Lage spitzt sich laut Raiffeisen-Studie zu
Mietwohnungen werden noch knapper

Während sich der Eigenheimmarkt abkühlt, steigt die Anspannung bei den Mietwohnungen. Dies geht aus einer Raiffeisen-Studie hervor. Für die Lösung des Problems seien unkonventionelle Ideen gefragt.
Publiziert: 11.05.2023 um 11:24 Uhr
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Aktualisiert: 11.05.2023 um 12:01 Uhr
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Für Mieterinnen und Mieter in der Schweiz bleibt die Lage angespannt. Dies geht aus der Studie «Immobilien Schweiz 2. Quartal» von Raiffeisen hervor.

In immer mehr Regionen werden Mietwohnungen knapper, so Raiffeisen. Online sind 33 Prozent weniger Mietwohnungen ausgeschrieben als letztes Jahr. Eine Besserung sei weder von der Angebots- noch von der Nachfrageseite zu erwarten.

Bis jetzt planen Investoren trotz sinkender Leerstände und bald deutlich steigender Mieten nicht vermehrt zu bauen. Der Grund: steigende Baupreise, erhöhte Finanzierungskosten und immer höhere administrative Hürden.

Die Lage auf dem Mietwohnungsmarkt ist angespannt – laut einer Raiffeisen-Studie wird es tendenziell noch schlimmer.
Foto: Keystone
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Leerwohnungen am falschen Ort

Zwar liege die Leerwohnungsziffer derzeit mit 1,31 Prozent deutlich über dem langjährigen Schnitt von 1,07 Prozent. Solche Durchschnittsbetrachtungen verdeckten allerdings, dass der Markt in einigen Regionen bereits völlig ausgetrocknet sei. Die noch leerstehenden Wohnungen seien meist am falschen Ort.

«Spätestens nächstes Jahr dürfte die Leerwohnungsziffer den Mittelwert dann gar deutlich unterschreiten», sagt Martin Neff (62), Chefökonom von Raiffeisen Schweiz. Mit der Wohnraumverknappung werde Wohnen für immer mehr Haushalte folglich deutlich teurer, zumal es bald zu mehreren Referenzzinssatzerhöhungen kommen dürfte.

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Wege zur Linderung der Wohnungsknappheit

Zwar dürften steigende Wohnkosten laut Neff zu Verhaltensanpassungen führen: Etwa, indem der Flächenbedarf pro Kopf zurückgeht. Im aktuellen Marktumfeld weise aber vieles darauf hin, dass der Markt die Probleme nicht von selbst lösen kann. Gefordert ist somit die Politik.

«Von Nutzungseinschränkungen von Ferienwohnungen über die Förderung von Wohnungstauschbörsen bis hin zum Überdenken des Denkmalschutzes und einer Verflüssigung des Baulandes sind viele, durchaus unkonventionelle Lösungsideen denkbar», hält Neff fest. Ohne schmerzhafte Güterabwägungen und einschneidende Kompromisse sei der Wohnungsnot nicht beizukommen.

Abkühlung im Eigenheimmarkt

Immerhin schliesst sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage beim zuletzt überhitzten Eigenheimmarkt etwas. Im Vergleich zu den Tiefstständen während der Corona-Pandemie werden aktuell wieder 17 Prozent mehr Einfamilienhäuser und 16 Prozent mehr Eigentumswohnungen, mehrheitlich aus dem Bestand, auf Onlineportalen zum Verkauf angeboten.

Dazu ist auch die Nachfrage gesunken. Die Zahl der Suchabonnements für Eigentumswohnungen und für Einfamilienhäuser sei unter das Vor-Corona-Niveau gefallen. Wohl auch, weil Einfamilienhäuser weiterhin teuer sind: Allein im ersten Quartal 2023 sind sie im Vorjahresvergleich nochmals um 6,1 (Eigentumswohnungen um 7,5 Prozent) teurer geworden.


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