Elektroautos im ADAC-Hitzetest
Super-GAU im Sommerstau?

Wie viel Reichweite frisst die Klimaanlage, wenn man stundenlang im Ferienstau steht? Der deutsche Autoclub ADAC hat ein Tesla Model Y in seine Klimakammer gesteckt und einen Hitzetag mit 35 Grad Celsius nachgestellt. Bleiben Stromer und Passagier cool?
Publiziert: 23.08.2024 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2024 um 16:10 Uhr
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Es ist das Horrorszenario eines jeden Elektroautofahrers: Mit Sack und Pack gehts bei hochsommerlichen Temperaturen in Richtung Feriendestination, bis ein Mega-Stau die Freude der Passagiere abrupt abbremst. Die Radio-Durchsagen und ein kurzer Check auf Google Maps lassen die Stimmung an Bord weiter abkühlen: Vollsperrung – bis es weitergeht, kann es Stunden dauern.

Was schon Fahrer von gewöhnlichen Verbrenner-Autos zur Weissglut treibt, scheint für E-Mobilisten doppelt fatal: Hält der Akku den stundenlangen Stillstand aus, wenn gleichzeitig der Innenraum nicht zur Hitzehölle werden soll? Genau das wollte der deutsche Automobilclub ADAC in seiner soeben neu eröffneten Klimakammer für Elektroauto-Tests untersuchen. Im neuen Labor, das auch über einen Allrad-Rollenprüfstand und eine Schnellladestation mit Ladeleistungen bis 300 kW verfügt, lassen sich Temperaturen zwischen –20 und +40 Grad Celsius einstellen.

Hält die Klimaanlage durch?

Beim Pilot-Test stellten die ADAC-Ingenieure einen Mega-Stau auf der Autobahn im Hochsommer nach – acht Stunden bei bis zu 35 Grad und unterschiedlich starker Sonneneinstrahlung, die durch UV-Lampen simuliert wurde. Testproband: Ein Tesla Model Y mit einer verbleibenden Akkukapazität von 60 Prozent bei Testbeginn. Die Klimaanlage wurde auf abkühlende 20 Grad eingestellt (auch interessant: So stellst du die Klimaanlage im Auto richtig ein).

Super-GAU Megastau: Hält dort der Akku den stundenlangen Stillstand aus, wenn gleichzeitig der Innenraum nicht zur Hitzehölle werden soll?
Foto: keystone-sda.ch
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Durch die simulierte Sonneneinstrahlung stiegen die Temperaturen am Armaturenbrett zwischenzeitlich auf bis zu 45 Grad, an der Aussenseite der Windschutzscheibe wurden sogar bis zu 60 Grad gemessen. Trotz der Mega-Hitze hielt die Klimaanlage die Innentemperatur auf Kopfhöhe konstant unter 25 Grad – den ersten Test bestand der Tesla mit Bravour.

Stromer schlägt Verbrenner deutlich

Die aber weitaus interessantere Frage: Laufen E-Autofahrer Gefahr, mit voll aufgedrehter Klimaanlage im Sommer-Stau liegenzubleiben? Auch hier gibt der ADAC Entwarnung: Das Model Y verbrauchte im Test in der Klimakammer konstant 1,5 Kilowatt pro Stunde – nach acht Stunden Sommerhitze belief sich der Verbrauch auf rund 12 Kilowattstunden (kWh). Umgerechnet auf die Reichweite verlor der Tesla demnach nur etwa acht Kilometer pro Stunde.

Umso beeindruckender, wenn der Stromer-Verbrauch mit dem eines Verbrenners verglichen wird. Laut ADAC beläuft sich der Spritdurst mit aktiver Klimaanlage im Sommerstau bei Autos mit Benzin- oder Dieselmotor auf 1,0 und 1,5 Liter pro Stunde. Umgerechnet entspricht das einem Energieverbrauch von 10 bis 15 kWh! Das Elektroauto ist demnach zehnmal effizienter unterwegs – von den nicht vorhandenen Emissionen ganz zu schweigen.

Niemand muss also im Stromer aus Angst vor dem Liegenblieben mit leerer Batterie schwitzen. «E-Autofahrer müssen keine Angst haben, liegenzubleiben, falls sie bei hohen Temperaturen in einen langen Stau geraten und die Klimaanlage aktiviert lassen», resümiert Dino Silvestro, Leiter Fahrzeugtest im ADAC Technik Zentrum.

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