Scalextric Slot-Racing-Modell
«Stumpe-Herbies» Targa-Florio-Ferrari

Neben Jo Siffert und Clay Regazzoni sorgte mit Herbert Müller ein weiterer Schweizer in den 60er- und 70er-Jahren auf internationalen Rennstrecken für Furore. Etwa 1967 an der Targa Florio mit dem Ferrari 412P. Jetzt gibts dieses Modell im Massstab 1:32 zu kaufen.
Publiziert: 28.02.2021 um 15:04 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 16:27 Uhr
Raoul Schwinnen

Nach abgeschlossener Lehre als Galvaniseur startet Herbert Müller 1960 als 20-Jähriger mit der Unterstützung seines Vaters zum ersten Formel-3-Rennen – und wird auf Anhieb Vierter. Schnell stellen sich weitere Erfolge ein, und der talentierte Aargauer sorgt für Aufsehen in der internationalen Rennsportszene.

Weil er aber 1964 nach dem Tod seines Vaters den elterlichen Galvanisierungsbetrieb in Reinach AG übernimmt und diesen zum Autohandel ausbaut, lehnt Müller lukrative Profi-Werksverträge von Ferrari und Porsche ab. Gerne bezeichnet er sich deshalb als «professioneller Amateur» und fährt weiterhin für die Schweizer Scuderia Filipinetti.

Erfolge bei der Targa Florio

1966 gelingt ihm auf einem Porsche 906 mit dem Sieg bei der Targa Florio, einem Wertungslauf zur Sportwagen-WM in Sizilien, sein erster grosser Erfolg. Mit seiner kämpferischen Fahrweise fährt sich Müller schnell in die Herzen der Zuschauer. Unvergessen, als er ein Jahr später mit dem roten Ferrari 412P und der Startnummer 220 auf dem 72 Kilometer langen «Piccolo Circuito delle Madonie» nach einer verwegenen Aufholjagd einen neuen Rundenrekord schafft – kurz darauf aber mit dem zweiten Sieg bei der Targa Florio vor Augen mit einem Differenzialschaden aufgeben muss. Doch beim Start zum Interserie-Rennen auf dem Nürburgring 1972 wird Müller in seinem Ferrari von einem Gegner abgeschossen. Sein Auto überschlägt sich und fängt Feuer. Erst nach rund 15 Sekunden kann er sich aus seinem Wagen befreien – Verbrennungen an Händen, Füssen und im Gesicht sind die Folge.

Neben Jo Siffert und Clay Regazzoni sorgte mit Herbert Müller ein weiterer schneller Schweizer in den 1960er- und 70er-Jahren auf internationalen Rennstrecken für Furore.
Foto: imago images / Motorsport Images
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Ab 1977 fährt «Stumpe-Herbie» (seine Rivalen behaupteten, er nähme seine Zigarre nur fürs Rennen aus dem Mund) nur noch vereinzelt Rennen. Trotzdem verunglückt er am 24. Mai 1981 beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring tödlich. Im «Kesselchen» prallt er mit seinem Porsche 908/3 gegen den neben der Piste abgestellten, noch fast vollgetankten Porsche 935 von Bobby Rahal. Beide Wagen gehen in Flammen auf, und der wohl schon nach dem Aufprall tote Müller verbrennt in seinem Wrack. Ironie des Schicksals: Vor dem Rennstart soll Müller gesagt haben, dass er mit diesem Rennen seine Karriere beenden wolle.

Das Modell: Ferrari 412P

Fast 40 Jahre nach dem tragischen Tod von «Stumpe-Herbie» Müller ist seit letztem Herbst ein Slot-Racing-Modell des roten Ferrari 412P mit Startnummer 220 im Fachhandel, mit dem Müller 1967 bei der Targa Florio in Sizilien die schnellste Runde fuhr.

Initiiert wurde das Modell vom Schweizer Scalextric-Importeur Arwico. Freilich ist es alles andere als selbstverständlich, dass der globale Marktführer und zum britischen Konzern Hornby gehörende Hersteller Scalextric ein Slot-Racing-Modell mit Schweizer Bezug baut. «Solche in Grossserie gefertigten Modelle müssen sich auch ausserhalb unseres Landes verkaufen», erklärt Daniel Gasser von Importeur Arwico. Trotzdem darf er den Briten jährlich eine Liste mit Schweizer Wunschfahrzeugen präsentieren. Und die Hornby-Manager entscheiden dann, ob ein Modell aus dieser Liste realisiert wird. Gasser: «Beim aktuellen Ferrari 412P im Massstab 1:32 half sicher, dass Ferrari und Targa Florio auch ausserhalb der Schweiz populär sind.»

Fertigung mit Spritzgussform

Mindestens 1000 Exemplare wurden von Stumpe-Herbies Ferrari 412P als Slot-Racing-Modell gefertigt – nach dem klassischen Muster mit Spritzgussform und nicht 3D-Druck. Entsprechend fein detailliert präsentiert sich die Optik des erstaunlich robusten Modells. Aber auch technisch ist es auf dem neusten Stand – verfügt über funktionierende Scheinwerfer, Bremsleuchten und lässt sich auf digitalisierten Rennbahnen mit Spurwechsel einsetzen.

«Leider», so Daniel Gasser, «wird es immer schwieriger, Rennmodelle mit Schweizer Bezug zu realisieren. Unsere früheren Stars wie Clay Regazzoni, Jo Siffert, Marc Surer oder Herbert Müller geraten langsam in Vergessenheit. Noch vor 20 Jahren hätten wir bestimmt Hunderte von einem Modell wie diesem ‹Schweizer› Ferrari verkauft. Heute sind wir froh, wenn es 100 werden.» Obwohl der Preis sehr fair ist. Den funktionsfähigen Scalextric Ferrari 412P, der sich auch in einer Show-Vitrine gut macht, gibts im Handel ab 69 Franken.

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