Das ist das Fazit des Blick-Dauertests
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Ein Jahr im Renault Captur:Das ist das Fazit des Blick-Dauertests

Dauertest-Abschlussfazit Renault Captur E-Tech
Den hätten wir echt gerne behalten

Nach einem Jahr im neuen Renault Captur E-Tech Plug-in-Hybrid sind wir um zwei Erkenntnisse reicher. Erstens: Die neue Captur-Auflage verkauft sich nicht umsonst so gut. Zweitens: Plug-in-Antrieb empfiehlt sich auch in dieser Liga.
Publiziert: 03.04.2022 um 06:06 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Manchmal ist es Liebe auf den zweiten Blick: Der Renault Captur ist wie alle diese kleinen City-SUVs kein Auto, das bei uns spontan Schmetterlinge im Bauch auslöst. Aber eines, das sich europaweit auch in der neuen Auflage bestens verkauft. Warum? Weil man dieses Allround-Alltagsmobil schnell zu schätzen lernt, wie wir auf 15'000 Kilometern binnen einem Jahr wortwörtlich erfahren haben.

Nicht nur blieben Pannen aus. Der Mix stimmt – vom guten Preis-Leistungs-Verhältnis dank kompletter Serienausstattung über leichten Einstieg und viel Platz auf kompakten 4,23 Metern Länge bis hin zu den guten Sitzen und der Verarbeitung, an der sich manch Konkurrent ein Beispiel nehmen darf. Wie an der Bedienbarkeit: Der Touchscreen wirft keinerlei Rätsel auf, für Wichtiges (ausser der Lautstärke) gibt es noch Knöpfe – gut so!

Patzer ja, Pannen nein

Über die eher weiche Federung und luftige Lenkung hatten wir anfangs die Stirn gerunzelt: Macht das Spass? Ja, macht es: Flottes Kurven geht trotzdem gut – und der Alltag ist nicht Le Mans und die weiche Welle auf Dauer angenehmer als dieses pseudosportliche Gerumpel anderer Modelle. Also alles super? Fast. Natürlich gibts auch hier Kleinkram. Gegen Testende öffnete die Handschuhfachschublade eher unwillig, an der vorderen Fenstersäule kamen Windgeräusche auf. Bei sehr hohen oder tiefen Temperaturen braucht die Klimaautomatik manuelle Nachhilfe.

Nach 15'000 Kilometern und einem Jahr verlässt der Renault Captur E-Tech (Plug-in-Hybrid) den Test-Fuhrpark. Die Bilanz ...
Foto: Timothy Pfannkuchen
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Lohnt sich bei einem City-SUV wie diesem das von uns getestete Topmodell mit Plug-in-Hybridantrieb, 160 PS (118 kW) und offiziell 47 Kilometern elektrischer Reichweite? Es kommt ganz darauf an: Wer – wie wir anfangs wegen der Pandemie und mangels Heim-Lademöglichkeit – nicht oft laden kann (oder will), greift besser zum 5600 Franken günstigeren Vollhybrid ohne Stecker.

Laden spart viel Geld

Wer aber oft lädt, profitiert: Die Elektrohilfe macht den Stecker-Captur zum teuersten, aber eben auch besten Captur und im E-Modus abgas- und lärmfrei. Der Antritt ist müheloser, über Land gibt es genug «Pfupf», im E-Mode ist der Lauf seidig, und selbst bei vermeintlich leerem Akku gleitet man oft elektrisch. Und in Zeiten des grossen Öl-Preisschocks sind unter drei Franken für Strom (pro 100 Kilometer gerechnet) ja ein Wort.

Renault Captur E-Tech Plug-in 160

Antrieb Plug-in-Hybrid (1.6-R4-Benziner + E-Motor), 160 PS (118 kW), 144+205 Nm, 4+2-Stufen-Automat, Frontantrieb, Akku netto 9,8 kWh, AC/DC 3,7/– kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 10,1 s, Spitze 173 km/h, E-Reichweite WLTP/Test 47/40 km
Masse L/B/H 4,23/1,80/1,58 m, Gewicht 1697 kg, Laderaum 309–1259 l
Umwelt WLTP 1,4 l + 15 kWh/100 km, Test 4,1 l + 12 kWh/100 km = 33/95 g/km CO₂, Energie A.
Preise E-Tech Plug-in ab 41'350 Fr., Testwagen «Initiale Paris» plus 3 Optionen (Glasdach, teilautonomes Fahren, Zweifarb-Lack) 46'000 Fr., Captur-Basis (Benzin, 140 PS) ab 26'900 Fr.

Antrieb Plug-in-Hybrid (1.6-R4-Benziner + E-Motor), 160 PS (118 kW), 144+205 Nm, 4+2-Stufen-Automat, Frontantrieb, Akku netto 9,8 kWh, AC/DC 3,7/– kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 10,1 s, Spitze 173 km/h, E-Reichweite WLTP/Test 47/40 km
Masse L/B/H 4,23/1,80/1,58 m, Gewicht 1697 kg, Laderaum 309–1259 l
Umwelt WLTP 1,4 l + 15 kWh/100 km, Test 4,1 l + 12 kWh/100 km = 33/95 g/km CO₂, Energie A.
Preise E-Tech Plug-in ab 41'350 Fr., Testwagen «Initiale Paris» plus 3 Optionen (Glasdach, teilautonomes Fahren, Zweifarb-Lack) 46'000 Fr., Captur-Basis (Benzin, 140 PS) ab 26'900 Fr.

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Nur einen Patzer leistet sich der Plug-in-Antrieb: Selten nach langer Bergauffahrt (Passstrasse) ist der sich sonst selbst immer wieder etwas füllende Akku mal ganz leer. Dann orgelt der Captur plötzlich heulend im tiefen Gang – und manuell kann man nicht eingreifen. Das nervt – zumal es einen dazu verlockt, dagegen auf Anfahrt den höchst ineffizienten Akku-Laden-beim-Fahren-Modus («E-Save») zu nutzen.

Ständig sinkender Durst

Dafür sank unser Spritverbrauch über die Testdistanz beständig. Anfangs luden wir aus erwähnten Gründen seltener, später häufiger – was auch Gewöhnungssache ist. Der Schnitt sank von 5,2 Litern auf 4,1 Liter (plus 9 bzw. 12 kWh Strom). Die Bandbreite und das, was minimal drinläge, geben Einzelstrecken-Werte für den Sprit an: Maximum über acht Liter (bei Akku-Laden in Fahrt), Minimum genau zwei Liter.

Wünschen würden wir uns wie bei vielen Plug-ins ein schnelleres Laden: Um den Akku ganz zu füllen, braucht man drei, an der Haushalts-Steckdose über fünf Stunden. Ein 20-minütiger Supermarktbesuch reicht für nur sechs Kilometer Elektrofahrt, weshalb man sich schon überlegt, ob man hier dann überhaupt anstöpseln soll. Aber in der Regel dürfte ja eben zu Hause oder im Büro geladen werden.

Am Ende des Dauertests geben wir «unseren» Captur ungern zurück. Er bewährt sich als gelungenes, praxisgerechtes und annähernd patzerfreies Alltagsmobil, auch alle Assistenz- und Komfortfeatures überzeugen. Kein Wunder, dass man den Captur so oft auf der Strasse sieht. Und liegt es preislich drin, ist der Plug-in-Hybrid die angenehmste und auch sparsamste Variante.

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