Wegen der Negativzinsen!
Werden Hypotheken bald teurer?

In den vergangenen Jahren sank der Hypozins auf Rekordwerte. Die Politik der Negativzinsen kann den Trend aber brechen. Wie lange gibt es noch billiges Geld für das Eigenheim?
Publiziert: 06.01.2020 um 23:46 Uhr
|
Aktualisiert: 07.01.2020 um 13:11 Uhr
Geld für das Eigenheim gibt es so günstig wie noch nie.
Foto: Getty Images
1/7

Der Zeitpunkt für ein Leben auf Pump ist gut. Die Zinsen sind im Keller. Die Banken vergeben grosszügig Kredite. Hypotheken sind günstiger als je zuvor. Das alles ist eine Folge der ultratiefen Zinspolitik der letzten Jahre.

Das Problem: Die Tiefzinspolitik kann auch das Gegenteil bewirken. Comparis-Finanzexperte Frédéric Papp warnt in einer aktuellen Mitteilung davor, dass der Hypozins in Zukunft wieder steigt – trotz Negativzinspolitik. Oder besser: wegen der Negativzinspolitik!

Das Argument: Die Negativzinsen machen das Sparen unattraktiv. Spareinlagen werden in der Folge umgeschichtet – etwa in Wertpapiere, Gold oder Bargeld.

Weniger Geld zur Refinanzierung

Passiert das im grossen Stil, ist weniger Geld für die Refinanzierung von Hypothekargeschäften vorhanden. Es kommt zu einer Verknappung des Angebots. «Die logische Antwort auf eine Verknappung sind höhere Preise, also höhere Hypothekarzinsen», so Papp.

«Je länger die Negativzinsphase dauert, umso grösser werden die Anreize, auch unkonventionellere Strategien zur Umgehung von Negativzinsen zu entwickeln», sagt der Finanzexperte. «Stichworte sind Kryptowährungen wie Bitcoin oder Derivate.»

Ob es dazu kommt, hänge im Wesentlichen von der künftigen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ab, glaubt Papp. Der Experte prognostiziert, dass die EZB an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten wird. «Der Spielraum für die SNB für Zinserhöhungen bleibt somit äusserst eng», so Papp.

Hypo-Zinsen steigen leicht

Die SNB hat zuletzt im September über die Zinspolitik befunden. Demnach gilt ein Leitzins von –0,75 Prozent. SNB-Präsident Thomas Jordan schliesst eine weitere Korrektur nach unten nicht aus. Im BLICK-Interview sagte er Mitte Dezember: Eine weitere Verschärfung «können wir nicht ausschliessen». Im Moment sei eine weitere Senkung jedoch nicht nötig.

Und wie haben sich die Hypo-Zinsen nun entwickelt? Im Schlussquartal des Jahres 2019 kletterte der Richtzins für eine zehnjährige Festhypothek auf bis zu 1,10 Prozent. Das sind etwas mehr als im Rekordtief vom August 2019, wie Comparis errechnet hat

Zum gleichen Ergebnis kommt der Vergleichsdienst Moneypark. «Die Hypothekarzinssätze sanken im ersten Halbjahr 2019 massiv, bevor ab Ende August eine eher leichte aber stetige Aufwärtsbewegung einsetzte», heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag.

Sommer 2019 war am attraktivsten

Der Sommer 2019 war also die attraktivste Zeit, um eine Hypothek aufzunehmen. Mittlerweile hat sich die Situation geändert. Und was passiert 2020? Comparis-Experte Papp rechnet «mit leichten Ausschlägen nach oben oder unten». «Über alle Laufzeiten.»

Ein Vergleich der Angebote lohnt sich jedenfalls. Für eine zehnjährige Festhypothek wird je nach Institut ein Zins von 1,40 Prozent im Maximum und 0,82 Prozent im Minimum eingefordert.

Bei einem Hypothekarvolumen von 500'000 Franken beträgt das Sparpotenzial so rund 2900 Franken pro Jahr, wie Comparis mit dem Hypothekenvermittler HypoPlus errechnet hat. (ise)

Bitte melde dich für eine Teilnahme an!
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.