Der wahre Feind in diesen Ozeantiefen ist die Kälte
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U-Boot-Kapitän Nargeolet:Der wahre Feind in diesen Ozeantiefen ist die Kälte

Kapitän des vermissten Titanic-U-Boots Titan
Tauchboot-Passagiere sterben wohl eher an Kälte als Sauerstoffmangel

Für die bei einem Titanic-Tauchgang vermissten fünf Menschen dürfte wohl jede Hilfe zu spät kommen. Der Sauerstoff geht in diesen Stunden aus. Der Kapitän des U-Boots jedoch sagt, dass der wahre Feind in diesen Ozeantiefen die Kälte sei. Man sterbe, bevor man es merke.
Publiziert: 22.06.2023 um 03:49 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2023 um 07:17 Uhr

Der französische Tiefseeforscher Paul-Henri Nargeolet (77) ist ein wahrer Titanic-Veteran. Bei 37 Tauchfahrten zum Schiffswrack seit 1987 sammelte er über 5000 Titanic-Gegenstände auf dem Meeresgrund. Höchstwahrscheinlich war sein am Sonntag begonnener Tauchgang sein letzter.

Kurz nach dem Abtauchen des U-Boots Titan im nordwestlichen Atlantik brach der Kontakt zur schwimmenden Kommandozentrale ab. Das von Nargeolet gesteuerte Tauchboot mit drei Mitpassagieren und Stockton Rush, CEO der Bootsbesitzer-Firma Ocean Gate, an Bord, bleibt seither verschollen. Auf dem Wasser und aus der Luft läuft eine Grosssuche. In diesen Stunden erschöpft sich der Sauerstoff an Bord.

Doch bei einem Unfall werden die Tauchgänger wohl eher an der Kälte in der Ozeantiefe als an Sauerstoffmangel sterben. Das sagt Nargeolet in einem jetzt aufgetauchten Video. Es ist unklar, wann das Video aufgezeichnet wurde.

Der französische Tiefseeforscher Paul-Henri Nargeolet ist der Pilot des «Titan»-U-Boots, das auf dem Tauchgang zur Titanic verschollen ging.
Foto: AFP
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«Du bist tot, bevor du es merkst»

Man könne vier oder fünf Tage auf dem Grund des Ozeans überleben, sagt Nargeolet. «Aber das hilft dir nicht viel, denn niemand kann dir helfen.» Sauerstoff, Essen und Wasser würden für etwa fünf Tage reichen, doch: «Wir wissen sehr wohl, dass wir davor wegen der Temperatur sterben werden.»

Das wahre Problem in dieser Tiefe sei die Temperatur. Diese liege nur knapp über dem Gefrierpunkt. Nargeolet: «Wenn man im U-Boot sitzt und nichts mehr läuft, ist alles kalt, auch das Essen. Nach einer Weile stirbt man an der Kälte.» Das sei «keine schlechte Art zu sterben», sagt der Forscher und lacht. «Denn man schläft ein und muss nicht leiden. Aber wir denken nie daran, dass das passieren könnte. Das kommt uns nicht in den Sinn.»

2019 hatte sich Nargeolet ähnlich geäussert, dass es bei Problemen bei einem Tauchgang wohl kaum Rettung gebe. «Wenn etwas Schlimmes passiert, ist es egal, ob du 11 Meter oder 11 Kilometer tief bist», sagte der Franzose dem «Irish Examiner». «Wenn du in sehr tiefem Wasser bist, bist du tot, bevor du merkst, dass etwas passiert, also ist es einfach kein Problem.» (kes)

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