Zalando Plus, Migros Online und Co.
Erste Onlineshops bieten Abos an – lohnt sich das?

Wer hat heute nicht schon zahlreiche Abonnements wie für Streaming und ÖV. Auch erste Onlinehändler bieten nun kostenpflichtige Abos an. Ziel ist dabei immer die Kundenbindung. Denn diese wird immer schwieriger und teurer.
Publiziert: 09.09.2023 um 00:23 Uhr
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Stell dir vor, du kannst die Musik deines Lieblingskünstlers vor allen anderen hören. Oder den neuen Film als Erste sehen. So, wie das beispielsweise Kunden von Disney+ mit einem VIP-Zugang können. Nun springen auch Onlineshops auf den Zug auf. 

Allen voran Zalando: Im August hat der deutsche Moderiese sein kostenpflichtiges Mitgliederprogramm weiter ausgebaut. Neu erhalten Mitglieder in der Schweiz früher Zugang zu den wöchentlichen «Hot Releases», das sind limitierte Kollektionen und besondere Produkte. 

Eingeführt hat der Onlinehändler «Zalando Plus» in der Schweiz bereits im Mai 2022. Dabei handelt es sich um nichts anderes als ein Abo. Kostenpunkt: 10.90 Franken pro Jahr. Mitglieder zahlen auch bei tiefem Bestellwert keine Lieferkosten und werden vor allen anderen Kundinnen benachrichtigt. In Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Schweiz zählt «Zalando Plus» über zwei Millionen Mitglieder. Zum Vergleich: 2022 hatte Zalando europaweit über 50 Millionen aktive Kunden. 

Der Onlinehändler bietet mit Zalando Plus ein kostenpflichtiges Mitgliederprogramm an.
Foto: Bloomberg via Getty Images
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Auch die Migros mischt bei Abo-Modellen mit. Für alle gilt: Online können Kundinnen und Kunden ihre Einkäufe ab 99 Franken bequem nach Hause bestellen – gegen eine Liefergebühr von 7.90 Franken. Das Abo-Modell sieht so aus: Den sogenannten Lieferpass gibt es für einen Monat (11.90 Fr.), ein halbes (65.40 Fr.) oder ganzes Jahr (118.80 Fr.). Damit zahlt man keine Liefergebühr mehr, bekommt die Lieferung schneller und sogar die PET-Flaschen werden abgeholt – nicht aber der hauseigene Plastik-Sammelsack der Migros.

Das banale Ziel dahinter? Dasselbe wie bei den Cumulus-Treuepunkten: die Kunden langfristig an Migros zu binden und davon abzuhalten, zu Konkurrenten Aldi, Lidl und Co. abzuwandern. Wie viele Kunden auf Migros Online bestellen und wie viele davon einen Lieferpass haben, will der Detailhändler nicht preisgeben.

Ebenfalls eine Art Abo für die Heimlieferung gibts bei Farmy, dem Lieferdienst für lokale Produkte vom Hof. Das Abo-Modell heisst Hofpass.

Doch lohnt sich das? Werden in Zukunft auch andere Onlineshops in der Schweiz solche Programme anbieten?

Kommt Amazon Prime in die Schweiz?

Amazon.de ist in Deutschland das mit Abstand umsatzstärkste Online-Warenhaus. Auch hierzulande kann man auf Amazon bestellen – es werden aber nicht alle Produkte in die Schweiz geliefert. Mit Amazon Prime hat das Unternehmen sich einen eigenen Coup überlegt. Wer ein Prime-Abo hat profitiert von Gratislieferungen, Preisvorteilen und früherem Zugriff auf Blitzangebote. Das Abo umfasst aber mehr als nur den Onlineshop – und beinhaltet auch Zugang zu Prime Video und Amazon Music. Auch unbegrenzten Fotospeicherplatz ist mit inbegriffen. In Europa gibt es das Angebot seit 2007 in Deutschland, seit 2014 auch in Österreich. Dort kostet das Abo 8.99 Euro pro Monat oder 89.90 Euro für ein Jahr. Weltweit gibt es über 200 Millionen zahlende Prime-Mitglieder. Drei Viertel stammen aus den USA. Amazon Prime bündelt also viele Abo-Angebote in einem. Ob das Multi-Abo auch für die Schweiz geplant ist, wollte eine Sprecherin gegenüber Blick nicht verraten. Bisher gibt es hierzulande nur das Abo für Prime Video – den Streamingdienst. Milena Kälin

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Amazon.de ist in Deutschland das mit Abstand umsatzstärkste Online-Warenhaus. Auch hierzulande kann man auf Amazon bestellen – es werden aber nicht alle Produkte in die Schweiz geliefert. Mit Amazon Prime hat das Unternehmen sich einen eigenen Coup überlegt. Wer ein Prime-Abo hat profitiert von Gratislieferungen, Preisvorteilen und früherem Zugriff auf Blitzangebote. Das Abo umfasst aber mehr als nur den Onlineshop – und beinhaltet auch Zugang zu Prime Video und Amazon Music. Auch unbegrenzten Fotospeicherplatz ist mit inbegriffen. In Europa gibt es das Angebot seit 2007 in Deutschland, seit 2014 auch in Österreich. Dort kostet das Abo 8.99 Euro pro Monat oder 89.90 Euro für ein Jahr. Weltweit gibt es über 200 Millionen zahlende Prime-Mitglieder. Drei Viertel stammen aus den USA. Amazon Prime bündelt also viele Abo-Angebote in einem. Ob das Multi-Abo auch für die Schweiz geplant ist, wollte eine Sprecherin gegenüber Blick nicht verraten. Bisher gibt es hierzulande nur das Abo für Prime Video – den Streamingdienst. Milena Kälin

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Zugang zu Kunden kostet viel Geld

In der Tat: Wer Kunden an sich binden will, muss ihnen etwas bieten. Aber das kostet. Gemäss E-Commerce-Expertin Alexandra Scherrer (31), Geschäftsführerin bei Caparthia, sind solche Loyalitätsprogramme im Onlinehandel aktuell ein wichtiges Thema. «Kunden werden teilweise erst ab einer bestimmten Bestellfrequenz überhaupt profitabel», sagt Scherrer gegenüber Blick. 

Gemäss Experte Ralf Wölfle kann sich die Kostenpflicht als Hürde oder als Anker erweisen.

Dass solche Abos und Programme in Zukunft häufiger angeboten werden, denkt auch Ralf Wölfle (62). Der E-Commerce-Experte an der Fachhochschule Nordwestschweiz weiss aber: «Der Zugang zu Kunden wird immer teurer.» Der Grund: Auch viele andere Anbiete buhlen um deren Aufmerksamkeit. Die Vorteile für die Kunden seien deshalb oft so kostenintensiv, etwa der Gratis-Versand bei Zalando, dass man sie nicht einfach verschenken könne. 

Eine Kostenpflicht kann sich gemäss Wölfle als Hürde, aber auch als Anker erweisen. «Kunden setzen sich mit einem solchen Programm intensiver auseinander, wenn sie dafür bezahlen müssen», sagt er. Und wenn der Kunde erst einmal zahlt, ist es für viele selbstverständlich, den jeweiligen Anbieter als Erstes in Betracht zu ziehen. 

Bei einigen Programmen gibt es auch Belohnungen, je mehr man konsumiert. So beispielsweise beim Reiseportal Booking.com. Dort ist das Treueprogramm aber gratis – wie das noch bei den meisten Onlineshops der Fall ist.

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