Fernost dominiert den Weltmarkt
Diese Länder produzieren am meisten Autos

Einst produzierten die USA und Europa den Grossteil der Autos auf den Strassen. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Neue Zahlen zeigen, dass China zur schier uneinholbaren Auto-Grossmacht geworden ist – Europa ist auf dem absteigenden Ast.
Publiziert: 09.12.2023 um 18:05 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2023 um 18:06 Uhr
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Mehr als jedes dritte produzierte Auto weltweit läuft heute in China vom Band. Dies zeigen aktuelle Zahlen der internationalen Automobilherstellervereinigung OICA. Im Reich der Mitte wurden 2022 rund 23,8 Millionen PW produziert – weltweit waren es 61,6 Millionen. Auf Platz zwei folgt mit riesigem Abstand Japan mit einer Autoproduktion von 6,6 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2022, Platz drei geht an Indien mit noch 4,4 Millionen hergestellter PW.

Damit stehen gleich drei Länder aus Fernost an der Spitze der wichtigsten Autoproduzenten der Welt. Erst auf Platz vier folgt Deutschland mit 3,5 Millionen hergestellter PW 2022, bevor sich auf Platz fünf mit Südkorea ein weiterer asiatischer Staat einreiht: Dort rollten im letzten Jahr 3,4 Millionen Fahrzeuge von den Produktionsbändern.

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China: Vom Autozwerg zur Grossmacht

Ein Blick zurück in die Statistik zeigt, wie signifikant sich die Machtverhältnisse auf dem Weltmarkt in den letzten 20 Jahren verändert haben. Im Jahr 2002 war China als Auto-Produktionsstandort noch weitgehend unbedeutend – lediglich 1,1 Millionen Autos verliessen damals die Werkhallen der Volksrepublik, was bei global 41,4 Millionen produzierter Fahrzeuge den abgeschlagenen 14. Rang auf dem Weltmarkt bedeutete. Nur zehn Jahren später hatte China dann aber längst alle anderen Autobau-Nationen überholt und war für die Produktion von 15,5 Millionen PW verantwortlich – das damals zweitplatzierte Japan kam auf 8,6 Millionen (auch interessant: So verrückt fährt China).

In China wurden im letzten Jahr fast 24 Millionen Autos produziert – mehr als in jedem anderen Land der Welt.
Foto: MG
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Zu den grossen Gewinnern der letzten Jahre zählt ausserdem Indien: Baute das mittlerweile bevölkerungsreichste Land des Planeten im Jahr 2002 lediglich rund 700'000 Autos, waren es letztes Jahr 4,44 Millionen, was zum dritten Platz in der Produktions-Statistik führte.

Amerikas Totalabsturz

Wo Gewinner sind, gibts aber auch Verlierer – und diese heissen bei den autoproduzierenden Kontinenten Amerika und Europa. Besonders bei der so stolzen Auto-Nation USA kann von einem regelrechten Absturz auf dem Weltmarkt gesprochen werden. Schon 2002 hatten die sogenannten «Big Three» Ford, General Motors und Chrysler längst den Glanz vergangener Zeiten verloren, hievten die Vereinigten Staaten aber immerhin noch auf den dritten Weltrang mit rund fünf Millionen produzierter Fahrzeuge hinter Japan (8,6 Mio.) und Deutschland (5,1 Mio.).

Zehn Jahre später und 900'000 hergestellte Autos im Jahr weniger resultierte ein fünfter Rang – 2022 sind die USA mit 1,75 Millionen hergestellter PW nur noch auf dem achten Platz zwischen Spanien (1,78 Mio.) und Tschechien (1,22 Mio.) gelistet. Hoffnungsschimmer auf dem US-Automarkt sind neue Player wie Tesla, Rivian oder Lucid, die den etablierten Herstellern zunehmend den Rang ablaufen (Mehr dazu hier: Der Kampf um den US-Automarkt).

Auch Europa verliert massiv

Nicht ganz so dramatisch wie in den USA zeigt sich die Situation in Deutschland, wo die Autoproduktion von 5,1 Millionen im Jahr 2002 auf knapp 3,5 Millionen im Jahr 2022 sank, womit die Bundesrepublik vom zweiten auf den vierten Weltrang abrutschte. Signifikant schlechter steht Frankreich als Produktionsstandort da: Verliessen 2002 noch knapp 3,3 Millionen Autos die französischen Werkshallen, was zum vierten Platz hinter Deutschland reichte, waren es im letzten Jahr nur noch rund eine Million PW – Platz 11 hinter Indonesien, das mit 1,2 Millionen produzierter Autos neu in den Top Ten rangiert. Andere ehemals grosse Autobau-Nationen wie Grossbritannien oder Italien sind ebenfalls längst nicht mehr in den Top Ten geführt.

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Mit der Produktion wandert auch das Knowhow ab.
Matthias Janson, Statista-Datenjounalist
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«Die Produktionszahlen in China sind nicht zuletzt deswegen so rasant gestiegen, weil die gesamte Automobilbranche einer starken Internationalisierung unterworfen ist und deutsche Hersteller wie Volkswagen ihre Produktion in China immer mehr ausweiten», erklärt Matthias Janson von der Statistikplattform Statista den Wandel zur chinesischen Vorherrschaft auf dem Automarkt. Auch viele andere Hersteller hätten in den letzten Jahren ihre Produktionen ins Reich der Mitte verlagert und würden von dort ihre – zumeist elektrischen – Modelle in die ganze Welt exportieren. «Werke in Europa haben das Nachsehen und mit der Produktion wandert auch Know-how ab. Deutsche Hersteller gehen mit chinesischen Unternehmen sogenannte Joint Ventures ein, bei denen in der Regel ein Technologietransfer inkludiert ist», warnt Janson in seiner Analyse.

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