SGKB-Anlagechef Thomas Stucki
«Konsumenten sind die grossen Profiteure des starken Frankens»

Fluch oder Segen? Für Thomas Stucki von der St. Galler Kantonalbank ist die Antwort klar: Er sieht den starken Franken als Segen für Konsumenten und Ansporn für die Industrie.
Publiziert: 12.06.2024 um 20:33 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2024 um 10:10 Uhr
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

«Der starke Franken – Fluch oder Segen?», fragt Thomas Stucki (61), Anlagechef der St.Galler Kantonalbank an einer Veranstaltung in die Runde. Für die meisten Menschen in der Schweiz ist die Stärke unserer Währung ein Segen, so die eindeutige Antwort von Stucki: «Die Konsumenten sind die grossen Profiteure des starken Frankens».

Klar: Es gibt auch die Exportindustrie, die seit Jahren über den «Fluch des starken Frankens» stöhnt, weil ihre Produkte immer teurer werden. Gleichzeitig ist die harte Währung aber auch ein Segen: «Das ist ein permanentes Fitnessprogramm für die Industrie», so Stucki im Gespräch mit Blick. «Die Unternehmen sind gezwungen, innovativ und effizient zu sein.»

Qualitätsbewusste Schweizer

Das schaffen sie seit Jahren mit grossem Erfolg: Lindt-&-Sprüngli-Schokalade, Schindler-Lifte oder Stadler-Rail-Züge sind rund um den Globus Verkaufsschlager – trotz des teuren Frankens.

Für Thomas Stucki ist klar: Der starke Franken ist vor allem ein Segen.
Foto: Daniel Ammann
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Davon profitieren auch die Arbeitskräfte in der Schweiz. Denn effizient heisst in der Schweiz nicht zwingend Jobabbau in grossem Stil, wie die tiefe Arbeitslosenquote und der Fachkräftemangel zeigen. Im Gegenteil, die Fähigkeiten guter Arbeitskräfte sind sehr gefragt. «Das Qualitätsbewusstsein bei Handwerkern und Angestellten zum Beispiel in der Produktion ist um einiges ausgeprägter als in anderen Ländern», so Stucki. Dafür werden sie auch besser bezahlt.

Billigere Importe

Werden die Angestellten nach getaner Arbeit zu Konsumenten, können die meisten vom starken Franken profitieren. Dank diesem ist die Teuerung in der Schweiz wesentlich tiefer als in umliegenden Ländern, sind die Zinsen zwar auch gestiegen, aber nicht in schwindelerregende Höhen.

Denn die Härte des Frankens verbilligt die Importe, etwa von Rohstoffen oder Energie wie Öl, Gas oder Benzin. Wäre der Franken nicht so stark, hätte die teure Schweiz noch ein viel höheres Preisniveau. Fahren die Konsumenten zum Einkaufen oder für Ferien ins Ausland, ist ihr Geld dort einiges mehr wert.

Einziger Wermutstropfen: Weil sich viele Preise in Ausland sehr stark verteuert haben, wird dieser Vorteil teilweise aufgefressen.

Franken bleibt stark

Doch dafür ist auf den Franken Verlass: Nach einer Schwächephase zwischen Januar und Mai ist er schon wieder auf dem Weg zu alter Stärke – sowohl gegenüber dem Euro als auch dem Dollar. Das hat viele Gründe: «Die tiefere Teuerung stärkt den Franken, das Vertrauen in den Euro sinkt, der Mythos des Frankens als sicherer Hafen ist ungebrochen», erklärt Stucki.

Kommt dazu, dass die Nationalbank weiterhin daran interessiert ist, ihren riesigen Berg an Devisenreserven abzubauen. Dafür wird sie Schweizer Franken kaufen müssen, was dessen Wert weiter anwachsen lässt.


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