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Weil Leute fehlen, müssen sie Aufträge ablehnen
Fachkräfte-Mangel bremst Firmen aus

Die Baubranche sieht sich gut aufgestellt. Doch im Baunebengewerbe rumort es, weil es zu viele offene Handwerker-Stellen hat. Können diese nicht besetzt werden, verzögern sich Arbeiten, sagen Firmen-Chefs auf BLICK-Anfrage.
Publiziert: 01.07.2019 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2019 um 15:22 Uhr
Ulrich Rotzinger

Noch wird in der Schweiz fleissig gebaut. Klagen hört man darum wenig beim Schweizerischen Baumeisterverband. «Wir sind mit unseren Bauberufen gut aufgestellt», sagt Sprecher Matthias Engel. Dies auch, weil man attraktive Löhne bezahlen könne. Ein Polier verdient im Schnitt 7700 Franken. «Doch der Wettbewerb um die qualifizierten Leute und den geeigneten Nachwuchs ist da, zweifelsohne», gibt auch Engel zu.

Im Baunebengewerbe siehts anders aus. Weniger auf dem Land, dafür mehr in den Städten bremst der Handwerker-Mangel die Firmen aus, bestätigt die Zürcher Elektrotechnikfirma Burkhalter. «Unsere Branche leidet unter dem Fachkräftemangel. Dieser spitzt sich eher zu, als dass er abnimmt», sagt Burkhalter-Chef Marco Syfrig (58) zu BLICK. Der Mangel an guten Berufsleuten hemme das Wachstum der Firma. «Und führt dazu, dass wir Aufträge ablehnen müssen, weil uns die Leute für die Ausführung und Umsetzung fehlen.» 

Burkhalter bietet Elektrotechnik-Dienstleistungen am Gebäude an.
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Laut Syfrig leidet die Elektrotechnikbranche besonders, weil die Ausbildung «sehr anspruchsvoll» ist. «Die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen sind nicht immer einfach und der Lohn – obwohl wir unsere Mitarbeitenden überdurchschnittlich gut bezahlen – im Verhältnis dazu gering», sagt Syfrig. 

Dachdecker-Mangel bremst

Kommt hinzu, dass manche Jobs eben kaum mehr ein Schweizer machen will. Als Beispiel nennt die Haustechnik-Firma Poenina die Dachdecker. Inzwischen finden selbst jene Handwerker aus Deutschland nicht mehr den Weg in die Schweiz. «Der Fachkräftemangel ist ein Dauerthema in unserer Branche», sagt Firmenchef Jean Claude Bregy (51). Seine Firma zählt fast 1000 Mitarbeitende an 26 Standorten in der Schweiz.

«Je weniger gute Fachkräfte wir haben, desto grösser ist das Schadenspotenzial.» Die Kontrolle und Führung der Projekte sei aufwendiger geworden, entsprechend anspruchsvoller seien die Management-Aufgaben. «Mit zusätzlichen Fachkräften könnten wir zudem mehr Aufträge entgegennehmen, denn Arbeit gibt es genug.» Bregy stellt zudem fest: «Es können immer seltener Lehrstellen mit guten Schulabgängern besetzt werden.»

Auch Burkhalter-Chef Syfrig spricht von vielen offenen Lehrstellen in seiner Elektrotechnik-Branche. Er hofft auf eine Trendumkehr, dass es qualifizierte Junge künftig wieder mehr ins Handwerk zieht. 

Kein einziges Angebot für Fenstersanierung

Eine Umfrage von BLICK bei den kantonalen Gemeindeorganisationen zeigt: Bei öffentlichen Ausschreibungen ist noch nicht Not am Handwerker. «In der Tendenz dürfte es zutreffen, dass es für die Gemeinden nicht immer einfach ist, bei erster Anfrage genügend Offerten zu erhalten», sagt Daniel Arn, Geschäftsführer Verband Bernischer Gemeinden.

«Allerdings ist es nicht so, dass diesbezüglich ein Notstand herrschen würde.» Er macht Beispiele, die sich tatsächlich in verschiedenen Gemeinden abspielen. Bei einem offen ausgeschriebenen Auftrag für eine Fenstersanierung einer Schulanlage (Auftragssumme 850'000 Franken) sei kein einziges Angebot eingegangen.

Diese Gemeinde sagt: «Nicht nur der Stellen-, auch der Auftragsmarkt scheint im Moment ziemlich ausgetrocknet zu sein.» Eine andere Gemeinde bestätigt: «Gerade Fenster und Türen sind eher schwierig für die Beschaffung.»

Es gebe angeschriebene Unternehmen, die liessen nicht mal was von sich hören. Die Gemeindeammänner-Vereinigung des Kantons Aargau stellt fest, dass mehr angelernte Arbeiter unterwegs sind und weniger Fachleute. Und beim Gemeindepräsidentenverband des Kantons Zürich heisst es zum Handwerkermangel: «Bei kleineren Gemeinden kann es schon sein, dass insbesondere kleinere Handwerksbetriebe im Bereich Haustechnik nicht mitofferieren.» Ulrich Rotzinger

Eine Umfrage von BLICK bei den kantonalen Gemeindeorganisationen zeigt: Bei öffentlichen Ausschreibungen ist noch nicht Not am Handwerker. «In der Tendenz dürfte es zutreffen, dass es für die Gemeinden nicht immer einfach ist, bei erster Anfrage genügend Offerten zu erhalten», sagt Daniel Arn, Geschäftsführer Verband Bernischer Gemeinden.

«Allerdings ist es nicht so, dass diesbezüglich ein Notstand herrschen würde.» Er macht Beispiele, die sich tatsächlich in verschiedenen Gemeinden abspielen. Bei einem offen ausgeschriebenen Auftrag für eine Fenstersanierung einer Schulanlage (Auftragssumme 850'000 Franken) sei kein einziges Angebot eingegangen.

Diese Gemeinde sagt: «Nicht nur der Stellen-, auch der Auftragsmarkt scheint im Moment ziemlich ausgetrocknet zu sein.» Eine andere Gemeinde bestätigt: «Gerade Fenster und Türen sind eher schwierig für die Beschaffung.»

Es gebe angeschriebene Unternehmen, die liessen nicht mal was von sich hören. Die Gemeindeammänner-Vereinigung des Kantons Aargau stellt fest, dass mehr angelernte Arbeiter unterwegs sind und weniger Fachleute. Und beim Gemeindepräsidentenverband des Kantons Zürich heisst es zum Handwerkermangel: «Bei kleineren Gemeinden kann es schon sein, dass insbesondere kleinere Handwerksbetriebe im Bereich Haustechnik nicht mitofferieren.» Ulrich Rotzinger

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