Jeep wird elektrisch
Nach 80 Jahren ist Schluss mit Dreck

Lange hinkte Jeep dem Elektro-Trend hinterher. Jüngst setzen die Amis aber auf Plug-in-Hybrid-Allradantrieb. Und nun verrät Jeep-CEO Christian Meurier gegenüber Blick: Bereits in vier Jahren soll es in jeder Klasse einen reinen Strom-Jeep geben.
Publiziert: 16.07.2021 um 11:13 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Zum 80. Jubiläum – am 15. Juli 1941 hatte Willys-Overland den Vertrag zur Fertigung des Ur-Jeeps für die US-Armee unterzeichnet – will Jeep mit Vollgas oder vielmehr Starkstrom ins Elektro-Zeitalter summen. Beschleunigt wird dies auch dadurch, dass Jeep jetzt neu wie die ganze einstige Fiat-Chrysler (FCA) zum neuen Autoriesen Stellantis gehört – genau wie der in Sachen Elektro-Technik bereits besonders starke einstige PSA-Konzern (u.a. Citroën, Opel, Peugeot).

Schon vor Stellantis konnte sich Jeep kräftig steigern: Unter FCA-Regie war die Modellpalette gewachsen, heute hat Jeep statt einst vier US-Werke zehn in sechs Ländern und die Produktion innerhalb eines Jahrzehnts so mehr als verdreifacht. Europachefin Antonella Bruno betont, alleine in Europa sei Jeep von der Nischenmarke mit 25'000 auf 125'000 Verkäufe im Jahr gewachsen.

Plug-ins für leises Abenteuer

Jetzt folgt der nächste Schritt: Der einstige Dreckspatz will zum grünen Öko-Engel werden – ohne dabei den Markenkern als Geländewunder zu verlieren. Bereits heute seien 40 Prozent der neuen Europa-Jeeps Plug-in-Hybride mit dem hauseigenen 4xe («four-by-e»), ergänzt Jeep-CEO Christian Meunier.

Steckerfieber: Mit Wrangler, Compass und Renegade (v.l.) hat Jeep im 80. Jahr drei «4xe»-, also 4x4-Plug-in-Hybrid-Modelle, im Angebot.
Foto: Jeep
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Den kleinen Renegade gibt es als 4xe (ab 39'900 Fr.), ebenso den Compass (ab 41'990 Fr.). Und jüngst den Klassiker Wrangler in Langversion (ab 76'490 Fr.). Dabei kommen Zweiliter-Turbo und zwei E-Motoren auf 380 PS (290 kW) – dank gut 50 Kilometer E-Reichweite resultieren 3,8 l/100 km laut WLTP. Mit leisem E-Antrieb lasse es sich noch naturnäher ins Abenteuer eintauchen, schwärmt Meunier. Nächstes Jahr folgt der neue Grand Cherokee – auch als Plug-in.

Sogar XL-SUV als Elektriker

Bei reinen E-Autos freilich liegt Jeep zurück, nur eine Wrangler-Studie fuhr mal vollstromernd. Nun soll es rasant gehen: In vier Jahren will Jeep 70 Prozent der Autos als Plug-ins oder Stromer verkaufen «und in jedem Segment ein Elektroauto haben», verspricht Meunier: «Und wir sagen nicht, dass es erst 2025 losgeht.» Sogar der grosse Luxus-SUV Wagoneer, der noch 2021 nach Europa rollt, soll als Vollstromer kommen. Nebenbei wagt Meurier einen Seitenhieb gegen den 1970 erschienenen Range Rover: «Es tut mir leid für unsere britischen Freunde, aber wir haben 1963 den Premium-SUV erfunden.»

Jeep will mit der Elektrifizierung «die grünste SUV-Marke» (Meurier) werden – und die Technik vor allem für nochmals mehr Gelände-Spass einsetzen. Macht das Sinn – etwa in der Schweiz, wo man kaum ins Gelände darf? «Jeder Jeep-Kunde geht offroad», sagt Meurier, «selbst wenn er es dort, wo es verboten ist, nur in Gedanken tut.» Und stellt Visionen für die Zukunft vor: im Gelände an solarbetriebenen Säulen «tanken» oder auf autonome Geländefahrt gehen.

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