Wohnungsnot verschärft Armut
«Immer mehr Menschen können ihre Miete nicht mehr bezahlen»

Eine bezahlbare Wohnung finden? Fast unmöglich. Besonders mit einem kleineren Budget. Das bekommt auch die Caritas zu spüren, bei der immer mehr Menschen Hilfe suchen.
Publiziert: 22.07.2024 um 10:31 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2024 um 11:04 Uhr
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Wie Sabrina P.* geht es aktuell vielen Menschen: Die alleinerziehende Mutter sucht verzweifelt nach einer bezahlbaren Wohnung, wie Blick berichtet. Die aktuelle Wohnung für 2000 Franken kann sie sich eigentlich gar nicht leisten.

«Tagtäglich sind wir bei Caritas mit der Lebensrealität von Menschen konfrontiert, die ihre Miete nicht mehr bezahlen können», sagt Peter Lack (55), Direktor der Caritas Schweiz. Ende Juni hat er eine Medienkonferenz durchgeführt, um auf die prekäre Lage aufmerksam zu machen. Die Beratungszahlen haben in den vergangenen zwei Jahren gemäss Lack stark zugenommen.

Keine Grenzen bei steigenden Mieten

Das Problem ist, dass die Mieten immer teurer werden. Denn der Wohnraum ist knapp. In vielen Kantonen liegt die Leerwohnungsziffer unter einem Prozent. Das bedeutet: Von 100 Wohnungen ist nicht mal mehr eine frei. Und frei werdende Wohnungen an guter Lage sind im Nu weg – oft zu einem höheren Mietzins.

Alleinerziehende und Familien mit tieferem Einkommen bekommen die Wohnungskrise besonders zu spüren.
Foto: Keystone
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Das stellt gerade Menschen mit einem kleineren Budget vor eine grosse Herausforderung. Denn die Faustregel besagt: Die Miete darf maximal so hoch sein wie ein Drittel des Gehalts. «Eigentlich ist das bei einem niedrigen Einkommen schon zu viel. Aber viele dieser Haushalte bewerben sich auf Wohnungen, die sehr viel mehr als ein Drittel ausmachen», sagt Aline Masé (38). Sie ist Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik bei der Caritas.

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Auch eine Mietkaution von zwei bis drei Monatsmieten wird mit wenig Budget rasch zum Problem. Am gravierendsten sei die Situation bei Alleinerziehenden und Familien mit tiefem Einkommen.

Häufig leben Haushalte mit weniger Geld zudem in zu kleinen Wohnungen. Kindern fehlt dadurch ein Rückzugsort. Auch Lämrbelastung oder Schimmel seien für viele Realität. «Eine solch prekäre Wohnsituation wirkt sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit aus», weiss Masé.

Es braucht Lösungen

Jetzt brauche es Instrumente, die rasch und gezielt wirken. «Die Situation ist, so wie sich jetzt zeigt, untragbar», so Lack weiter. Als Lösung nennt er unter anderem einkommensabhängige Mietzinserträge. In den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Genf kennt man das bereits. Auch einige Gemeinden in der Waadt und im Tessin setzen bereits auf die Methode.

So funktionieren einkommensabhängige Mietzinserträge

Unter anderem kennt der Kanton Basel-Stadt einkommensabhängigen Mietzinserträge. Dabei unterstützt der Kanton Familien in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen mit einem monatlichen Beitrag von 50 bis 1060 Franken. Wer bereits Anspruch auf Prämienverbilligung hat, könnte auch Anspruch auf Familienmietzinserträge haben. Mit dem Sozialleistungsrechner auf der Website können Familien das selbst überprüfen. Danach muss man sich beim Amt für Sozialbeiträge anmelden. Zurzeit unterstützt der Kanton Basel-Stadt rund 2500 Familien.

Die Caritas findet das eine gute Lösung, um generell Menschen mit kleinem Budget sofort zu unterstützen. Gleichzeitig müsse aber auch mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen.

Unter anderem kennt der Kanton Basel-Stadt einkommensabhängigen Mietzinserträge. Dabei unterstützt der Kanton Familien in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen mit einem monatlichen Beitrag von 50 bis 1060 Franken. Wer bereits Anspruch auf Prämienverbilligung hat, könnte auch Anspruch auf Familienmietzinserträge haben. Mit dem Sozialleistungsrechner auf der Website können Familien das selbst überprüfen. Danach muss man sich beim Amt für Sozialbeiträge anmelden. Zurzeit unterstützt der Kanton Basel-Stadt rund 2500 Familien.

Die Caritas findet das eine gute Lösung, um generell Menschen mit kleinem Budget sofort zu unterstützen. Gleichzeitig müsse aber auch mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen.

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Es brauche aber auch Investitionen, um bezahlbaren Wohnraum zu fördern. Oft müssen Personen eine Wohnung verlassen, weil sie saniert wird – danach können sie sich diese nicht mehr leisten. Die Verdrängung von Haushalten mit tiefen Einkommen müsse verhindert werden. Die Caritas fordert zudem, dass Kantone und Gemeinden bezahlbaren Wohnraum anbieten. Der Rahmen dafür müsse der Bund setzen.

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