Vom Stadtfloh zum Elektro-SUV
Das ist der neue Smart!

Smart wagt den Neustart und zwar mit tatkräftiger Unterstützung aus China. Die Technik kommt von Geely, das Design von Mercedes – und das Konzept ist komplett neu.
Publiziert: 07.04.2022 um 18:15 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2022 um 12:00 Uhr
Stefan Grundhoff

Wer hats erfunden? Die Schweizer! Swatch-Gründer Nicolas G. Hayek (1928-2010) hatte die Idee von einem kleinen Elektroauto, das überall einen Parkplatz findet, erschwinglich ist und aus austauschbaren Modulen zusammengebaut wird. Die Realisation wurde aber zur Herausforderung und Partner Mercedes verwirklichte das «Swatch-Mobil» 1998 schliesslich ohne Hayek und zunächst mit Benziner. Und mit neuem Namen: Smart.

Fast 25 Jahre später wissen wir: Kleine Autos sind nicht gefragt. Die Verkaufszahlen zeigens – die Welt will SUVs. Wohl deshalb wurde Mercedes nie glücklich mit Smart und schrieb mit jeder Generation rote Zahlen. Bis 2019 die Stuttgarter die Notbremse zogen und die Mehrheit an der Marke an Geely verkauften. Der chinesische Autobauer, dem unter anderem auch Lotus, Volvo, Polestar oder Lynk & Co. gehören, wagt nun noch dieses Jahr einen Neustart mit dem Smart #1.

Die Elektro-Zukunft

Den Auftakt macht, wie könnte es anders sein, ein SUV, und zwar ein elektrischer. Nachdem Smart vor einem halben Jahr an der IAA in München eine Studie des kommenden Crossover gezeigt hat, wurde nun die Serienversion enthüllt. Der 4,27 Meter lange #1 – gesprochen «Hashtag One» – wirkt wie der Studie aus dem Gesicht geschnitten und gefällt. Das Design stammt von Mercedes und kommt ohne Ecken und Kanten aus. Gegenüber der Studie wurden allein die Räder geändert – und die coolen, aber sicherheitstechnisch wohl schwierigen und teuren gegenläufig öffnenden Türen sind verschwunden.

Smart hat endlich sein neues Modell, den #1 enthüllt. Gesprochen wird der Name tatsächlich als «Hashtag One».
Foto: Smart
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Selbst im Innenraum des #1 ist die Studie noch klar zu erkennen – der 12,8 Zoll grosse Touchscreen in der Mitte wurde sogar eher noch grösser. Dazu gibts ein zusätzliches 10-Zoll-Display mit digitalen Instrumenten hinter dem Lenkrad und im Fond eine Sitzbank statt der zwei Einzelsitze in der Studie. Die Rückbank lässt sich um 13 Zentimeter in der Länge verschieben. Der Laderaum fasst 273 bis 411 Liter, wobei sich unter der Fronthaube ein kleines Abteil mit weiteren 15 Litern für Ladekabel und Kleinrat befindet.

China drückt den Stempel auf

Ein komplettes Paket an Assistenzsystemen ist vor allem für China ein Muss. Gerade dort lassen sich Kundinnen und Kunden gerne beim Fahren assistieren – wenn sie nicht gleich mit Chauffeur unterwegs sind. Auch technische Spielereien wie der Avatar für die Sprachsteuerung auf Basis künstlicher Intelligenz und die 3D-Benutzeroberfläche des Multimediasystems dürften in Smarts neuem Heimatland gefallen.

Für den Antrieb sorgt ein 272 PS (200 kW) und 343 Nm starker Elektromotor an der Hinterachse – dieser Smart ist der stärkste aller Zeiten. Optional wird in der Schweiz auch Allradantrieb verfügbar sein. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 180 km/h abgeriegelt. Der 66 Kilowattstunden (kWh) grosse Akku im Unterboden ermöglicht bis zu 440 Kilometer mit einer Ladung – dreimal mehr, als man vom Stadt-Smart von früher erwarten konnte. Die maximale Ladeleistung liegt bei 150 Kilowatt (kW). Dann erstarkt das Akkupaket innert einer halben Stunde auf bis zu 80 Prozent.

Der Smart #1 soll noch dieses Jahr nach Europa kommen und dann eine ganze Modellfamilie folgen. Ob es auch für die Schweiz für 2022 schon reicht, ist noch unsicher. Auch die Preise stehen noch nicht fest. Blick tippt aufgrund des Marktumfeldes, dass sie zwischen 45'000 und 50'000 Franken starten werden. Bleibt nur noch eine Frage offen: Was würde Nicolas G. Hayek über diesen Smart sagen?

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