Spionage-Alarm in Norwegen
Sohn von Putin-Vertrautem wegen Drohnen-Flug verhaftet

In Norwegen sorgen aktuell Drohnen für Aufsehen. Sie fliegen ausgerechnet in der Nähe von Offshore-Öl- und Gasplattformen. Gesteuert werden sie von Russen. Es gab schon mehrere Festnahmen. Jetzt wurde sogar der Sohn eines Putin-Vertrauten geschnappt.
Publiziert: 20.10.2022 um 10:07 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 15:55 Uhr
Immer wieder werden Drohnen über norwegischen Energieanlagen gesichtet – gesteuert von Russen. (Archivbild)
Foto: keystone-sda.ch
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Plötzlich schwirren auffällig viele Drohnen in Norwegen umher. In letzter Zeit wurden mehrere Russen festgenommen, weil sie unerlaubt mit ihren Drohnen Aufnahmen gemacht haben.

Norwegen hat Russland als grössten Gaslieferanten für Westeuropa abgelöst, seit infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine die Energieimporte aus Russland zurückgefahren wurden. Nun versucht Kreml-Chef Wladimir Putin (70) offenbar, die Öl- und Gasanlagen der Norweger zu beobachten.

Russen dürfen wegen der Sanktionen in Norwegen keine unbemannten Geräte fliegen lassen. Darunter fallen auch Drohnen. Bei Verstoss drohen bis zu drei Jahre Gefängnis. Jetzt haben die Behörden in Norwegen erneut einen Russen geschnappt. Aber nicht irgendwen, sondern den Sohn des ehemaligen russischen Eisenbahnchefs und Putin-Vertrauten Wladimir Jakunin (74).

«Inakzeptabel, dass Geheimdienste Drohnen fliegen lassen»

Andrej Jakunin wurde am Montag in Hammerfest in Nordnorwegen festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Der russisch-britische Staatsbürger wurde von der norwegischen Polizei festgenommen, weil er mit Drohnen über Spitzbergen geflogen ist. Er bestreitet nicht, während seiner Ferienreise Ende August eine Freizeit-Drohne ausschliesslich über Spitzbergen benutzt zu haben. Er hat sich jedoch nicht schuldig bekannt und es wurde keine Anklage gegen ihn erhoben.

Wie aus seinen Aktivitäten in den sozialen Medien hervorgeht, ist Andrey ein leidenschaftlicher Naturliebhaber, Fotograf und Extremsportler. Es war die siebte Festnahme eines russischen Staatsbürgers binnen weniger Tage.

Im Zusammenhang mit weiteren Drohnenflügen in der Nähe von norwegischen Flughäfen sagte Ministerpräsident Jonas Gahr Störe (62) am Mittwoch dem Sender NRK: «Es ist inakzeptabel, dass ausländische Geheimdienste Drohnen über norwegischen Flughäfen fliegen lassen.» Die Russen hätten nicht das Recht, Drohnen über Norwegen fliegen zu lassen, fügte er hinzu.

Sicherheitsvorkehrungen erhöht

Wenige Stunden zuvor hatte der Flug einer Drohne in der Nähe des Flughafens von Bergen im Westen des Landes zu einer kurzen Unterbrechung des Flugverkehrs geführt.

In Norwegen waren zuletzt immer wieder Drohnen an der Energie-Infrastruktur gesichtet worden, unter anderem an Offshore-Öl- und Gasplattformen. Diese Berichte und die Sabotage an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 in der Ostsee haben das Land zur Erhöhung seiner Sicherheitsvorkehrungen veranlasst.

Spitzbergen liegt tausend Kilometer vom Nordpol entfernt und ist norwegisches Territorium. Da auch Russland auf der Inselgruppe Kohle abbaut, beherbergt diese eine relativ grosse russische Gemeinschaft. (jmh/AFP)

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