Stromer für Europa, Budgetmodelle für neue Märkte
Wird Skoda jetzt zur Billigmarke?

Nach der Corona-Pandemie steuert Skoda die nächste Herausforderung an: Der neue CEO Thomas Schäfer will die VW-Tochter günstiger aufstellen, um Afrika und Südamerika zu erobern.
Publiziert: 02.04.2021 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 20:54 Uhr
Andreas Faust

Auch Skoda hat 2020 global unter der Corona-Pandemie gelitten. Die tschechische VW-Tochter hat mit etwas über einer Million rund ein Fünftel weniger Autos verkauft als im Vorjahr. Dennoch sieht CEO Thomas Schäfer (50) seine Marke auf einem «respektablen Niveau» – trotz Umsatzminus von 13,8 Prozent. Skoda schrieb mit 756 Millionen Euro Gewinn schwarze Zahlen, auch wenn das ein Minus von 54,5 Prozent gegen über dem Vorjahr bedeutet.

Trotzdem will Schäfer Skoda neu ausrichten. In den letzten Jahren wurde immer wieder kolportiert, dass Skodas Erfolg vor allem Mutter VW Sorgen mache: Zuwachs schön und gut – aber das Skoda-Konzept, Modelle mit VW-Technik und mehr Platz zum kleineren Preis anzubieten, soll immer wieder für Diskussionen im Management gesorgt haben. Vor allem Schäfer-Vorgänger Bernhard Maier (61) setzte erfolgreich auf Wachstum und Höherpositionierung der Marke. Zu erfolgreich? Vergangenen Juli musste er seinen Hut nehmen.

Skoda wird Einstiegsmarke

Schäfer bemüht sich, die Diskussion zu beruhigen. Skoda bleibe auf Kurs und nahe an seiner Stammkundschaft. Noch blieben China, Deutschland und Russland die wichtigsten Märkte für Skoda – nicht nur in der Schweiz stellt man mit dem Octavia den Bestseller. Aber gleichzeitig soll die Marke für den VW-Konzern aufstrebende Automärkte wie Indien und Nordafrika sowie Südamerika erobern. Doch das geht nicht ohne günstig produzierte, abgespeckte und erschwingliche Modelle unter europäischem Standard. In Dubai, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, hat Skoda kürzlich bereits seinen weltweit grössten Schauraum eröffnet.

Skoda will globaler werden: Zuletzt hat die tschechische VW-Tochter ihren weltweit grössten Schauraum in Dubai eröffnet.
Foto: Zvg
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Gleichzeitig sollen auch die bestehenden Modelle in Europa preiswertere Einstiegsversionen erhalten, um beispielsweise in Südeuropa Marktanteile zu gewinnen. Und schliesslich will Schäfer Skoda voll auf Nachhaltigkeit und Effizienz trimmen. Bis 2025 soll der CO2-Ausstoss der Skoda-Neuwagenflotte um 30 Prozent gesenkt werden. Andere Autobauer sind aber ambitionierter? «Wir elektrifizieren mit Augenmass und auch mit Plug-in-Hybriden», antwortet Schäfer.

Zwei zusätzliche Stromer geplant

Drei Modelle sollen vor allem den CO2-Flottenausstoss drücken: In diesem Frühjahr startet mit dem Enyaq iV der erste Skoda-Stromer inklusive einer Coupé-Version später im Jahr. Zweiter soll ein Elektro-SUV unterhalb des Kodiaq werden, mit dem Schäfer für 2025 rechnet. Schwestermarke Seat hat ein solches Modell bereits ebenfalls angekündigt. Und dann hätte Schäfer gerne auch eine Skoda-Version des VW ID.3 – aber die habe tiefere Priorität.

Wichtigste Modellneuheit für 2021 ist die Neuauflage des kleinen Fabia, der mit Benzinern von 80 bis 110 PS und deutlich gewachsenen Abmessungen kommt. Zwischen 380 und 1190 Litern fasst sein Kofferraum – so viel wie im klassenhöheren VW Golf. Diesel, Elektro oder Plug-in? Leider nein, weil ersterer in der Kundengunst sinkt und die beiden letzteren den Preisrahmen in vielen Märkten sprengen würden. Marktstart ist im September. Der Kombi – der inzwischen einzige im Kleinwagen-Segment – wird aber erst 2023 nachgereicht. Ausserdem neu: Ein XL-Octavia mit mehr Radstand für China und der Low-Budget-SUV Kushaq – aber nur für Indien.

Gigafactory à la Tesla

Gemeinsam im Konzern plant Skoda ausserdem eine Gigafactory zur Batterieproduktion in Tschechien: Batterien seien eine Schlüsseltechnologie, man müsse sie «selber machen, statt sie einzukaufen», so Schäfer. Zum Nulltarif gibts die Neuausrichtung natürlich nicht. Rund 1,4 Milliarden Euro investiert Skoda bis 2025 in die Elektromobilität, 650 Millionen Euro in die Digitalisierung und 350 Millionen in die Werke. Denn: Skodas Hauptproblem derzeit sind nicht die Corona-Folgen, sondern zu wenig Produktionskapazität. Die Marke könnte viel mehr Autos verkaufen, wenn man sie nur bauen könne, so Schäfer.

Aktuell nerven Schäfer ausserdem Lieferprobleme der Halbleiter-Hersteller. Die Lieferketten für solche Microchips, wie sie dutzendfach in jedem Auto stecken, waren infolge der Covid-Pandemie im Januar teils zusammengebrochen. Gleichzeitig muss die Branche die knappen Bauteile mit den Herstellern von Smartphones und anderer Elektronik teilen. Die Folge: Produktionsausfälle bis hin zu temporären Werksstillegungen bei einigen Marken. Experten rechnen, dass daher rund 2,2 Millionen Fahrzeuge in diesem Jahr weniger gebaut werden.

«Diese Krise wird uns noch lange beschäftigen», sagt Schäfer. Eigentlich könnte Skoda bis zu 350 Enyaq iV am Tag bauen. Aber mit der Chip-Krise und Lieferschwierigkeiten bei den Batterien mag Schäfer nicht darauf schwören.

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