Wohnungsnot treibt Preise hoch
Würdest du 6500 Franken für zwei Zimmer zahlen?

Das Angebot an Mietwohnungen wird immer knapper. So müssen auch immer höhere Preise bezahlt werden. Blick hat sich auf Wohnungsvermittlungsplattformen umgeschaut, was mittlerweile so für wenig Wohnraum verlangt wird.
Publiziert: 09.03.2023 um 17:04 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2023 um 18:12 Uhr

Bezahlbarer Wohnraum ist so knapp wie lange nicht mehr, vor allem in Städten. Die Politik weiss das längst. Nun hat sich wegen eines Cocktails aus Inflation und allgemein gestiegenen Kosten, steigenden Leitzinsen und rückläufiger Bautätigkeit die Wohnungsknappheit weiter verschärft. So sehr, dass von «sozialen Spannungen» die Rede ist.

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Die Preise auch für vergleichsweise «herkömmliche» Wohnungen gehen schon durch die Decke. Gleichzeitig werden fast nur noch hochwertige, gar luxuriöse Wohnungen gebaut, wie Blick jüngst an einem Beispiel in Zürich festhielt. In einer neuen Siedlung in Zürich-Wollishofen gibts im Erdgeschoss den Discounter Aldi, oben dann 3,5 Zimmer für 7590 Franken. Blick hat sich weitere Beispiele in den drei grössten Schweizer Städten angeschaut.

1. Zürich: 2,5 Zimmer, 87 m2, 5350 Franken

Für den stolzen Preis gibt es eine Maisonettewohnung, direkt bei Helvetiaplatz und Volkshaus im Herzen des «Chreis Cheib». Der Rest ist «moderner Standard»: Waschturm, keramische Bodenplatten, Multimediadose. Ist die Lage am Zürcher Hotspot wirklich so viel wert?

Die 2,5-Zimmer-Wohnung im Zürich findet sich direkt beim Helvetiaplatz.
Foto: Screenshot Homegate.ch
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2. Genf: 2,5 Zimmer, 85 m2, 6500 Franken

Die exakte Adresse liegt nicht vor, die Bilder zeigen indes eine gepflegte, moderne Wohnung im zentralen Viertel Florissant. Die Wohnung liegt in einem Wohnblock, pardon, «Luxusgebäude». Das schöne Interieur wird von wenig erbaulichen Fakten ergänzt: 6 m2 Terrasse, Steinböden in den Zimmern, kleine Garagenbox. Der Zugang zu einem hauseigenen Pool im Gebäude schraubt den Preis wohl in die Höhe.

3. Basel: 3,5 Zimmer, 123 m2, 4575 Franken

Basel scheint deutlich günstiger zu sein als Zürich oder Genf, zumindest bei Kleinwohnungen. Im vorliegenden Beispiel gibt's immerhin viel Platz, und das mitten in der Altstadt. Eine schöne Dachterrasse, zwei Schlafzimmer, zwei Etagen, verwinkelte Grundrisse. Leider kein Fall für Familien. Ein Paradebeispiel von «viel Wohnraum für wenig Personen».

4. Zürich: 3,5 Zimmer, 100 m2, 8790 Franken

OK, die Wohnung liegt in «Wollywood» (Zürich-Wollishofen) und bietet schöne Seeblicke. Der Platz ist knapp, ausser auf der Dachterrasse. Dafür gibts hier alles schon dabei, «von Abwaschtabs bis Zahnbürstenbecher» ist alles «hochwertig». Zielgruppe: Reiche Temporärbewohner, die einen gut dotierten, limitierten Arbeitsvertrag erfüllen. Gutes Geschäft, doch auf der Strecke bleiben auch hier die bezahlbaren Wohnmöglichkeiten für langfristig Ansässige.

5. Genf: 3 Zimmer, 94 m2, 4500 Franken

4500 Franken klingt ja schon fast normal. Auf den Bildern besticht die grosse und moderne Küche. Ansonsten wenig Aufregendes: Das letzte Renovationsjahr war im 2014, unspektakuläre Zimmer und Wohnzimmer, Blick auf Blöcke, Lage an einer grossen Ausfallstrasse ganz im Norden der Stadt. Der Preis ist wohl nur durch die Nähe zum Uno-Hauptquartier zu rechtfertigen.

6. Basel: 4,5 Zimmer, 137 m2, 4500 Franken

Klingt für die Grösse erst mal nicht übertrieben. Und liegt nahe dem beliebten Quartier Bruderholz. Aber eben in Binningen BL. Blick auf Blöcke, «moderner Standard» auch hier gegeben, aber ohne Flair. Für wenig mehr Geld gäbe es auch eine gleich grosse Wohnung direkt bei der Johanniterbrücke mit unverbaubarem Rheinblick im Herzen von Basel.

7. Zürich: 3,5 Zimmer, 130 m2, 15'900 Franken

Ja, wir bewegen uns im Luxussegment. Das Penthouse mit Dachterrasse liegt an der Schützengasse, direkt beim Globus an der Bahnhofstrasse, einen Steinwurf vom Hauptbahnhof. Sehr praktisch. Aber nie wird man wirklich Ruhe haben. Mieten kann man monats- oder jahrweise. Da bewegen wir uns schon fast auf Airbnb-Terrain.

Die Wohnungsnot treibt die Preise hoch. Einfach mehr bauen ist keine Lösung, da es nur beschränkt neues Bauland gibt. Also heisst es «verdichten». Dadurch werden aktuell viele veraltete Wohnhäuser abgerissen und neu gebaut. Es handelt sich nicht zwingend um Luxuswohnungen. Aber neue Vorschriften hinsichtlich Lärm- und Wärmeisolation, Heizung und mehr führen dazu, dass die neuen Gebäude teurer sind und deshalb höhere Mieten verlangt werden. Die gesteigerte Nachfrage kann derweil mit den bestehenden Wohnungen kaum mehr befriedigt werden, weshalb die Preise wohl weiter steigen dürften.

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