Dauertest-Abschluss Peugeot 508 SW Plug-in-Hybrid
Der 508 sagt leise Adieu

Zum Abschluss des über einjährigen Dauertests muss der Peugeot 508 SW als 225 PS starker Plug-in-Hybrid beweisen, dass er zu Recht als echte Alternative zur starken Konkurrenz zählt. Leicht macht er uns den Abschied am Ende nicht.
Publiziert: 01.11.2020 um 20:21 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2021 um 15:20 Uhr
Andreas Engel

Was für ein Test-Marathon für den Peugeot 508 SW und die SonntagsBlick-Autoredaktion: Bereits im Frühling 2019 übernehmen wir den damals neuen Schönling als Topversion GT mit 225 PS starkem Turbobenziner (ab 54'980 Fr.). Er überzeugt uns nicht nur mit toller Optik und riesigem Platzangebot im 530 bis 1780 Liter fassenden Kofferraum, sondern auch mit starkem Antrieb und ausgezeichneter Laufruhe. Sein grösster Makel: Mit rund 8,8 l/100 km bewies sich der 1,6-Liter-Motor als sehr durstig.

Zu durstig, dachte wohl auch Carlos Tavares, Boss des PSA-Konzerns, zu dem Peugeot zählt. Und strich das Aggregat aus dem Programm! Für uns hiess das: Wechsel auf den schwächeren 180-PS-Benziner – im Prinzip derselbe Motor, nur über Software leistungs- und drehmomentreduziert. Und sparsamer! Mit 7,1 l/100 km unterboten wir gar die Werksangabe (7,3 l/100 km).

Aller guten Dinge ...

Doch auch beim 180-PS-Benziner schritt Peugeot ein: Seit Anfang 2020 ist der Motor nur noch in der teureren «GT Line» erhältlich – unser Testwagen in mittlerer «Allure»-Ausstattung (ab 46'000 Fr.) steht so nicht mehr in der Preisliste. Das hiess für uns: nach zwei je rund 10'000 Kilometer langen Verbrenner-Etappen den nächsten Wechsel. Diesmal aufs neue Topmodell, den 225 PS starken Plug-in-Hybrid. Sein Prinzip: Ein 1,6-Liter-Turbobenziner plus ein E-Motor sorgen nicht nur für ein sattes Drehmoment von 360 Nm, sondern dank des 11,5 kWh-Akkus auch für rund 50 rein elektrische Kilometer und somit tiefe Verbräuche.

Der Peugeot 508 SW musste sich in einem regelrechten Marathon in der BLICK-Autoredaktion beweisen: Den Start machte der 225 PS starke Turbobenziner als Topversion GT.
Foto: Timothy Pfannkuchen
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Das Benzin-Elektro-System rettete Kollege Timothy Pfannkuchen gar aus einer brenzligen Lage im tiefen Osten Polens, als er es mit leerem Benzintank nur dank der Notfunktion des Akkus noch zur rettenden Zapfsäule schaffte. Auf der letzten grossen Etappe führte uns der Weg im 508-SW-Testwagen diesen Sommer über die Landesgrenzen nach Österreich, weiter nach Italien und zurück in die Schweiz. Rund 2000 Kilometer, in dem der 508 nochmals sein ganzes Spektrum unter Beweis stellte.

Gelassen elektrisch

Besonders positiv: Der 508 beherrscht das angenehme Gleiten so unaufgeregt wie kaum ein anderer seiner Mitbewerber. Er zieht dank unterstützendem E-Motor auch bei höheren Tempi kräftig an. Im reinen, sehr angenehmen E-Modus schaffen wir mit vollem Akku fast immer die Normreichweite von 50 Kilometern – und selbst bei leerer Batterie fahren wir dank Rekuperation viel elektrisch. Teils setzt der Verbrenner etwas ruckartig ein, doch das ist nicht der grösste Nachteil des Teilzeitstromers: Wegen des nur 43 Liter fassenden Benzintanks stehen wir öfter als von anderen Kombis gewohnt an der Zapfsäule.

Und die E-Technik bringt Zusatzgewicht ins Fahrzeug: 1800 Kilo – fast 300 mehr als beim kleineren Benziner – machen den Plug-in-508 nicht gerade zum agilen Kurvenräuber. Dafür ist auch das Fahrwerk zu komfortabel, teils gar etwas schwammig, was sich mit der Wahl des Fahrprogramms (Komfort, Sport, Hybrid) aber beeinflussen lässt. Grösster Vorteil, wenn der Akku regelmässig am Lader hängt (Dauer je nach Anschluss 2,5 bis 6,5 h), ist der Verbrauch: Klar, die im Prospekt angepriesenen 1,7 l/100 km (+ 16,5 kWh) sind in der Praxis nicht zu schaffen. Im Pendleralltag kommen wir auf rund 4, auf Langstrecken mit kaum Lademöglichkeiten sind es um die 7,0 l/100 km. Für Power und Grösse des 508 SW ein fairer Wert.

Peugeot 508 SW Hybrid 225 e-EAT8 «GT»

Antrieb: Plug-in-Hybrid (1.6-R4-Turbobenziner und Elektromotor), 225 PS (160 kW), 360 Nm, 8-Stufen-Automat, Frontantrieb.
Fahrleistungen: 0–100 km/h 8,2 s, Spitze 240 km/h, E-Reichweite WLTP/Test 54/45 km.
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,78/1,86/1,42 m, Gewicht 1820 kg, Laderaum 530–1780 l.
Umwelt: WLTP-Normverbrauch 1,7 l + 16,1 kWh/100 km, Testverbrauch mit/ohne Elektro-Anteil 4,0/6,9 l, CO2 38/95/160 g/km, Energieeffizienz A.
Preise: ab 57'200 Franken, Basismodell (SW BlueHDi 130 «Active», 130 PS/6-Gang) ab 39'240 Franken.

Antrieb: Plug-in-Hybrid (1.6-R4-Turbobenziner und Elektromotor), 225 PS (160 kW), 360 Nm, 8-Stufen-Automat, Frontantrieb.
Fahrleistungen: 0–100 km/h 8,2 s, Spitze 240 km/h, E-Reichweite WLTP/Test 54/45 km.
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,78/1,86/1,42 m, Gewicht 1820 kg, Laderaum 530–1780 l.
Umwelt: WLTP-Normverbrauch 1,7 l + 16,1 kWh/100 km, Testverbrauch mit/ohne Elektro-Anteil 4,0/6,9 l, CO2 38/95/160 g/km, Energieeffizienz A.
Preise: ab 57'200 Franken, Basismodell (SW BlueHDi 130 «Active», 130 PS/6-Gang) ab 39'240 Franken.

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Digitale Schwachstellen

Sonst ist das Handling im markentypischen Cockpit mit kleinem Lenkrad und darüber liegenden Digitalarmaturen sehr angenehm. Was uns wundert: Zwar verfügt der Testwagen über automatisches Fernlicht und Nachtsichtgerät – beides im Test nicht immer punktgenau. Dafür fehlt der Abstandstempomat – bei einem Reisekombi ein Muss! Neben der etwas altmodisch wirkenden Navi-Karte kann auch die Rückfahrkamera nicht überzeugen, die in der 360-Grad-Vogelperspektive meist nur eine schraffierte Fläche, aber keine Umgebung anzeigt.

Trotzdem schwingt zum Schluss unseres Dauertests Wehmut mit: Die angenehme Grösse, das üppige Platzangebot, die tadellose Verarbeitung, die geschmeidigen Fahreigenschaften und nicht zuletzt sein stylischer Auftritt machen den Peugeot 508 SW zur echten Alternative für all jene, die einen grossen Reisewagen abseits der deutschen Hersteller suchen. Wir sagen deshalb nur ungern Adieu zu unserem 508!


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