Erste Fahrt im neuen Nissan Ariya
Das steckt im neuen Nissan-Stromer

Corona-Pandemie, Chipkrise und Absatzprobleme bremsten Nissan lange aus. Aber jetzt kommt endlich mit dem Ariya der erste Nissan-Stromer mit neuer Technik. Blick drehte schon eine Runde.
Publiziert: 23.03.2022 um 02:47 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2022 um 04:48 Uhr
Andreas Faust

Erinnerst Du Dich noch? Vor zwei Jahren enthüllte Nissan seine Elektro-Zukunft – und danach mussten wir warten. Denn als 2020 das Tuch vom Elektro-Crossover Ariya gezogen wurde, steckte die Marke bis zum Hals in Schwierigkeiten: Corona-Krise, Absatz-Einbruch, Gerangel mit Kooperationspartner Renault und ein Mega-Sparprogramm, um das Unternehmen wieder flott zu machen. Und dann kam auch noch die Halbleiter-Krise. Deshalb gings nun etwas länger bis zur ersten Testrunde im ersten Nissan-Stromer auf komplett neuer Plattform.

Wer hat sie erfunden? «Ich», sagt Renault und baut auf dem Technikbaukasten seinen Megane E-Tech Electric auf. «Nee, das waren schon wir», grinst Nissans Produktstrategin Cliodna Lyons. Erster Eindruck vom Ariya – sprich «Aria»: Nicht so gross wie gedacht. Auf Fotos wirkte das SUV mit flacher Dachlinie riesig mit dem V-förmigen Pseudo-Grill, hinter dem die Sensorik der Fahrassistenten steckt. Aber live schaut er schlank und rank und vor allem lang aus. Erst recht mit Dach in schwarzem Kontrastlack.

High-Tech, aber hübsch

Drinnen gibts ein Aha-Erlebnis: Richtig edel wirkt das Interieur. Blendfreie Screens zeigen Instrumente und bedienen das Infotainment. Für Klima und Fahrprogramme gibts noch – nein, keine richtigen Tasten, aber berührungsempfindliche Flächen unter nahtlosem Holzfunier. Berührt, ruckeln sie zur Bestätigung zurück. Die Fahrstufen schiebt man per Joystick – ungewohnt, wie die recht hohe Sitzposition. Eine Spielerei gibts dann doch noch: Bsssst – per Tastendruck schiebt sich eine Schublade aus der Instrumententafel. Kinderkram? «Stauvolumen zusätzlich zum Handschuhfach», sagt Lyons.

Als 2020 das Tuch vom Nissan Ariya gezogen wurde, steckte die Marke in Schwierigkeiten: Corona-Krise, Absatz-Einbruch, Gerangel mit Partner Renault und ein Mega-Sparprogramm.
Foto: Sebastien Mauroy
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Trotzdem, mit Nissan schaffts endlich mal jemand, High-Tech-Feeling ohne Tastenchaos mit Gemütlichkeit zu verbinden. Platz gibts genug; auch im Fond und trotz tief herabfliessender Dachlinie. Je nach Batteriegrösse passen 415 bis 468 Liter in den Kofferraum mit recht hoher Ladekante. Bei umgelegten Sitzlehnen wirds sicher viel mehr, aber den Wert rückt Nissan noch nicht heraus.

Vier Antriebe, zwei Batterien

Bei Renault gabs bisher nur einen Antrieb – Nissans Ariya zeigt jetzt, was alles in der gemeinsamen E-Plattform steckt: Je zwei Versionen mit Front- oder Allradantrieb. Erstere bringen 218 (160 kW) oder 242 PS (178 kW), letztere 306 (225 kW) oder 394 PS (290 kW). Dazu gibts zwei Batteriegrössen mit netto 63 oder 87 Kilowattstunden (kWh) Kapazität. Sie sind gut für 360, 500, 460 oder 400 Kilometer Reichweite je nach Antrieb und können mit 130 Kilowatt (kW) schnellladen.

Nissan Ariya

Antrieb: 1 oder 2 Elektromotoren, 218 bis 394 PS (160 bis 290 kW), 300 bis 600 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Front- oder Allradantrieb, Batterie 63 oder 87 kWh (netto), Reichweite 360 bis 500 km
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 5,1 bis 7,6 s, Spitze 160 bis 200 km/h (abgeregelt)
Masse: L/B/H 4,60/1,86/1,67 m, ab 1903 kg, Laderaum 415–468 l
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk k.A., 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal
Preis: noch nicht bekannt

Antrieb: 1 oder 2 Elektromotoren, 218 bis 394 PS (160 bis 290 kW), 300 bis 600 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Front- oder Allradantrieb, Batterie 63 oder 87 kWh (netto), Reichweite 360 bis 500 km
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 5,1 bis 7,6 s, Spitze 160 bis 200 km/h (abgeregelt)
Masse: L/B/H 4,60/1,86/1,67 m, ab 1903 kg, Laderaum 415–468 l
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk k.A., 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal
Preis: noch nicht bekannt

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Gespannt sind wir vor allem auf die Topversion. Sie kommt mit einem neuen Allrad-System mit elektronisch gesteuertem Torque Vectoring an beiden Achsen: Heisst das jeweils kurveninnere Rad wird leicht eingebremst und dreht den Fünfplätzer so stabiler in die Kurve. Ausserdem packt er so 1,5 Tonnen Anhängelast.

Ab auf die Testrunde – aber nur im 218-PS-Ariya mit kleiner Batterie. Nicht auf öffentlichen Strassen, sondern auf dem Jarama Racetrack bei Madrid. Und nicht auf Tempo, sondern brav mit Limiten, die Stadt, Überland, Berg und Autobahn simulieren. Der Antritt ist mehr geschmeidig als brachial mit 7,5 Sekunden von Null auf Tempo 100. In den Kurven spürt man das Gewicht – auch wenn 1,9 Tonnen deutlich weniger als bei der Konkurrenz sind. Klasse ist die Lenkung, die das 4,60-Meter-Auto viel flinker macht, als erwartet.

Ein Pedal genügt

Wie schon der E-Pionier Leaf lässt sich der Ariya nur mit dem Gaspedal fahren – gebremst wird mit Pedal-Lupfen per Rekuperation. Auch anbremsen vor Kurven klappt so mit Übung ohne Bremspedal. Verbrauchswerte nennt Nissan noch nicht, aber ausgerechnet dürfte die Basisversion bei 17,5 kWh/100 km liegen. Mehr als Renaults Schwestermodell, aber nicht schlecht für den fast 40 Zentimeter längeren Ariya.

Lanciert wird er schön der Reihe nach: Ab Juli rollt er mit 242 PS an, im Oktober folgen die Versionen mit 218 und 306 PS. Aufs 394 PS starke Topmodell müssen wir dagegen noch bis 2023 warten. Immerhin: Preise und Bestellmöglichkeit solls schon ab April geben.

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