Diese Gefahren lauern bei der Fahrt im Camper
Füsse hoch mit schlimmen Folgen

Ferien im Camper liegen im Trend. Doch mit dem Boom steigt auch das Risiko eines Crashs. Ein Unfallforscher des Versicherers Axa warnt explizit davor, als Beifahrer im Wohnmobil die Füsse hochzulegen.
Publiziert: 17.07.2024 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2024 um 17:04 Uhr
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer nutzen für die Fahrt in die Ferien Camper oder Wohnmobile: Allein Versicherer Axa verzeichnet in seinem Bestand einen Anstieg dieser sogenannten Wohnmotorwagen um mehr als 40 Prozent seit 2015. Doch mit dem höheren Verkehrsaufkommen steigt auch die Unfallgefahr im Sommer – der Saison, in der ohnehin die meisten Unfälle verzeichnet werden. Die Axa-Unfallstatistik zeigt im Sommer und Herbst rund 13 Prozent mehr Kollisionen von PWs, bei Campern und Wohnmobilen sind es sogar 91 Prozent mehr!

Grösser und unübersichtlicher

Die gegenüber Autos viel massigeren Wohnmotorwagen bergen gerade für ungeübte Lenkerinnen und Lenker einige Tücken. So unterscheidet sich das Fahrverhalten aufgrund der Grösse, des Gewichts und des höheren Schwerpunkts teils stark von PWs. Diese Unterschiede zeigen sich in der Unfallstatistik: «Bei den Wohnmotorwagen verzeichnen wir gegenüber Personenwagen rund 33 Prozent mehr Unfälle beim Rückwärtsfahren und 150 Prozent mehr Streifkollisionen, was sicherlich mit der Grösse und der Unübersichtlichkeit der Fahrzeuge zusammenhängt», erklärt Michael Pfäffli, Leiter Unfallforschung und Prävention bei der Axa. Er rät daher, sich vor der Fahrt unbedingt ausreichend mit dem Fahrzeug vertraut zu machen.

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Angst vor Vollbremsung

Vorsicht geboten ist auch beim Beladen der Wohnmobile. Michael Pfäffli weist Campierende darauf hin, ihre Fahrzeuge nicht zu überladen. Das könnte sich speziell bei einer ungleichmässigen Verteilung der Ladung negativ aufs Fahrverhalten auswirken – und ist überdies strafbar. «Eine kurze Ablenkung kann ausreichen, um zeitweilig die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren. Denn trotz viel Stauraum verfügen die grossen Wohnmotorwagen häufig über eine verhältnismässig geringe Nutzlast. Eine vierköpfige Familie kommt beispielsweise schnell auf 400 bis 500 Kilo und reizt die Nutzlast damit schon maximal aus», sagt der Unfallforscher. Besonders riskant ist zudem, dass viele Automobilisten – 44 Prozent sind es gemäss Axa-Mobilitätsstudie 2021 – aus Rücksicht auf ihre Ladung auf eine Vollbremsung verzichten! Dieses gefährliche Verhalten kann zu Kollisionen führen, die eigentlich vermieden hätten werden können.

Ferien im Camper sind beliebt: Allein Versicherer Axa verzeichnet in seinem Bestand einen Anstieg dieser sogenannten Wohnmotorwagen um mehr als 40 Prozent seit 2015.
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Füsse unten lassen

Gefahren bergen auch die Personen- und Tiersicherung. Während der Fahrt auf dem Beifahrersitz die Füsse aufs Armaturenbrett hochzulegen, ist gerade bei längeren Reisen beliebt – rund 30 Prozent haben dies gemäss Mobilitätsstudie bereits getan. Gleiches gilt für die ungenügende Sicherung von Haustieren, die von 41 Prozent der Probanden auf dem Beifahrersitz oder den Rücksitzen mitgeführt werden. «Beides mag bequem sein, doch es birgt grosses Verletzungspotenzial für Mensch und Tier», warnt Michael Pfäffli. Denn wenn es tatsächlich zu einer Kollision kommt, bieten insbesondere grössere Wohnmotorwagen im Vergleich zu PWs nur einen geringen Insassenschutz, wie ein Axa-Crashtest eindrücklich gezeigt hat.

Allerdings verzeichnet die Axa auch 66 Prozent weniger Vortrittsmissachtungen und nur halb so viele Auffahrkollisionen, die durch Wohnmobile verursacht werden. Dies legt den Schluss nahe, dass diese Lenker aufgrund des Aufbaus ihrer Fahrzeuge zwar häufiger von Kleinschäden betroffen sind, schwere Unfälle aber besser zu vermeiden wissen. Pfäffli sieht hier durchaus einen Zusammenhang, wenngleich die Aussage mit Vorsicht zu geniessen sei: «Ob Lenkerinnen und Lenker von Wohnmotorwagen sicherer fahren, kann nicht pauschal bestätigt werden. Doch sie scheinen gewisse Risikoaspekte tatsächlich bewusster wahrzunehmen», so seine Folgerung.

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