Nach dem definitiven Aus der Geneva International Motorshow
Jetzt sprechen die Schweizer Importeure

Jahrzehntelang war Genf auch für die Schweizer Autoimporteure die wichtgste Neuheitenbühne. Nach dem Ende der Messe zeigen sich viele betroffen – aber äussern auch leise Kritik.
Publiziert: 01.06.2024 um 06:14 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2024 um 14:29 Uhr
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Wehmut herrscht. Nach dem definitiven Aus der Geneva International Motorshow (Gims) reagiert die Schweizer Autobranche teils mit nostalgischer Rückschau, aber auch teils kritischen Anmerkungen. Peter Bucher vom japanischen Autobauer Subaru sagt, seine Marke bedauere den Entscheid: «Der jährliche Autosalon am Lac Leman gehörte zu den wichtigsten der Welt. Wer hier präsentierte, hatte etwas zu sagen.»

Genesis-Chef Piergiorgio Cecco war schon als Kind am Autosalon: «Das war ein Muss für jeden Autoenthusiasten.» Im Beruf kamen dann zu den Besuchen als Kind nochmals 30 hinzu. Und auch der japanische Autobauer Suzuki unter dem Dach von Importeur Emil Frey bedauert «ausserordentlich, dass der Genfer Autosalon künftig nicht mehr durchgeführt werden kann». Donato Bochicchio verantwortet bei Emil Frey Citroën, DS, Opel und Peugeot und erinnert sich: «Die Marken Citroën, DS, Opel und Peugeot durften in der Vergangenheit in Genf unglaublich viele Premieren feiern. Und persönlich war Genf immer ein Highlight für interessante Begegnungen und bereichernden Austausch.»

Regionale statt internationale Messen

Christoph Wolnik, Sprecher des Importeursverbandes Auto-Schweiz, betont das Engagement der Schweizer Importeure für Genf: «Gemeinsam mit unseren Mitgliedern haben wir dem Organisationsteam in Genf die Türen zu den Fahrzeugherstellern geöffnet und Kontakte geknüpft.» Bis zuletzt sei auch der Verband von der Fortsetzung der Geneva International Motor Show überzeugt gewesen. Doch die Entscheidungen über die Teilnahme an einer internationalen Messe fällten nicht die Importgesellschaften, sondern eben die Hersteller.

Das war die Geneva International Motorshow (Gims) im Jahr 2018: Zehn Tage Dauer, Hundertausende Besucher, unzählige Aussteller.
Foto: PHILIPPE ROSSIER SWITZERLAND
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Zu den Gründen fürs Gims-Aus und jenes der Trägerstiftung mögen sich nur wenige äussern. Wolnik sieht eine Ursache im international zu beobachtenden Trend der sinkenden Nachfrage nach Messen. Aber gleichzeitig erfreuten sich «regionale Messen wie die Auto Zürich wachsender Beliebtheit. Plattformen wie diese bleiben für Importeure und ihre offiziellen Markenhändler sehr wichtig, um ihre zahlreichen Innovationen und neuen Modelle regelmässig einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren».

Digitalisierung und Konsumentenverhalten

Auch Cecco macht sich Gedanken über mögliche Ursachen: «Der Genfer Autosalon hat viel zu spät auf die Veränderungen im Markt und im Konsumentenverhalten reagiert.» Ausserdem habe die Digitalisierung sicher ihren Einfluss: «Die ständige Verfügbarkeit und die Fülle an Informationen haben physische Ausstellungen träge und statisch erscheinen lassen.» Auch Bochicchio betont, dass sich die «Automobilwirtschaft wie viele andere Bereiche in einer enormen Transformationsphase befindet. Und dabei unterliegt auch das klassische Messekonzept diesem Wandel».

Nur Marc Brunner, Schweiz-Chef der Marken Aiways und KG Mobility beim drittgrössten Autoimporteur Astara spricht Klartext. Die Gims sei als Branchentreffen und mit Auto-Emotionen pur immer sein Jahreshighlight gewesen. Aber er sagt auch: «Genf hat sich nicht gerade beliebt gemacht, damals, als Corona die Messe zum ersten Mal sterben liess. Zum Beispiel wurden die Hotelkosten nicht zurückerstattet.» Manche Hotels hätten zudem mit ihren Übernachtungspreisen die Kosten auf ein Niveau getrieben, dass den Herstellern die Lust an Genf vergangen sei.

Zudem stehe die Branche unter Druck: «Die Hersteller scheuen die Kosten einer solchen Messe, das Umfeld ist immer schwieriger geworden.» Jede Marke habe in Genf Millionen investiert. Aber heute gäbe es für Hersteller neue Möglichkeiten, eigenständig aufzufallen: «Man ist so nicht nur einer von vielen» an einer Messe, sagt Brunner.

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