Rekordgewinne dank SNB
Diese Schweizer Banken verdienen am meisten Geld

Die meisten Banken haben 2023 ihre Gewinne dank höheren Zinsen gesteigert, wie eine Auswertung der «Handeslzeitung» zeigt. Selbst ohne UBS resultiert ein Topwert.
Publiziert: 15.05.2024 um 20:03 Uhr
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Aktualisiert: 16.05.2024 um 10:15 Uhr
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Michael Heim
Handelszeitung

Das vergangene Jahr war – von der zwangsverkauften Credit Suisse abgesehen – für den Schweizer Bankenplatz ein höchst lukratives. Die Gewinne sprudelten so stark wie vermutlich noch nie. Das zeigt die «Handelszeitung»-Auswertung der Geschäftsberichte der wichtigsten Banken und Bankengruppen, die gemessen an den Bilanzen für rund 90 Prozent des Schweizer Bankgeschäfts stehen (mehr zu den erfassten Banken am Ende dieses Textes).

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Dass auf dem Papier ein Rekord stehen würde, war zwar bereits klar, seit sich abzeichnete, dass die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS für gerade mal 3 Milliarden Franken zu hohen Buchgewinnen bei der Käuferin UBS führen würde. Doch auch ohne die gut 23 Milliarden Franken Gewinn der UBS erreichten die restlichen Banken im Sample der «Handelszeitung» beinahe die Grenze von 10 Milliarden Franken. Und übertreffen so das bereits gute Jahr 2021 um 30 Millionen Franken.

Für die Credit Suisse bedeutete 2023 das Ende ihrer Geschichte. Für fast alle anderen Schweizer Banken brachte das vergangene Jahr höhere Gewinne.
Foto: Keystone
Foto: Handelszeitung

Kantonalbanken insgesamt mit hohen Gewinnen

Nach der UBS am meisten Gewinn erzielte die Gruppe der Kantonalbanken mit 4,3 Milliarden Franken, auf Rang drei folgen die Raiffeisenbanken mit zusammen 1,4 Milliarden. Für sich alleine schaffte es nur die Zürcher Kantonalbank mit ihren 1,2 Milliarden Franken über die Milliardengrenze. Auf die vordersten Ränge gelangten zudem Pictet (577 Millionen Franken), Safra Sarasin (470 Millionen) und die Waadtländer Kantonalbank (469 Millionen).

Die meisten dieser Banken konnten ihre Gewinne steigern. In den Top zwanzig erlitten lediglich die Vermögensverwaltungsbanken Pictet, Julius Bär, Lombard Odier und Vontobel einen Rückgang.

Foto: Handelszeitung

Grösster Sponsor der Banken im vergangenen Jahr war die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit ihrer Zinspolitik: Die ab Sommer anziehenden Zinsen bescherten fast allen Banken stark steigende Zinsgewinne. Die meisten hoben erst einmal die Kreditzinsen an und zogen erst später auch bei der Vergütung der Guthaben der Kundschaft nach. Dieses Spiel auf Zeit wirkte sich auf ihre Margen aus.

Die Zahlen sind beeindruckend: So erzielte die Gruppe der Kantonalbanken 2023 knapp 1,6 Milliarden Franken mehr Nettoertrag aus dem Zinsgeschäft, was einem Plus von 24 Prozent entspricht. Allein die ZKB verdiente 418 Millionen Franken mehr mit dem Bilanzgeschäft. Bei der Raiffeisen legte der Zinsertrag um 20 Prozent oder eine halbe Milliarde Franken zu.

Rekordeinnahmen bei vielen Schweizer Banken

Insgesamt verdienten die betrachteten Banken 3,3 Milliarden Franken (oder 22 Prozent) mehr im Zinsgeschäft. Dies unter Ausklammerung der UBS, bei der es offenbar zu grossen Sondereffekten aus der CS-Übernahme kam, die sich innerhalb des Zinsergebnisses abzeichneten.

Foto: Handelszeitung

Vom SNB-Bonus profitierten auch Banken, die primär im Anlagegeschäft tätig sind. Bei der Safra Sarasin etwa stieg das Zinsergebnis um 44 Prozent auf 460 Millionen Franken, die Swissquote verdreifachte die Zinseinnahmen beinahe auf 213 Millionen, die Mirabaud verdoppelte immerhin noch, und die Vontobel steigerte das Zinsergebnis um 77 Prozent.

Nur die Kleinkreditbanken profitierten nicht

Interessant ist, wer nicht vom Zinsanstieg profitieren konnte: Zu den wenigen Verlierern – gerade mal fünf Banken fallen mit sinkenden Zinseinnahmen auf – gehören die Kleinkreditinstitute Cembra und Bank-now. Während die börsenkotierte Cembra 3 Prozent weniger Zinsertrag verbuchte, waren es bei der UBS-Tochter Bank-now sogar 7 Prozent.

Der Grund ist einfach: Im Kleinkredit- und Kreditkartengeschäft sind die Zinssätze nach oben gesetzlich gedeckelt. Und weil diese Obergrenzen erst spät – und nur leicht – angehoben wurden, mussten sich die Kreditbanken das Geld am Markt teurer leihen, ohne dafür bei ihren Kreditkunden und -kundinnen höhere Zinsen verlangen zu können. Für Institute, die vom Zinsgeschäft leben, ist das eine spürbare Einschränkung.

Der Aktienkurs der Cembra war 2023 denn auch deutlich rückläufig und erholte sich erst, als absehbar war, dass die Zinserhöhungen der Nationalbank ein Ende finden würden.

Safra Sarasin steigert Gewinn seit Jahren

Blickt man in der Gewinnstatistik mehrere Jahre zurück, zeigen sich vor allem im Vermögensverwaltungsgeschäft interessante Muster: Während die beiden Platzhirsche Pictet und Julius Bär nun schon das zweite Jahr in Folge sinkende Gewinne ausweisen, fallen dahinter vor allem die Safra Sarasin und die EFG auf.

Foto: Handelszeitung

Die von ihren Eigentümern bewusst fernab der Öffentlichkeit geführte Basler Bank Safra Sarasin hat mit einem Reingewinn von zuletzt 470 Millionen Franken sogar die Julius Bär überholt, die wegen ihrer debakulösen Benko-Kredite hohe Abschreiber vornehmen musste und zuletzt noch auf 453 Millionen kam. Anders als das volatile Bär-Geschäft scheint die Gewinnentwicklung bei den Safras geradezu mit dem Lineal gezogen.

Ähnlich konstant, wenn auch auf tieferem Niveau, steigt der Gewinn bei der EFG International, die im vergangenen Jahr auf Rang vier der Vermögensverwaltungsbanken kam. Die EFG scheint die 2016 lancierte Übernahme der Tessiner BSI mittlerweile gut verdaut zu haben. Interessantes Detail am Rande: Durchgeführt wurde die Akquisition vom damaligen EFG-Chef Joe Strähle, der die Tessiner Bank bereits als Chef der Safra Sarasin kaufen wollte.

Rote Zahlen gab es 2023 nur bei Credit Suisse, GAM und HSBC

Und wer sind die Verlierer auf dem Bankenplatz? Zunächst einmal natürlich die Credit Suisse, die nach einem beispiellosen Bank-Run im Frühling 2023 durch eine Übernahme der UBS gerettet werden musste. Davon abgesehen fielen 2023 nur zwei bedeutende Banken mit Verlusten auf: Der Assetmanager GAM, der seit 2018 durchgehende Verluste schreibt, landete auch 2023 mit 82 Millionen Franken in den roten Zahlen. Immerhin deutlich weniger als die 290 Millionen im Vorjahr.

Einen grossen Verlust von 353 Millionen Franken weist die Schweizer Tochter der HSBC aus. Dahinter stehen ausserordentliche und teilweise rein buchhalterische Kosten infolge einer Umstrukturierung der Gruppe, wie die Medienstelle betont. In einer operativen Betrachtung hätte HSBC einen Gewinn von 29 Millionen Franken geschrieben. An der Werthaltigkeit der Schweiz-Tochter, über die auch internationales Geschäft gebucht wird, scheint die britische Mutter nicht zu zweifeln, wurde sie doch im Februar für nicht weniger als 1,1 Milliarden Pfund intern verkauft, wie aus dem Konzerngeschäftsbericht hervorgeht.

Die übrigen Banken, die bislang ihren Geschäftsbericht 2023 publiziert haben, schafften es alle in die schwarzen Zahlen. Den grössten Gewinneinbruch verzeichnet mit 83 Prozent die seit Jahren sehr volatile Online-Bank Dukascopy. Unter den Banken mit Gewinnrückgängen finden sich zudem ein paar prominente Vermögensverwaltungsbanken: Pictet (minus 25 Prozent), Lombard Odier (minus 9 Prozent), Vontobel (minus 7 Prozent) und Mirabaud (minus 2 Prozent). Noch nicht bekannt ist das Jahresergebnis der Schweizer Niederlassung der BNP Paribas.

So kommt die Auswertung zustande

Basis dieser Auswertung sind die von den Banken in Geschäftsberichten oder Medienmitteilungen publizierten Zahlen. Wenn immer möglich, wurden Doppelzählungen mit Tochtergesellschaften (zum Beispiel Entris-Gruppe/Clientis/Valiant oder BKB/Bank Cler) eliminiert. In Einzelfällen konnte es dennoch zu Doppelzählungen kommen. In Einzelfällen wurden – wenn plausibel – Schätzungen gemacht, um fehlende Werte zu ergänzen. Zahlen in Fremdwährungen wurden zum Jahresschlusskurs in Franken umgerechnet.

Folgende Banken wurden für die Ermittlung der Totalwerte erfasst:

Aargauische Kantonalbank, Acrevis, AEK Bank, Alternative Bank Schweiz, Appenzeller Kantonalbank, Arab Bank Switzerland, Baloise Bank, Banca Stato Ticino, Bank Syz (Gruppe), Bank WIR, Bank-now, Banque Cantonale Neuchâteloise, Banque Cantonale de Fribourg, Banque Cantonale de Genève, Banque Cantonale du Jura, Banque Cantonale du Valais, Banque Cantonale Vaudoise, Banque Heritage, Barcleys Bank (Suisse), Berner Kantonalbank, BKB-Konzern (inklusive Cler), BLKB-Konzern, BNP Paribas (Suisse), BPS (Suisse), BSI, BZ Bank, CA Indosuez (Switzerland), CA Next Bank, Cembra CIC, Cornèr Bank, Credit Suisse, Deutsche Bank (Schweiz), Dukascopy, DZ Privatbank (Schweiz), Edmond de Rothschild (Suisse), EFG International, Entris-Banken, GAM, Glarner Kantonalbank, Graubündner Kantonalbank, Habib Bank, HSBC Private Bank (Suisse), Hypothekarbank Lenzburg, J. P. Morgan (Suisse) SA, Julius Bär, LLB Schweiz (Linth), Lombard Odier, Luzerner Kantonalbank, Migros Bank, Mirabaud, Nidwaldner Kantonalbank, Obwaldner Kantonalbank, One Swiss Bank, Pictet, PKB Privatbank, Postfinance, Raiffeisen-Gruppe, Rothschild & Co, Safra Sarasin, Schaffhauser Kantonalbank, Schwyzer Kantonalbank, St. Galler Kantonalbank, Swissquote, Thurgauer Kantonalbank, UBP, UBS, Urner Kantonalbank, Viseca, Vontobel, VP Bank Schweiz, Zuger Kantonalbank, Zürcher Kantonalbank.

Basis dieser Auswertung sind die von den Banken in Geschäftsberichten oder Medienmitteilungen publizierten Zahlen. Wenn immer möglich, wurden Doppelzählungen mit Tochtergesellschaften (zum Beispiel Entris-Gruppe/Clientis/Valiant oder BKB/Bank Cler) eliminiert. In Einzelfällen konnte es dennoch zu Doppelzählungen kommen. In Einzelfällen wurden – wenn plausibel – Schätzungen gemacht, um fehlende Werte zu ergänzen. Zahlen in Fremdwährungen wurden zum Jahresschlusskurs in Franken umgerechnet.

Folgende Banken wurden für die Ermittlung der Totalwerte erfasst:

Aargauische Kantonalbank, Acrevis, AEK Bank, Alternative Bank Schweiz, Appenzeller Kantonalbank, Arab Bank Switzerland, Baloise Bank, Banca Stato Ticino, Bank Syz (Gruppe), Bank WIR, Bank-now, Banque Cantonale Neuchâteloise, Banque Cantonale de Fribourg, Banque Cantonale de Genève, Banque Cantonale du Jura, Banque Cantonale du Valais, Banque Cantonale Vaudoise, Banque Heritage, Barcleys Bank (Suisse), Berner Kantonalbank, BKB-Konzern (inklusive Cler), BLKB-Konzern, BNP Paribas (Suisse), BPS (Suisse), BSI, BZ Bank, CA Indosuez (Switzerland), CA Next Bank, Cembra CIC, Cornèr Bank, Credit Suisse, Deutsche Bank (Schweiz), Dukascopy, DZ Privatbank (Schweiz), Edmond de Rothschild (Suisse), EFG International, Entris-Banken, GAM, Glarner Kantonalbank, Graubündner Kantonalbank, Habib Bank, HSBC Private Bank (Suisse), Hypothekarbank Lenzburg, J. P. Morgan (Suisse) SA, Julius Bär, LLB Schweiz (Linth), Lombard Odier, Luzerner Kantonalbank, Migros Bank, Mirabaud, Nidwaldner Kantonalbank, Obwaldner Kantonalbank, One Swiss Bank, Pictet, PKB Privatbank, Postfinance, Raiffeisen-Gruppe, Rothschild & Co, Safra Sarasin, Schaffhauser Kantonalbank, Schwyzer Kantonalbank, St. Galler Kantonalbank, Swissquote, Thurgauer Kantonalbank, UBP, UBS, Urner Kantonalbank, Viseca, Vontobel, VP Bank Schweiz, Zuger Kantonalbank, Zürcher Kantonalbank.

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