Schwierige Zeiten für die Immobilienbranche
Livit-CEO warnt vor Konkurswelle

Andreas Ingold (58), CEO des Schweizer Immobilienbewirtschafter Livit, hält nichts von dem vom Parlament geplante Corona-Mieterlass für Geschäftsmieter. Die schwierigen Zeiten kommen erst noch, warnt er in einem Interview.
Publiziert: 24.09.2020 um 11:55 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2020 um 14:59 Uhr
Livit-CEO Andreas Ingold (58) warnt vor den schwerwiegenden Folgen der Corona-Krise: «Die schwierigen Zeiten liegen noch vor uns, es ist auch mit Konkurswellen zu rechnen», sagt er gegenüber der «Handelszeitung».
Foto: SVIT Schweiz
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Andreas Ingold (58) leitet seit zwölf Jahren den grössten Schweizer Immobilienbewirtschafter Livit. In einem Interview mit der «Handelszeitung» warnt er nun vor den schwerwiegenden Folgen der Corona-Krise: «Die schwierigen Zeiten liegen noch vor uns, es ist auch mit Konkurswellen zu rechnen», sagt er gegenüber der Zeitung.

Von den politischen Vorschläge zur Krisenbewältigung in seiner Branche hält er nicht viel. Den vom Parlament geplanten Corona-Mieterlass lehnt er entschieden ab. Dieser sieht vor, dass für Geschäftsmieten bis monatlich 20'000 Franken die Mieter für die Zeit während der Zwangsschliessung nur 40 Prozent der Miete bezahlen müssen. Die Vermieter übernehmen die restlichen 60 Prozent.

Gegen einen Corona-Mieterlass

«Das ist nicht zu akzeptieren», sagt er dazu im Interview. Die Regulierungen hätten in den letzten Jahren ohnehin schon massiv zugenommen. Ingold setzt stattdessen auf partnerschaftliche Vereinbarungen zwischen Mieter und Vermieter. «Dass dies möglich ist, zeigt die Praxis. Wir allein haben bereits rund 800 Lösungen realisiert», so der Livit-CEO.

Livit ist ein Tochterunternehmen von Swiss Life und bewirtschaftet derzeit über 180'000 Objekte und knapp 3 Millionen Quadratmeter Gewerbeflächen. «Wir hatten über 2200 Mietzinsstundungs- und Reduktionsgesuche von Gewerbe- und Retailmietern», so Ingold. Die Eigentümer hätten sich grösstenteils sehr kulant gezeigt und auch die Miete für ein bis zwei Monate erlassen.

Trend zu grösserem Wohnraum

Die Krise hat aber nicht nur negative Auswirkungen auf die Immobilienbranche: So zeigte der Lockdown laut Ingold, wie wichtig attraktiver Wohnraum sei. Daher werde der Wohnraum als Oase und Wohlfühlzone sowie Rückzugsmöglichkeit an Bedeutung gewinnen. «Aufgrund der Homeoffice-Erfahrungen der letzten drei Monate könnte der Trend zu grösseren Wohnungen ein realistisches Szenario sein und auch die steigende Attraktivität von Wohnraum auf dem Land», fügt er an.

Zudem habe die Coronakrise der Digitalisierung der Branche einen Schub verliehen: Diese werde sich «weiter signifikant auf unsere Arbeitswelt, das Bauen und die Nutzer auswirken», so Ingold. Die Digitalisierung spielt auch für die Zukunft von Livit eine grosse Rolle. Der Immobilienbewirtschafter arbeitet derzeit an einem digitalen Ökosystem, das bis Ende des Jahres starten soll. Dort sollen Eigentümer, Mieter und Lieferanten auf einer Plattform zusammenkommen. «Wenn ein Mieter beispielsweise von Zürich nach Basel umzieht, haben wir ein Interesse daran, dass er in Basel auch wieder in eine von Livit betreute Wohnung einzieht», so der 58-Jährige. (dvo)

Corona treibt Digitalisierung auf dem Bau voran

Der Lockdown hatte auch für die Baubranche weitreichende Folgen. Mehrere Baustellen mussten stillgelegt werden, weil die Abstand- und Hygieneregeln nicht eingehalten werden konnten. Die Coronakrise hat die Digitalisierung auf dem Bau laut dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) deshalb weiter vorangetrieben. Technische Hilfsmittel wie Tablets, Drohnen und sonstige digitale Arbeitsgeräte kommen auf dem Bau bald ebenso selbstverständlich zum Einsatz wie die Maurerkelle. «Es ist unsere Aufgabe als Berufsverband, dass wir die Aus- und Weiterbildung und damit insbesondere die Berufslehren und die Karrieremodelle konsequent darauf ausrichten», Matthias Engel (41), Mediensprecher des SBV.

Derzeit sind in der Schweiz über 19'000 Stellen in der Bau- und Immobilienwirtschaft unbesetzt, wie aktuelle Zahlen aus der Jobradar-Studie der Firma x28 zeigen. Alleine im Bereich Building Information Modelling (BIM) – mit der Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst werden können – fehlen laut der Hochschule Luzern rund 500 Fachleute. Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, startet die Hochschule im Herbst den neuen Studiengang «Digital Construction». Rund 200'000 Franken hat sie bisher in den neuen Studiengang investiert. Er soll nach den Semesterferien mit 25 bis 30 Studenten starten. (dvo)

Auf dem Bau kommen immer häufiger digitale Werkzeuge zum Einsatz.
zvg

Der Lockdown hatte auch für die Baubranche weitreichende Folgen. Mehrere Baustellen mussten stillgelegt werden, weil die Abstand- und Hygieneregeln nicht eingehalten werden konnten. Die Coronakrise hat die Digitalisierung auf dem Bau laut dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) deshalb weiter vorangetrieben. Technische Hilfsmittel wie Tablets, Drohnen und sonstige digitale Arbeitsgeräte kommen auf dem Bau bald ebenso selbstverständlich zum Einsatz wie die Maurerkelle. «Es ist unsere Aufgabe als Berufsverband, dass wir die Aus- und Weiterbildung und damit insbesondere die Berufslehren und die Karrieremodelle konsequent darauf ausrichten», Matthias Engel (41), Mediensprecher des SBV.

Derzeit sind in der Schweiz über 19'000 Stellen in der Bau- und Immobilienwirtschaft unbesetzt, wie aktuelle Zahlen aus der Jobradar-Studie der Firma x28 zeigen. Alleine im Bereich Building Information Modelling (BIM) – mit der Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst werden können – fehlen laut der Hochschule Luzern rund 500 Fachleute. Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, startet die Hochschule im Herbst den neuen Studiengang «Digital Construction». Rund 200'000 Franken hat sie bisher in den neuen Studiengang investiert. Er soll nach den Semesterferien mit 25 bis 30 Studenten starten. (dvo)

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