haben. An der Auswertung waren «Beobachter», «Handelszeitung» und «Blick» beteiligt.

Auf der Website www.pharmagelder.ch zeigen die Medien des Ringier Axel Springer Research Network, welche geldwerten Leistungen die Pharmaindustrie Ärzten, Spitälern und anderen Institutionen der Gesundheitsbranche zukommen lässt. Die Daten stammen von 60 Pharmafirmen, die sie gemäss dem Pharma-Kooperations-Kodex des Verbandes Scienceindustries offengelegt haben. An der Auswertung waren «Beobachter», «Handelszeitung» und «Blick» beteiligt.

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