Die Tyrannen und ihre westlichen Helfer
Afrika, Kontinent der Despoten

Sie herrschen mit Pomp und Prunk, gehen mit Blutrunst gegen ihre Gegner vor und lassen ihr Volk verhungern. Warum gerade in Afrika Diktatoren ein so leichtes Spiel haben, erklärt der äthiopische Politik-Experte Prinz Asfa Wossen Asserate (72).
Publiziert: 30.01.2021 um 14:35 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2021 um 14:36 Uhr
Myrte Müller

Kaum ein Kontinent hat so viele langjährige Diktatoren wie Afrika. Sie putschen sich an die Macht, werden oft sogar gewählt oder erben die Herrschaft von ihren Vätern. Doch Afrikas berühmte Despoten sind kein rein afrikanisches Problem, betont Politik-Experte Prinz Asfa Wossen Asserate (72). «Diese Gewaltherrscher werden vom Westen sowie vom Osten gestützt», sagt der äthiopische Buchautor und Afrika-Experte. Und: «Jede Grossmacht hat ihre Lieblingsdiktatoren.» Wirtschaftliche und strategische Interessen stünden vor Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit.

Köpfe der Gegner auf dem Markt verkauft

Es gibt unzählige brutale Beispiele: So ordnet Mengistu Haile Mariam (83) während seiner Herrschaft (1977–1991) zahllose Massenexekutionen an, setzt Napalm und Splitterbomben ein, enteignet Bauern, siedelt sie um. Hunderttausende verhungern. Die Köpfe hingerichteter Gegner lässt der Gewaltherrscher gern auf Märkten verkaufen. Seine Militärdiktatur wird von der Sowjetunion und Kuba finanziert. Heute lebt Mengistu Haile Mariam in Simbabwe im Exil.

Hissène Habré (78) ist von 1982 bis 1990 regierender Präsident des Tschad. Rund 40'000 politische Gegner sterben. Dennoch unterstützen Frankreich und die USA den Diktator. Erst 26 Jahre nach seiner Schreckensherrschaft wird Habré im Exil in Senegal wegen Vergewaltigung, sexueller Sklaverei und zahlreichen Morden zu lebenslanger Haft verurteilt.

Liebte monarchischen Prunk und Menschenfleisch: Kaiser Bokassa (1921–1996) von der Zentralafrikanischen Republik.
Foto: mauritius images
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Bokassas Krönung zum Kaiser bezahlte Frankreich

Idi Amin Dada (1928–2003) tötet in den Jahren 1971 bis 1979 über 400'000 Menschen. Ugandas Ex-Präsident soll politische Gegner sogar den Krokodilen zum Frass vorgeworfen haben. Erst sind England und Israel seine Freunde, dann Libyen und Arafats PLO. Nach seinem Sturz lebt der Despot unbehelligt 25 Jahre lang in Saudi-Arabien und stirbt schliesslich an Nierenversagen.

Jean-Bédel Bokassa (1921–1996) aus Zentralafrika lässt einhundert Kinder foltern und totprügeln, weil sie gegen das Tragen der Schuluniform protestiert haben. In seinem Palast werden politische Gegner bestialisch getötet und zuweilen vom Diktator persönlich verspeist. Frankreich bezahlt dessen prunkvolle Krönung zum Kaiser, bietet Bokassa Asyl und zahlt ihm eine Pension.

Diktatoren schuld an Flüchtlingsströmen

«Afrikas Diktaturen entstanden im 20. Jahrhundert», sagt Prinz Asfa Wossen Asserate. «Diese Art von Gewaltherrschaft haben sich die afrikanischen Despoten von ihren Kolonialherren abgeschaut.» Idi Amin Dada wurde beispielsweise von Briten militärisch ausgebildet, Jean-Bédel Bokassa von den Franzosen und Hissène Habré arbeitete in der französischen Kolonialverwaltung seines Landes.

Noch heute wird rund jedes fünfte afrikanische Land autokratisch regiert. «Sie sind ein Hauptgrund der Massenmigration», sagt Prinz Asfa Wossen Asserate. Er weiss: «Solange die Westmächte diese Diktaturen unterstützen, wird es Flüchtlingsströme nach Europa geben.»


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