Ratgeber E-Mobilität: Kosten, Herausforderungen, Angebote
So klappts mit der Ladestation zu Hause

Damit Elektroautos sich durchsetzen, muss das Laden auch im privaten Raum ausgebaut werden. Das Angebot an Lösungen für Mehrfamilienhäuser wächst – doch nicht jede Garage eignet sich für einen Ausbau.
Publiziert: 21.02.2022 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2022 um 09:54 Uhr
Andreas Engel

Die Schweiz ist ein Land der Mieterinnen und Mieter: Per Ende 2019 lebten rund 60 Prozent aller Haushalte in Mietwohnungen – in Städten deutlich mehr als auf dem Land. Zugleich steigt die Nachfrage nach Elektroautos rasant: Rein elektrische Autos legten 2020 mit 19'500 Verkäufen zum Vorjahr um fast 50 Prozent zu, aufladbare Plug-in-Hybride um 238 Prozent auf 14'400 Stück.

Vielleicht würden noch mehr Menschen elektrisch fahren – wenn sie denn laden könnten. Bei Einfamilienhäusern liegt es am Eigentümer, ob er sich eine Wallbox installiert. In Mehrfamilienhaus-Tiefgaragen bieten erst wenige Vermietende eine Ladeinfrastruktur. Und ohne die gehts nicht: «90 Prozent der E-Auto-Besitzer wollen ihr Fahrzeug so oft wie möglich zuhause oder am Arbeitsplatz laden», sagt Daniela Sauter, Leiterin E-Mobilität der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ).

Komplette Ladelösungen

Das Lade-Bedürfnis werde aber zunehmend auch für Mietshäuser erkannt. «Die Nachfrage ist nicht nur bei Neubauten, sondern auch bestehenden Liegenschaften stark angestiegen», sagt Sauter. Wie diverse Mitbewerberinnen bieten die EKZ eine komplette Ladelösung speziell für Mehrfamilienhäuser an. «Rundum-Sorglos-Paket», nennts Daniela Sauter in bestem Marketing-Sprech.

Per Ende 2019 lebten rund 60 Prozent aller Schweizer Haushalte in Mietwohnungen – in Städten wie Zürich (Bild) deutlich mehr als auf dem Land.
Foto: Philippe Rossier
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Nach einem ersten Beratungsgespräch (z.B. zur Zahl Ladestationen) entwickeln die EKZ das Konzept der Ladeinfrastruktur und nehmen die Grundinstallation vor. Sauter: «Die Kosten hierfür trägt bei unserer Lösung der Gebäudeeigentümer. Je nach Objekt betragen sie pro Parkplatz zwischen 500 Franken bei grösseren und 1000 Franken bei kleineren Tiefgaragen.»

Ladestation im Abo

Die Ladestationen werden hingegen – sofern vom Vermietenden gewünscht – von den EKZ vorfinanziert und Mietern im Abo gestellt. «Der Vorteil für die Eigentümer ist, dass man sich weder um Wartung, Betrieb noch Abrechnung der Ladestationen kümmern muss», so Sauter. Für den Mieter kostet ein Abo 49,90 Franken pro Monat plus Ladekosten, wie daheim mit Hoch- und Niedertarif. Ein grosser Vorteil der EKZ-Lösung: Es können herstellerunabhängig Wallboxen genutzt werden.

Bei anderen Anbietern sind die Preisstrukturen unterschiedlich: Bei der Aargauer AEW Energie AG zum Beispiel trägt jene die Grundinstallation ganz und installiert dann 15 Jahre lang exklusiv Ladestationen. Der Nutzer zahlt 50 Franken/Monat plus Strom plus fünf Rappen pro Kilowattstunde für Abrechnung, Support und Verwaltung. Bei Juice Technology aus Bachenbülach ZH werden Mietgebühren tiefer, je mehr Parkplätze ausgerüstet sind: maximal 99, mindestens 69 Franken. Für die Grundinstallation ist ein symbolischer Franken pro Jahr und ungenutztem Anschluss zu bezahlen. Wie bei den EKZ kommen sonst keine Zuschläge dazu.

Internet ist zwingend

Doch nicht jeder Bestandsbau ist geeignet. Um die Infrastruktur modular aufzubauen, damit sie bei Bedarf mitwachsen kann und die Ladestationen untereinander kommunizieren, muss eine Internetverbindung in der Garage sein – für Steuerung, Fernwartung und Abrechnungsdaten. Und der Netzanschluss muss genügend Leistung zur Verfügung stellen. «Wenn die Kapazität zu klein ist und vergrössert werden muss, kommen auf den Eigentümer hohe Investitionen zu», sagt Daniela Sauter. «In den meisten Fällen kann dies jedoch mit einem Lademanagementsystem umgangen werden.»

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