Er schwört Rache – er will das Kriegsrecht – er fordert von Putin Atombomben
Kadyrow erbt Prigoschins Drecksarbeit

Die Truppen von Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow sind zurück an der Front. Sie kämpfen für die abgezogenen Wagner-Gruppe weiter. Weil sie wenig Aussichten auf Erfolg haben, fordert Kadyrow von Putin eine neue Eskalationsstufe.
Publiziert: 01.06.2023 um 13:36 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2023 um 09:55 Uhr
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Guido FelderAusland-Redaktor

Der russische Präsident Wladimir Putin (70) will seine eigenen Leute in der Ukraine weiterhin schonen. Nach dem Abzug von Jewgeni Prigoschins (62) Söldnertruppe Wagner von der Front soll die Truppe des Tschetschenenführers Ramsan Kadyrow (46) deren Kampf weiterführen.

Laut des Institute for the Study of War (ISW) hat Kadyrow am Mittwoch erklärt, dass die tschetschenischen Streitkräfte einen neuen Befehl erhalten und die Verantwortung für die Frontlinie im Gebiet Donezk übernommen hätten.

Kadyrow teilte mit, seine Einheiten müssten «aktive Kampfhandlungen» aufnehmen und «eine Reihe von Siedlungen befreien». Dazu habe er die Spezialeinheiten Achmat und Sever-Achmat Richtung Marinka verlegt. Auch in den Oblasten Saporischschja und Cherson würden tschetschenische Truppen im Einsatz stehen.

Will härter vorgehen: Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow.
Foto: DUKAS
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Söldnertruppen ohne Zukunft

In den vergangenen Monaten war es um die tschetschenischen Kämpfer ruhig geworden. Nach mehreren Offensiven zu Beginn der russischen Invasion operierten sie mehrheitlich im rückwärtigen Bereich, unter anderem als Polizeikräfte in der Südukraine. Es wird vermutet, dass Kadyrow erkrankt ist und seine eigenen Kräfte sowie jener der Truppen schonen wollte.

Vergangene Woche hatte Kadyrow mitgeteilt, dass sich 7000 tschetschenische Soldaten in der Ukraine befänden. Für die Militärexperten des ISW ist klar: Mit dieser Truppe ist Kadyrow nicht in der Lage, mehrere bedeutende Offensivoperationen erfolgreich durchzuführen.

Laut Militärexperten ist die Zeit der privaten Armee und von Söldnern nach hohen Verlusten in der Ukraine sowieso abgelaufen. Osteuropaexperte Stefan Meister (48) sagte gegenüber ntv.de: «Kadyrows Truppen waren wichtig – zum Beispiel für Häuserkämpfe, gerade am Anfang des Kriegs.» Teilweise seien die Mitglieder dieser Truppen aber auch als Kanonenfutter in Schlachten geschickt worden.

Kadyrow fordert Kriegsrecht

Kadyrow ist ein enger Vertrauter des Kreml-Chefs. Er machte in Moskau auch Druck, dass Putin zu Atomwaffen greifen müsse, um den Krieg zu entscheiden. Putin lässt Kadyrow bei seinen Verbrechen im eigenen Land gewähren und unterstützt ihn finanziell. So wurde der Haushalt Tschetscheniens in den vergangenen Jahren hauptsächlich aus Moskau finanziert.

Wie sich der Wechsel an der Front auf Putins Strategie auswirkt, ist offen. Kadyrow forderte am Mittwoch die Verhängung des Kriegsrechts, um härter gegen die Ukraine vorzugehen. Und einmal mehr drohte er auch Westeuropa mit russischen Angriffen; Russland könne an die Türen zum Beispiel Deutschlands oder Polens klopfen, meinte er.

Nach der Übernahme seiner neuen Aufgabe gab sich Kadyrow siegessicher. In seinem Blog auf dem Nachrichtenkanal Telegram schrieb er: «Wir werden in der Zone der militärischen Spezialoperation bald zeigen, was Rache im ganzen Sinne des Wortes ist.»

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