Das ist die Idee hinter den neu designten Lenkrädern
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Flauschig, smart oder öko?Das ist die Idee hinter den neu designten Lenkrädern

Zukunfts-Visionen für die BMW-Tochter
Schweizer Studierende stylen Lenkräder für Mini

Schweizer Studentinnen und Studenten stylen das Mini-Lenkrad der Zukunft: In einem Projekt zwischen Lausanne und München entstanden neun spannende Ideen für die autonome Autozukunft.
Publiziert: 03.06.2022 um 05:17 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2022 um 15:21 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Ein Lenkrad aus Flachs – ernsthaft jetzt? Jein: Bierernst nehmen darf man die Ideen der Studentinnen und Studenten aus Lausanne VD für künftige Lenkräder der BMW-Tochter Mini nicht. Schmunzeln ja – Auslachen nein: Genau über solches Brainstorming kommt Zukunftsdesign zur Welt. Aber das Lenkrad ist doch rund? Ja, noch: Denn in autonomen Autos nutzt man das Volant in Zukunft selten bis nie – und das ändert dann alles.

Die Idee zum Projekt «Ecal x Mini» zwischen Schweiz und Mini München (D) kam vor eineinhalb Jahren von Mini Schweiz. Die in Renens VD liegende Kantonale Hochschule für Kunst und Design Lausanne (Ecal) schlug dann Lenkräder als automobile Designobjekte vor. Heute verrückt, morgen real: Wohin geht die Designreise beim Zukunfts-Lenkrad?

Ein Volant mit Haaren

Nach einer Woche Brainstorming hatten 17 Studentinnen und Studenten Konzepte, danach wurde auf neun Lenkräder reduziert, anschliessend über Monate verteilt eine bis mehrere Wochen in die Umsetzung gesteckt. «Nicht berühren» steht nun dran, die Einzelstücke sind unersetzlich. In der Galerie oben stellen wir alle Lenkräder der vor dem Abschluss stehenden Ecal-Studentinnen und -Studenten (aus der Schweiz sowie aus China, Deutschland, Italien, Japan, Spanien und Südkorea stammend) kurz vor.

Volant-Visionen: Zusammen mit Mini enstanden an der Kantonalen Hochschule für Kunst und Design Lausanne (Ecal) in Renens VD ...
Foto: ECAL/Santiago Martinez
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50 Jahre Designworks

Beschäftigt man sich bei BMW oder Töchtern wie Mini oder Rolls-Royce mit Design, stolpert man irgendwann über den Namen Designworks. Heute eine BMW-Tochter, wurde Designworks vor 50 Jahren in Kalifornien gegründet und entwarf noch als unabhängiges Designunternehmen beispielsweise 1986 den Integralsitz im BMW 8er. Nach vielen Projekten kaufte BMW 1991 Designworks auf. Dort entstehen vor allem visionäre Konzepte wie die Studie Gina (2008, Bild) oder interaktive Ideen wie das erste Dreh-Drück-Rad des «iDrive». Aber nicht nur: Die Hälfte der Aufträge für die drei Studios von Designworks in Los Angeles (USA), München (D) und Shanghai (CN) stammt von Drittkunden von Compaq über Nokia bis John Deere – und eben wurde für Landscape Forms (USA) eine Outdoor-Möbel- und Leuchten-Serie designt.

Flexible Oberfläche: BMW-Studie Gina von 2008.
Thomas von Salomon

Beschäftigt man sich bei BMW oder Töchtern wie Mini oder Rolls-Royce mit Design, stolpert man irgendwann über den Namen Designworks. Heute eine BMW-Tochter, wurde Designworks vor 50 Jahren in Kalifornien gegründet und entwarf noch als unabhängiges Designunternehmen beispielsweise 1986 den Integralsitz im BMW 8er. Nach vielen Projekten kaufte BMW 1991 Designworks auf. Dort entstehen vor allem visionäre Konzepte wie die Studie Gina (2008, Bild) oder interaktive Ideen wie das erste Dreh-Drück-Rad des «iDrive». Aber nicht nur: Die Hälfte der Aufträge für die drei Studios von Designworks in Los Angeles (USA), München (D) und Shanghai (CN) stammt von Drittkunden von Compaq über Nokia bis John Deere – und eben wurde für Landscape Forms (USA) eine Outdoor-Möbel- und Leuchten-Serie designt.

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Richtig klasse finden wir etwa das eingangs erwähnte, aus Flachs konstruierte und damit ökologische, recycelbare und erst noch schicke «Flax». Unser Favorit ist das flippige «Mini Nyan» von Tsubasa Koshide (25) – ein Volant mit Haaren als persönliches, frisierbares, verspieltes Feature. Die Japanerin sagt: «Bei Mini geht es um den Spass am Fahren, Mini ist stets eher verspielt. Ich wollte daher eine eher verspielte Ästhetik hineinbringen – mit einem sanften, aber haarigen Tierchen.»

Flexibles Lenkrad aus Bern

Handfester, nicht aber starr ist «Flexboost» des Berners Beat Baumgartner (32). Das flexible Lenkrad gleitet beim Drehen bewusst ungleichmässig durch die Hände. «Da hät gfägt!», lobt Baumgartner fröhlich, «es war anstrengend, aber hat Spass gemacht.» Könnte er sich vorstellen, bei Mini zu arbeiten nach dem Abschluss? «Nein!», antwortet er uns lachend, «es war zwar extrem spannend, mit einer so bedeutenden Branche zusammenzuarbeiten – aber ich bin passionierter Velofahrer und produziere mit Bedovelo selbst handgemachte Velos.»

Ein Velofahrer als Autodesigner? Schräg, aber genau diese Offenheit ist im Design gefragt. «Niemand weiss, wohin die Zukunft strebt», sagt Ecal-Direktor Alexis Georgacopoulos (45): «Es geht bei so einem Projekt um das Unerwartete, ohne Einschränkungen späterer Realität.» Minis Interieurdesign-Chef Christian Bauer (47) erläutert: «Wir haben sogar eine eigene Abteilung für Lenkräder, weil unsere Lenkräder positive Emotionen vermitteln sollen. Und suchen immer Inspiration durch junge Menschen, die über den Tellerrand schauen.»

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