Das ist der neue Alfa Romeo Tonale
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SUV mit 275 PS:Das ist der neue Alfa Romeo Tonale

Erste Fahrt im neuen SUV von Alfa Romeo
So tönt der Tonale

Nach fünf Jahren ohne echte Neuheit gibts endlich wieder ein Lebenszeichen von Alfa Romeo. Mit dem Tonale startet die Neuerfindung von Alfa – mit viel Sinn für die Tradition der Marke. Und mit einer digitalen Kopie zu jedem Auto.
Publiziert: 05.05.2022 um 12:02 Uhr
Andreas Faust

Italianità beherrscht er perfekt: Für den Alfa-Boss Jean-Philippe Imparato (55) muss es ein Tempel als Location für die Präsentation des neuen Alfa Romeo Tonale sein. Verehrt wird darin Alessandro Volta (1945–1827), Italiener aus Como, Physiker, Erfinder der Batterie. Als sei Alfa schon die grosse Nummer der E-Mobilität. Der Chef bleibt Realist: «Heute sind wir nirgendwo. In fünf Jahren werden wir vorne sein!» So tönt Grandezza à la Imparato.

Aber wie tönt der Tonale? Spannende Frage. Kaum eine Marke steht derart für als Familienkutschen verkleidete Sportwagen. Kaum eine brachte Vierzylinder so zum Röhren in den wilden 1960er- und 1970er-Jahren. Steckt noch Leben hinter dem legendären Logo? Oder regiert kostensparende Gleichmacherei vom Mutterkonzern Stellantis?

Viele Alfa-Gene im SUV?

Da ist Imparato vor. Der 2021 angetretene Chef hat Alfas Markengeschichte aufgesogen – und stoppte als erstes den längst serienreifen Tonale: Zu wenig Alfa-Gene, hiess es. Deshalb kommt der fünfplätzige Kompakt-SUV, dessen Studie am bisher letzten Genfer Autosalon 2019 enthüllt wurde, erst jetzt. Darunter steckt noch keine Stellantis-Technik, sondern die des Jeep Compass.

Hier kommt der erste komplett neue Alfa Romeo seit fünf Jahren: Diesen Sommer startet bei uns der Kompakt-SUV Tonale.
Foto: Ph.Alberto Giorgio Alquati
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Verpackt wurde sie hinreissend: Dreifach-Scheinwerfer rechts und links vom wappenförmigen Grill, flache Haube und hinten ein wuchtiges Heck. Typisches Alfa-Problem: Das Kontrollschild muss vorne auf die Seite. Drinnen gibts selbst hinten mehr Platz als erwartet, mit 500 bis 1550 Litern ist der Kofferraum fast rekordverdächtig. Cool auch das Cockpit: Virtuelle Instrumente, aber sie sind tief in Röhren versenkt und die Tachoziffern schmal wie in den 1970er-Jahren.

Alfa Romeo Tonale Speciale

Antrieb: 1.5-R4-Turbobenziner, 160 PS (118 kW), 240 Nm@1500/min, Starter-Generator 20 PS (15 kW), 48-Volt-Bordnetz, 7-Gang-Doppelkupplungs-Automat, Frontantrieb
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 8,8 s, Spitze 212 km/h
Masse: L/B/H 4,53/1,84/1,60 m, 1600 kg, Laderaum 500–1550 l
Umwelt: Verbrauch WLTP 5,7 l/100 km, Energie B
Preis: ab 48'900 Fr. (Basis: Turbobenziner, 130 PS, ab 46'900 Fr.)

Antrieb: 1.5-R4-Turbobenziner, 160 PS (118 kW), 240 Nm@1500/min, Starter-Generator 20 PS (15 kW), 48-Volt-Bordnetz, 7-Gang-Doppelkupplungs-Automat, Frontantrieb
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 8,8 s, Spitze 212 km/h
Masse: L/B/H 4,53/1,84/1,60 m, 1600 kg, Laderaum 500–1550 l
Umwelt: Verbrauch WLTP 5,7 l/100 km, Energie B
Preis: ab 48'900 Fr. (Basis: Turbobenziner, 130 PS, ab 46'900 Fr.)

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Überhaupt viel Liebe zum Detail in der Verarbeitung, die man so proper wohl noch nie bei Alfa gesehen hat. Endlich ist das Infotainment auf Mitbewerber-Niveau: Googles Alexa quatscht mit, Updates übers Mobilfunknetz sind möglich, und der 10,25 Zoll messende Touchscreen überzeugt mit scharfer Grafik. Ausserdem gibts Assistenten wie Staupilot oder aktiven Spurhalter. Und einen hysterischen Notbrems-Warner, der per Retro-Hupton Bremsen verlangt.

Haken schlagen am Seeufer

Dabei waren wir gerade schön im Schwung auf Testfahrt am Ostufer des Lago di Como. Kein Strassenmeter ist hier gerade – ideales Revier für den Tonale, der sich gar nicht wie ein Jeep anfühlt. Ausbalanciertes Fahrwerk, fast null Seitenneigung und eine giftig reagierende, präzise Lenkung: Wie der Tonale schlagen wenige SUVs ihre Haken. Den Vortrieb übernimmt ein auf 160 PS hochgedrehter 1,5-Liter-Benziner mit Turbo mit variablem Ansprechverhalten, dem ein 20-PS-Elektromotor per Riemenantrieb noch zusätzlich Beine macht.

Der E-Motor hat dank 48-Volt-Bordnetz so viel Kraft, dass er zum Rekuperieren auch fürs Anfahren taugt, ausserdem überbrückt er die Gedenksekunden des automatischen Getriebes. Die Fahrmodi sind weit gespreizt: Im Schlechtwetter-Modus scheinen sich 100 PS schlafen zu legen, auf Dynamic sind alle hellwach. Ein flotter Antrieb mit öfters angestrengtem Ton. Auch wenn er Tonale heisst – das räudige Röhren eines alten Alfa-Vierzylinders hat er nicht drauf.

Topversion mit 275 PS

Zum Marktstart ab Juni gibts den 1,5-Liter auch mit 130 PS (96 kW), später folgen ein 130-PS-Turbodiesel und ein Plug-in-Hybrid mit 275 PS (202 kW) und 80 Kilometern Reichweite und Allrad. Sonst bleibts bei Frontantrieb. Stromer? Definitiv nicht – der erste Elektro-Alfa kommt 2025 und 2027 – so früh wie bei keiner anderen Marke – sollen nur noch E-Modelle im Angebot stehen. Heisst: Der Tonale wird dann schon als letzter Alfa mit Verbrennern abtreten.

Was ist ein NFT?

Ein NFT – oder lang Non-Fungible Token – ist ein digitales Zertifikat auf Blockchain-Basis. Alles klar? Wohl kaum, deshalb hier die Erklärung:

Token: Ein digitaler, also nur errechneter Vermögenswert. Das kann einerseits ein Nutzungsrecht zum Beispiel an einem digitalen Musikstück, einem E-Book oder sonst einer Datei sein. Aber auch reale Besitztümer wie Immobilien, Kunst oder Kleidung können damit digitalisiert und so als digitaler Zwilling des realen Gegenstands gehandelt werden. Gezahlt wird über Kryptowährungen.

Blockchain: Mit jeder Weitergabe oder Veränderung eines Token kommt ein weiterer Informationsblock hinzu, der dies dokumentiert. Weitergabe für Weitergabe entsteht so eine Kette, bei der jedes Glied (Informationsblock) die Infos des vorhergehenden enthält. Das macht jeden Token singulär und damit identifizierbar.

Non-fungible: Übersetzt bedeutet dies «nicht austauschbar». Damit ist gemeint, dass der Token so einzigartig ist, dass es keinen Vermögenswert gibt, gegen den er gleichwertig getauscht werden könnte. Beispiel: Eine 100-Franken-Note kann man gegen jede andere 100-Franken-Note gleichwertig tauschen. Kauft man dagegen ein Künstler-Foto für 100 Franken, so erhält man fürs Geld etwas völlig anderes – das je nach Betrachter auch deutlich mehr oder viel weniger wert sein kann.

Ein NFT – oder lang Non-Fungible Token – ist ein digitales Zertifikat auf Blockchain-Basis. Alles klar? Wohl kaum, deshalb hier die Erklärung:

Token: Ein digitaler, also nur errechneter Vermögenswert. Das kann einerseits ein Nutzungsrecht zum Beispiel an einem digitalen Musikstück, einem E-Book oder sonst einer Datei sein. Aber auch reale Besitztümer wie Immobilien, Kunst oder Kleidung können damit digitalisiert und so als digitaler Zwilling des realen Gegenstands gehandelt werden. Gezahlt wird über Kryptowährungen.

Blockchain: Mit jeder Weitergabe oder Veränderung eines Token kommt ein weiterer Informationsblock hinzu, der dies dokumentiert. Weitergabe für Weitergabe entsteht so eine Kette, bei der jedes Glied (Informationsblock) die Infos des vorhergehenden enthält. Das macht jeden Token singulär und damit identifizierbar.

Non-fungible: Übersetzt bedeutet dies «nicht austauschbar». Damit ist gemeint, dass der Token so einzigartig ist, dass es keinen Vermögenswert gibt, gegen den er gleichwertig getauscht werden könnte. Beispiel: Eine 100-Franken-Note kann man gegen jede andere 100-Franken-Note gleichwertig tauschen. Kauft man dagegen ein Künstler-Foto für 100 Franken, so erhält man fürs Geld etwas völlig anderes – das je nach Betrachter auch deutlich mehr oder viel weniger wert sein kann.

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Seine grösste Innovation wird wohl erst dann wichtig: Zu jedem Auto gibts erstmals überhaupt ein NFT, das als digitaler Zwilling alles speichert, was am Auto verändert wird – von gewechselten Bremsbelägen bis zum – hoffentlich nicht – kapitalen Motorschaden. Wer einen Tonale als Occasion kauft, wird dessen Historie komplett nachvollziehen können. Also keine dunklen Stellen in der Vergangenheit wie bei manchem Klassiker heute.

Wird der Tonale einer? Nicht so wie die legendären Alfas von früher – aber erstaunlich, was Alfa aus der Jeep-Plattform gemacht hat. Los gehts zum Marktstart mit der Edition Speciale mit spezieller Ausstattung und typischen Fünf-Loch-Felgen bei 46'900 Franken. Die 160-PS-Version kostet ab 48'900 Franken.

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