Über 67'000 neue Wohnungen
Bauen in die Höhe könnte Wohnungsnot massiv lindern

Damit wäre das Wohnungsangebot auf der Höhe: Die Immobilienberatungsfirma Iazi sieht mittels Aufstockungen Potenzial für über 67'000 neue Wohnungen in der Schweiz, ohne dass mehr Bauland nötig wäre. Vermehrtes Bauen in die Höhe ist wohl unumgänglich.
Publiziert: 12.05.2023 um 10:41 Uhr
|
Aktualisiert: 12.05.2023 um 11:37 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_293.JPG
Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Das Thema Wohnungsnot beschäftigt die Schweiz. Vorschläge zur Linderung, die heute an einem Roundtable mit Bundesrat Parmelin in Bern besprochen werden, gab es sowohl vom Mieterinnen- und Mieterverband als auch von der Immobilienberatungsfirma Iazi im Vorfeld.

Besonders ein Vorschlag von Iazi sorgt für Gesprächsstoff. Es geht um Aufstockungen. Im Vorschlagspapier von Iazi wird allein für Zürich ein Potenzial von 30'000 neuen Wohnungen geortet, wenn auf die Hälfte der Wohnhäuser ein zusätzliches Stockwerk gebaut würde. Bei einem Durchschnitt von drei Zimmern gäbe es so zusätzlichen Wohnraum für rund 60'000 Personen, ohne einen Quadratmeter mehr Bauland zu beanspruchen.

Wie der «Tages-Anzeiger» ausführt, könnten laut Iazi in den fünf grössten Schweizer Städten mit dieser Methode sogar über 67'000 neue Wohnungen entstehen – Wohnraum für rund 135'000 Personen.

Die Wohnungsnot hält an – mehr Wohnungen zu bauen, ist aber wegen wenig Platz und strengen Vorschriften schwierig.
Foto: imago/photothek
1/5

Umstrittene Durchführbarkeit

Ist dieser Vorschlag in der Realität überhaupt umsetzbar? Der Schweizerische Baumeisterverband meint ja. Bauherren müssten bei energetischen Sanierungen oder Ersatzneubau-Projekten die Gebäude jeweils erhöhen. Hierfür müsste von Behördenseite auch der rechtliche Rahmen erstellt werden, der eine zusätzliche Ausnutzung des Grundstücks relativ umstandslos ermöglicht.

Das Problem sind hierbei nämlich Einschränkungen beim Baurecht, etwa mit einer Limitierung der erlaubten Anzahl Stockwerke aus Rücksicht auf das Ortsbild. Ferner dürften denkmalgeschützte Gebäude nicht aufgestockt werden. Bei anderen Gebäuden bestehen möglicherweise Bedenken wegen der Baustatik.

Im «Tages-Anzeiger» rechnet Architektin Sibylle Wälti damit, dass in der Stadt Zürich das Aufstockungspotenzial lediglich bei etwa 8500 Wohnungen liegt, also Platz für 17'000 Personen böte. Das wäre nur ein Drittel des von Iazi ausgewiesenen Potenzials.

Es muss in die Höhe

Trotzdem wäre das schon ein wesentlicher Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot. Nur: Es reicht nicht, allein behördliche Regelungen auszuhebeln und Baubewilligungen zu beschleunigen. Aufstockungen sind komplex: Für die Eigentümer lohnt sich eine Aufstockung eigentlich erst wirklich, wenn mehrere Stockwerke hinzugefügt werden dürfen. Während der Bauarbeiten müssten derweil Mieter ausziehen und anderswo Wohnraum beanspruchen. Einsprachen sowohl von Mietern als auch Anwohnern könnten Aufstockungen ebenfalls erschweren.

Schnelle Abhilfe des Wohnungsnot-Problems bieten Aufstockungen nicht. Grundsätzlich zeigt sich aber seit Jahrzehnten, dass Verdichtung früher oder später zum Bauen in die Höhe zwingt. Die Skyline des New Yorker Stadtteils Manhattan rührt vor allem daher, dass auf 60 Quadratkilometern Fläche 1,7 Millionen Menschen wohnen. Im Zürcher Vorort Dübendorf entstehen aktuell auch immer mehr Wohnungen in Hochhäusern.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.