«Die UBS darf ehemalige CS-Kunden auch rauswerfen»
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Bankenexperte über CS-Ende:«Die UBS darf ehemalige CS-Kunden auch rauswerfen»

UBS-Boss Sergio Ermotti gibt den Tarif durch
Rote Linien sorgen für rote Köpfe bei CS-Mitarbeitenden

Die Credit Suisse ist Geschichte. Und die UBS sorgt gleich für rote Köpfe bei ihren neuen Mitarbeitenden – mit strikten Verhaltensrichtlinien.
Publiziert: 13.06.2023 um 00:14 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2023 um 07:44 Uhr
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Jetzt hat die UBS die Credit Suisse definitiv geschluckt. Und gibt gleich mal den Tarif durch – wie bereits im Vorfeld mehrfach angekündigt. Trotzdem kommt die Ankündigung strikter Verhaltensrichtlinien bei CS-Mitarbeitern gar nicht gut an. Es entstehe so der Eindruck von den guten und den schlechten Bankern, vernimmt Blick aus Bankkreisen.

Stein des Anstosses, den die «Financial Times» enthüllt hat: Das britische Finanzmedium schreibt von «roten Linien», die CS-Mitarbeitende vom ersten Tag der Übernahme an nicht überschreiten sollten. Knapp zwei Dutzend strenge Regeln hat das UBS-Management aufgestellt, um die neuen Kollegen zu bändigen.

Zu den verbotenen Aktivitäten gehören laut dem Bericht die Aufnahme von Kunden aus Ländern wie Libyen, Russland, Sudan und Venezuela sowie die Lancierung neuer Produkte ohne Zustimmung der UBS-Manager. Auch ukrainische Politiker und Staatsunternehmen würden gesperrt, um mögliche Geldwäsche zu verhindern.

Seit Montag ist die Credit Suisse keine eigenständige Bank mehr.
Foto: IMAGO/Manuel Stefan
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Für grosse Kredite um Erlaubnis fragen

Die Liste der Einschränkungen umfasst laut Bericht elf finanzielle und zwölf nicht-finanzielle Risiken und wurde von der Compliance-Abteilung verfasst. Zudem müssen die CS-Banker künftig um Erlaubnis bitten, wenn sie mit Vermögenswerten wie Yachten, Schiffen und Immobilien besicherte Kredite von über 60 Millionen US-Dollar vergeben wollen. Eine lange Zeit verbreitete Praxis bei der Betreuung superreicher Kunden.

Weder die UBS noch die CS wollten diese Informationen der «Financial Times» kommentieren. Auch wenn sich nun CS-Mitarbeiter an der Art der Kommunikation stören, sich plötzlich am Gängelband der neuen Eigentümerin fühlen, so kommen die Handlungsanweisungen nicht überraschend.

So hatte UBS-Präsident Colm Kelleher (66) bereits letzten Monat vor der «kulturellen Kontamination» durch die neuen Kollegen gewarnt und ergänzt: «Wir werden die Messlatte für neue Mitarbeitende bei der UBS sehr hoch ansetzen.» Dabei hatte Kelleher vor allem die «ausser Kontrolle» geratene Investmentbank der CS gemeint.

Keine Kompromisse beim Risiko

Im Bereich Risikobereitschaft herrscht bei der CS seit gestern Montag null Toleranz. Das haben Kelleher und UBS-Chef Sergio Ermotti (63) in einem «offenen Brief» unmissverständlich klargemacht: «Wir setzen weiterhin auf unsere starke UBS-Unternehmenskultur, unseren konservativen Risikoansatz und unsere hohe Servicequalität – und werden dabei keinerlei Kompromisse eingehen.»

Ganz im Sinne eines sauberen Finanzplatzes, wie auch der Rechtsexperte Peter V. Kunz (58) bei Blick TV betont: «Es geht darum, riskante Finanzprodukte und riskante grössere Kunden zu reduzieren. So ist man sicherer, dass man diese Risikobereiche, die auch zum Untergang der CS geführt haben, im Griff haben kann.»

Trotzdem sorgen die roten Linien nun für rote Köpfe bei CS-Mitarbeitenden. Kommunikativ war der Start der neuen UBS also gerade für die neuen Angestellten nicht optimal, um es mal gelinde auszudrücken.

Ein Zehntel bereits weg

Ganz grundsätzlich will der Schweizerische Bankenpersonalverband auch noch ein Wörtchen mitreden beim bevorstehenden Personalabbau. «Der SBPV verlangt transparente Kommunikation und Verhandlungen auf Augenhöhe», heisst es in einer Medienmitteilung. Ziel müsse der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze in der Schweiz sein.

Einige CS-Mitarbeitende haben gar nicht erst auf die roten Linien oder den blauen Brief gewartet – und die Bank freiwillig verlassen, wie UBS-Boss Ermotti im Schweizer Fernsehen SRF bestätigt: «Es ist wahr, dass circa 10 Prozent der Arbeitskräfte in den letzten Monaten – auch schon vor der Übernahme – gegangen sind.»

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