Schweizer Thailand-Reisende zwischen Hoffen und Bangen
«Wir fühlen uns total ausgeliefert»

Seit Thailand die Einreisebestimmungen diese Woche verschärft hat, sind viele Schweizer Touristen verunsichert. Können sie anreisen? Oder sollen sie die Ferien lieber gleich stornieren? Zwei Betroffene erzählen.
Publiziert: 23.12.2021 um 19:47 Uhr
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Aktualisiert: 23.12.2021 um 20:00 Uhr
Sarah Frattaroli

«Wir sind verunsichert, wie es weitergehen soll. Absagen oder zuwarten?» Dieser Blick-Leser bringt die aktuelle Stimmung vieler Thailand-Reisenden auf den Punkt. Am Dienstag haben die thailändischen Behörden angekündigt, dass bis mindestens 4. Januar keine sogenannten Thailand-Pässe mehr ausgestellt werden. Und ohne Thailand-Pass gibt es auch keine quarantänefreie Einreise.

Betroffen von den verschärften Einreisebestimmungen ist unter anderen Florian M.* (40) aus Freienbach SZ. Er will am 30. Dezember für zwei Monate nach Thailand fliegen. Der Schwyzer möchte sich eine Auszeit auf der Trauminsel Koh Samui gönnen, vor Ort aber auch arbeiten – sein Job in der IT lässt das auch unter Palmen zu. Den Thailand-Pass hat er letzte Woche beantragt, noch vor der Verschärfung. Erhalten hat er ihn Tage später noch nicht. «Ich sitze wie auf Nadeln!»

«Meine Wohnung ist schon untervermietet»

Florian M. fürchtet nicht nur um seine Ferien. «Wenn ich den Thailand-Pass nicht rechtzeitig kriege, sitze ich buchstäblich auf der Strasse. Meine Wohnung ist für den Zeitraum untervermietet.» Im Notfall kann M. umbuchen, nach Phuket statt Bangkok fliegen. Dort gibt es eine Spezialregelung, die Quarantäne in der «Sandbox». Reisende können sich frei zwischen Hotel, Strand und Touristenattraktionen bewegen. Von der Insel runter dürfen sie aber eine Woche lang nicht.

Martin Allgäuer (l.) und sein Partner wollen im März 2022 nach Khao Lak in Thailand reisen.
Foto: Zvg
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Für Florian M. hat diese Notlösung aber einen Haken. «Das hätte Mehrkosten von mehreren Tausend Franken zur Folge. Ich müsste einen neuen Flug buchen und ein Hotel auf Phuket, obwohl ich schon eine Unterkunft auf Koh Samui bezahlt habe.»

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«Würde am liebsten umbuchen»

Noch etwas mehr Zeit, um umzudisponieren hat Martin Allgäuer (49) aus Regensdorf ZH. Er fliegt mit seinem Partner im März nach Thailand für Urlaub im Strandort Khao Lak. «Wir reisen seit Jahren regelmässig hin, haben viele Freunde dort.» Corona hat die regelmässigen Besuche die letzten Jahre verunmöglicht – und tut dies nun möglicherweise erneut.

Die Unsicherheit belastet Allgäuer. «Wir würden unsere Reise am liebsten heute schon umbuchen.» Das Problem: Sein Reiseveranstalter Tui lasse das nicht zu. «Wenn die thailändischen Grenzen im März offen sind, zwingt mich das Reisebüro, hinzufliegen.» Bei der Buchung habe das Reisebüro ihm noch Flexibilität und Kulanz versprochen. «Jetzt kommen sie wie die Versicherung mit dem Kleingedruckten. Ich fühle mich total ausgeliefert», ärgert sich Allgäuer. Einzig im Fall einer Quarantäne könne er umbuchen.

Tui-Sprecherin Milica Vujcic widerspricht. «Wir zwingen niemanden, nach Thailand zu reisen.» Eine Umbuchung sei aber je nach gebuchter Leistung tatsächlich mit zusätzlichen Gebühren verbunden. Wenn Allgäuer den Aufpreis nicht bezahlen will, bleibt ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass Thailand die Bestimmungen bis im März wieder lockert.

Gute Nachrichten für Florian M.

Derweil gibt es für Florian M. gute Nachrichten: Wenige Stunden nach seinem Telefonat mit Blick erhält er seinen Thailand-Pass doch noch! Er hat ihn gerade noch rechtzeitig beantragt, die thailändischen Behörden drücken ein Auge zu. Andere haben weniger Glück.

Am 4. Januar will die thailändische Regierung entscheiden, wie es mit dem Tourismus weitergeht. Das Land ist stark von gut betuchten Schweizern und anderen Besuchern abhängig. Das nährt die Hoffnung, dass auch die Grenzen bald wieder für alle offen sind.

* Name geändert

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