Wegen steigender Hypozinsen
5-Sterne-Hotel ist jetzt günstiger als eigene Ferienwohnung

Der Besitz einer Ferienwohnung reisst ein tiefes Loch in die Haushaltskasse. Die meisten Leute fahren mit Ferien im Hotel deutlich besser.
Publiziert: 26.05.2023 um 16:02 Uhr
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Wer sich jetzt noch eine Ferienwohnung kauft, darf sich definitiv zur Oberschicht zählen. Die Kosten eines Zweitwohnsitzes in den Schweizer Bergen schlagen mit jährlich rund 50'000 Franken zu Buche, wie der UBS Alpine Property Focus zeigt. So viel fällt für Unterhalt, Eigenmietwert und Kapitalkosten für ein Objekt mit einem Kaufpreis von einer Million Franken an. Vorausgesetzt, der Käufer oder die Käuferin hat die Wohnung zu einem Hypothekenzinssatz von rund drei Prozent erworben. Die hohen Kosten dürften Eigentümer vermehrt zu einem Verkauf animieren.

Die Ferien in der eigenen Ferienwohnung sind ein absoluter Luxus. Das zeigt sich besonders deutlich, wenn man die Kosten auf eine Ferienwoche herunterbricht. Ferienwohnungen sind durchschnittlich elf Wochen pro Jahr belegt. Damit berappen Eigentümer für sieben Tage 4545 Franken – oder fast 760 Franken pro Nacht. Da schläft man in den meisten 5-Sterne-Hotels im Land günstiger. «Die Attraktivität einer eigenen Ferienwohnung hat gegenüber Hotelferien deutlich abgenommen», sagt UBS-Ökonom Maciej Skoczek (36).

Kosten haben sich verdoppelt

Noch vor zwei Jahren hat eine vergleichbare Ferienwohnung mit 25'000 Franken pro Jahr nur halb so hohe Kosten verursacht. Neben der deutlich günstigeren Hypothek waren damals auch die Opportunitätskosten des Eigenkapitals geringer. Das Geld hat in verhältnismässig sicheren Anlagen kaum Rendite abgeworfen. Doch das war einmal. «Wer die nötigen Eigenmittel von 400'000 Franken auf dem Anleihenmarkt investieren würde, verdient in einem Jahr 7000 Franken», rechnet Skoczek vor.

Der Besitz einer Ferienwohnung ist massiv teurer geworden. Chalet in Zermatt VS.
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Die eigene Ferienwohnung fällt mit Blick auf Service und Angebot gegenüber dem 5-Sterne-Hotel noch weiter ab: Die Hotelgäste profitieren von einem Spa-Bereich, einem Frühstücksbuffet und Zimmerservice.

Jede zehnte Wohnung wird vermietet

Bei vielen Ferienwohnungsbesitzern fallen die tatsächlichen Kosten pro Woche gar noch deutlich höher aus: Wer nicht vermietet, wird seine Wohnung allein kaum während elf Wochen im Jahr nutzen – ausser man ist in Rente. Verbringt man realistischerweise vier Wochen im Jahr im Zweitwohnsitz, kostet die Woche bereits 12'500 Franken.

Die Kosten für die Ferienwohnung lassen sich mit einer Vermietung abfedern: Die UBS schätzt, dass etwa jede zehnte Ferienwohnung in touristischen Destinationen auf Internetplattformen angeboten wird. Durchschnittspreis: 230 Franken pro Nacht. Als Renditeobjekt spielen Ferienwohnungen im Schnitt einen Gewinn von 3,8 Prozent ein. «In vielen Destinationen mit hohen Quadratmeterpreisen wie Engelberg, Flims-Laax oder dem Engadin liegen die Renditen jedoch tiefer», sagt Skoczek. Bei unter zwei Prozent wird die Anlage zum Verlustgeschäft.


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