10 Meilensteine aus 30 Jahren
Wie Hyundai die Schweiz eroberte

Seit 30 Jahren ist Hyundai offiziell in der Schweiz und reifte von der Billig-Lachnummer zur voll etablierten Massenmarke. Wir blicken auf zehn Modelle zurück, mit denen die südkoreanische Marke gross wurde.
Publiziert: 18.03.2020 um 17:07 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2021 um 17:12 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Seit 30 Jahren gibts Hyundai in der Schweiz. 1990 wars noch die Billig-Billig-Marke mit Wackelfahrwerken, Hartplastik-Cockpits und müden Motoren – die etablierte Konkurrenz lächelte nur milde. Doch die 1967 gegründete Autosparte des südkoreanischen Riesen, der sogar Supertanker baut, machte mit jeder Generation Riesenschritte bei Technik und Qualität. Schlüssel zum Erfolg waren auch Design vom Ex-Audi-Stylist Peter Schreyer, Innovationen vom ehemaligen BMW-Entwickler Albert Biermann. Europäer an wichtigen Schaltstellen traut sich sonst kein asiatischer Autobauer. Heute sind die meisten Hyundais für Europa auch in Europa entwickelt und gebaut. Wir zeigen zehn Modelle, die Hyundai hierzulande nach vorn brachten.

1990er Hyundai Sonata

Foto: zVg

Parallel zum kleinen Pony und zum S-Coupé startete anfangs der Sonata in die Schweiz. Diese zweite, 1988 lancierte Sonata-Auflage hatte noch eine Plattform und Motoren von Mitsubishi. Als die Mittelklasse-Limousine 1990 zu uns kam, war sie billig, sah so aus und fuhr sich so. Damals belächelten wir die Südkoreaner. Aber der Anfang war gewagt – und 2019 war Hyundai samt Tochter Kia hinter Toyota und VW der drittgrösste Autokonzern weltweit.

1994er Hyundai Accent

Foto: zVg

Der Accent war einer der ersten komplett selbst entwickelten Hyundais und der erste Angriff auf VW und Co. Schön? Nein. Dafür gabs zum Dumpingpreis (Slogan: «Hyundai – alles dabei.») alles inklusive. Ein Auto für von A nach B. Das zog, obwohl das Interieur schon im Prospekt (Überschrift: «Begeisterung pur!») heimelig wie ein Hartschalen-Koffer aussah. Mit 60 bis 99 PS für 4,10 Meter Länge reichte es nicht zum Hit, aber schon für einen Achtungserfolg.

1996er Hyundai Coupé

Foto: zVg

Als Coupés noch die Sportwagen der Vorstädte waren, hatte Hyundai einen echten Brüller für die Jugend im Programm. Nach dem rundlichen 1996er-Nachfolger (Bild) des S-Coupés wurden die günstigen Zweitürer kantiger und sportlicher. Sogar mit V6-Motor waren sie zu haben. Bis 2016 gab es das Coupé zuletzt als Genesis (jene Hyundai-Nobelmarke, von der wir 2020 noch hören werden), dann machte ihm der Trend zum SUV den Garaus.

2000er Hyundai Santa Fe

Foto: Ringier Auto & Mobilität

Als andere Marken SUVs noch als Nische ansahen, stiess zu den wenigen günstigen Familien-Geländetypen der Santa Fe. Heute sieht er alt aus, aber damals war sein Design frisch und das Schaukelfahrwerk angesichts des Preises okay. Sogar einen V6 gabs. Hierzulande blieben die Käufer freilich skeptisch, aber in den weniger traditionsverhafteten USA entstanden sogar lange Lieferzeiten. Seit 2018 ist die vierte Santa-Fe-Generation am Start.

2004er Hyundai Tucson

Foto: Timothy Pfannkuchen

Als er startete, war der Tucson (sprich «Tuhsson») noch fast allein im Feld kompakter SUV. Und einer der ersten gefühlt europäischen Hyundais: gutes Fahrwerk, solider Innenraum. Um ein Haar hätte er sein Erbe verspielt: Ab der zweiten Generation 2009 hiess er ix35. Ein Patzer, den Hyundai bei der dritten Auflage 2015 rückgängig machte. Weil Käufer nicht «fahre Hyundai», wohl aber «fahre Tucson» sagen, so etabliert ist der Kia-Sportage-Bruder heute.

2007er Hyundai i30

Foto: Ringier Auto & Mobilität

Nie werden wir dieses Staunen vergessen. Erwartet hatten wir bei der ersten i30-Testfahrt «einen Koreaner halt»: günstig ja, gut naja. Der Accent-Erbe aber war von neuem Format: günstig ja, gut erst recht. Dank Entwicklung in Europa gehts seither steil voran mit dem Golf-Gegner. Und 2011 gabs den Ritterschlag, als der damalige VW-Boss Martin Winterkorn (71) drin sass und schimpfte: «Wir könnens nicht. Warum können die es? Da scheppert nix!»

2011er Hyundai Veloster

Foto: zVg

Wir können auch anders: Mit dem witzig konzipierten Veloster zeigten die Südkoreaner 2011 erstmals, dass sie auch verrückt können. Das Konzept war verwegen: Auf der Fahrerseite ists ein Coupé mit einer langen Tür, auf der Beifahrerseite ein Family-Flitzer mit zwei kürzeren Türen. In Europa blieb der Veloster trotz coolem Look und Turbo-Topmodell (Bild) ein Exot, weshalb der seit 2018 gebaute Nachfolger hierzulande nicht mehr angeboten wird.

2013er Hyundai ix35 Fuel Cell

Foto: Lucian Hunziker

Heute kann man bei Hyundai den Nexo kaufen – zwar für viel Geld (89'900 Fr.), aber sonst gibts nur bei Toyota ein Brennstoffzellen-Auto (Mirai), das aus Wasserstoff Strom für den Elektromotor erzeugt und das man einfach kaufen kann. Undenkbar – hätte Hyundai nicht ab 2013 mit dem ix35 Fuel Cell Alltagserfahrungen mit der Zukunftstechnik gesammelt. In der Schweiz war der ix35 Fuel Cell 2015 das allererste Serienauto mit Brennstoffzelle.

2018er Hyundai Kona Electric

Foto: Timothy Pfannkuchen

Während sich die Europäer mit dem Thema schwer tun und ein Elektro-SUV von VW eine Sensation wäre, baut Hyundai einfach einen und verkauft ihn öffentlich fast unbemerkt. Und er geht weg wie warme Weggli. Im Dauertest des Stromers staunten wir: Im Schnitt kam er pro Ladung auf 466, einmal gar 593 Kilometer weit je Ladung. So klappt das mit Elektromobilität, zumal der E-Kona mit 45'990 Franken (64-kWh-Variante) noch im bürgerlichen Rahmen liegt.

2020er Hyundai i10

Foto: zVg

Wie der neue i20 oder der überarbeitete i30 ist der i10 ein Musterbeispiel, wie Hyundai vorwärts geht: Der bislang biedere Dorf-zu-Dorf-Floh wird ab sofort zwar nicht teuer (ab 12'990 Fr.). Aber zum richtig stylischen Flitzer, wie wir im ersten i10-Fahrbericht feststellten. Und bald folgt der 100-PS-Rennzwerg i10 «N-Line» analog zu i30 N und Co. Zum 30. Schweiz-Jubiläum gibts übrigens jetzt «Anniversary Deals» auf sofort lieferbare Hyundais (je nach Modell bis 10'500 Fr., beim i10 sinds 1500 Fr. Rabatt).

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