Schneemangel macht hochalpine Skigebiete zu Krisengewinnern
«Wir erleben bisher einen Rekordwinter»

Während in Skigebieten in mittleren Lagen die grüne Winterflaute herrscht, gehören die Winterhochburgen im Wallis und in Graubünden zu den Gewinnern.
Publiziert: 05.01.2023 um 00:57 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2023 um 08:55 Uhr
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Der grüne Winter verwandelt die Schweizer Skidestinationen in eine Zweiklassengesellschaft. Für die Skigebiete in der Ostschweiz, im Waadt und Jura, ja zum Teil gar im Berner Oberland wird die Luft immer dünner. In den alpinen Winterhochburgen in Graubünden und im Wallis herrscht dank Schneesicherheit hingegen Hochstimmung. «Wir profitieren von der aktuellen Situation und erleben seit Anfang Dezember einen Rekordwinter», sagt Daniel Luggen (51), Tourismusdirektor von Zermatt VS.

Der grüne Winter treibt Gäste, die in mittleren Höhenlagen Skiferien geplant hatten, in hochalpine Destinationen wie Zermatt. «Wir hatten einige Anfragen für Umbuchungen, unter anderem auch aus Österreich», sagt Nicolas Burgener (35), Geschäftsführer des Alpine Hotel Perren. Der Blick in die Bücher stimmt den Hotelier zusätzlich positiv: «Auch der Buchungsstand für Januar sieht super aus.»

Ausgebuchte Hotels und volle Pisten

Die Bergbahnen im Wallis dürfen mit Blick auf den Fünfjahresschnitt bis anhin am lautesten jubeln: plus fünf Prozent Ersteintritte und neun Prozent beim Umsatz. In vielen Gebieten sind die Schneeverhältnisse gut bis sehr gut, und praktisch alle Skipisten offen. Das Wetter hat über die Festtage ebenfalls mitgespielt.

In hochalpinen Skigebieten wie in Zermatt rauscht das Geschäft.
Foto: AFP
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Auch in der Aletsch Arena VS klingeln die Kassen. «Wir zählten im Weihnachtsgeschäft bei den Bahnen drei Prozent mehr Eintritte als im letzten Jahr, und die Hotels waren praktisch ausgebucht», sagt Mediensprecherin Monika König. In Saas-Fee VS und im Saastal ist auf den Skipisten ebenfalls mehr los als in der bereits starken letzten Saison, wie Mattia Storni (40), Leiter Marketing und Kommunikation bei Saastal Tourismus, bestätigt. «Und auch die Auslastung der Hotellerie und Parahotellerie war ausgezeichnet.»

Auch kleine Destinationen profitieren

Neben den grossen Destinationen haben auch kleinere profitiert – sofern sie über gut ausgebaute Beschneiungsanlagen wie etwa Bellwald VS verfügen. «Die Leute sind überrascht, wie gut die Pisten sind. Wir haben mehr Ersteintritte als im letzten Winter und können auch mehr Tagesgäste begrüssen», sagt Sportbahnen-Direktor David Wyssen (40).

Auch in Graubünden herrscht am Berg winterliche Stimmung. Die Bergbahnen mussten bei den Ersteintritten im Fünfjahresschnitt zwar einen Rückgang von sieben Prozent hinnehmen, legten beim Umsatz aber um sechs Prozent zu. Wie im Wallis liegt das zum Teil an den Preiserhöhungen. Den grösseren Effekt hatten jedoch die dynamischen Preismodelle. Weil die Gäste die Skitickets viel kurzfristiger kauften, mussten sie auf Rabatte verzichten.

Das Skigebiet Arosa Lenzerheide GR freut sich über Umsätze wie in den Vorjahren, so Mediensprecher Stefan Reichmuth: «Damit haben wir im Vorfeld nicht unbedingt gerechnet.» Das schöne Wetter und viele kurzfristige Ticketkäufe trugen dazu bei. Was jedoch gefehlt habe: die Winterstimmung in Zürich, Aarau und St. Gallen, mit der viele Gäste aus diesem Raum anreisen.

Bündner Hotellerie mit dickem Plus

Das hochalpine Skigebiet in St. Moritz GR liegt bei den Ersteintritten leicht über dem Fünfjahresschnitt. Auch in Samnaun GR und Scuol GR sind die Verantwortlichen mit dem Gästeaufkommen zufrieden. «Die Schneesicherheit in unseren Skigebieten hat sicherlich dazu beigetragen, dass sich einige Gäste kurzfristig für unsere Ferienregion entschieden haben», sagt Mediensprecher Roger Kreienbühl.

Noch rosiger sehen die Zahlen der Bündner Hotellerie aus. «Wir haben bei den Logiernächten im Dezember um fünf Prozent und beim Umsatz noch stärker zugelegt», sagt Ernst «Aschi» Wyrsch (61), Präsident von Hotelleriesuisse Graubünden. Die Gäste mussten für ihr kurzfristiges Buchungsverhalten in stark frequentierten Zeiten tiefer in die Taschen greifen. Diese Kurzfristigkeit bereitet Wyrsch mit Blick auf die kommenden Wochen Bauchschmerzen. «Mit den milden Temperaturen im Flachland könnte die Winterstimmung schneller verfliegen als in anderen Jahren.»

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