ZKB-CEO über Quarantäne-Verstösse
«Dieser Versuchung muss man widerstehen – als Konzernchef sowieso»

António Horta-Osório hat das Epidemiengesetz verletzt. Der Credit-Suisse-Präsident hielt sich nicht an die zehntägige Omikron-Quarantäne. «Die Regeln sind für alle gleich strikt», sagt Top-Banker Martin Scholl zu seiner Quarantäne-Zeit.
Publiziert: 09.12.2021 um 11:27 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2021 um 12:12 Uhr
CS-Präsident António Horta-​Osório in einem Bloomberg-Interview Anfang November.
Foto: Bloomberg via Getty Images
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Ulrich Rotzinger

Statt sich in seinem Haus in Wollerau SZ zu isolieren, fliegt António Horta-Osório (57) im Privatjet Richtung Iberische Halbinsel. Nach nur drei von zehn Omikron-Quarantänetagen! Wohl niemand nimmt dem Präsidenten der Credit Suisse ab, dass er nicht gewusst habe, dass er das Haus nicht verlassen durfte.

Wie Blick publik machte, liess Horta-Osório vor dem Abflug nach Portugal von Ex-Nationalrat Felix Gutzwiler (73) prüfen, wie er eine Ausnahmebewilligung vom Kanton für sich bekommen könnte. Auch auf Bundesebene liess er sondieren.

Bank-Chefs müssen Vorbild sein

Ein Spitzenbanker, der sich mit Quarantäne auskennt, ist ZKB-CEO Martin Scholl (60). Nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 musste der CEO der grössten Kantonalbank der Schweiz in Quarantäne. Nicht er hatte sich angesteckt, aber sein Sohn.

Wie gut er sich an die Vorschriften gehalten hat? «Die Regeln sind für alle gleich strikt», sagte Scholl im Oktober vor einem Jahr im Blick-Interview. «Wenn Sie als Chef der Kantonalbank in einem Dorf wohnen, dann mag zwar die Versuchung, um 20 Uhr noch joggen zu gehen, gross sein. Zu gross ist allerdings die Gefahr, erkannt zu werden.»

Scholl wohnt in Wangen ZH. Der Top-Kantonalbanker besitzt laut eigenen Angaben ein «halbwegs grosses Eigenheim» mit Garten. Dann sei die Quarantäne natürlich nicht das Gleiche, wie wenn eine fünfköpfige Familie in einer Vier-Zimmer-Wohnung sitzt.

«Der Versuchung muss man widerstehen»

CS-Präsident António Horta-Osório wohnt ebenfalls in einem Haus. In seinem Anwesen in Wollerau SZ mit Ausblick auf den Zürichsee müsste sich eine Quarantäne gut aushalten lassen. Auch ist davon auszugehen, dass der Portugiese dort voll Homeoffice-fähig ist.

Doch die Versuchung, aus der Quarantäne auszubrechen, war für ihn wohl zu gross. Für Kantonalbank-CEO Scholl unterdessen war in seiner Quarantäne-Zeit klipp und klar: «Dieser Versuchung muss man widerstehen – als Konzernchef sowieso.»

Quarantäne-Verstoss international Mega-Thema

Unterdessen schlägt die Blick-Enthüllung international hohe Wellen. Die «Financial Times» hat den Vorfall um CS-Präsident António Horta-Osório am Donnerstag gross auf der Startseite der Online-Ausgabe. Corporate-Governance-Expertin Monika Roth (57) fordert im Blick: «Horta-Osório muss zurücktreten.»

Auch innerhalb der Grossbank ist der Quarantäne-Verstoss Top-Thema im Verwaltungsrat, der heute Donnerstag in New York eigentlich über strategische Fragen der Credit Suisse sprechen wollte. Diese sind nun Nebensache. Jetzt geht es plötzlich um die Zukunft von António Horta-Osório. Immerhin: Er ist vor Ort, kann sich in New York den Verwaltungsräten persönlich erklären.

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