Chinesischer Ora Funky Cat im Test
Big Brother is watching you

Schon kommt die nächste chinesische Elektroauto-Marke nach Europa. Nächsten Monat startet Ora mit dem kompakten und elektrischen Funky Cat in Deutschland – und vielleicht bald auch in der Schweiz. Wir sind den kompakten Chinesen gefahren.
Publiziert: 02.02.2023 um 11:28 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2023 um 13:12 Uhr
Jürgen Wolff

Spätestens der Ora Funky Cat macht klar: Chinas Autohersteller wollen Europa nicht mehr nur mit Billigmodellen erobern. Der kompakte Stromer des China-Autoriesen Great Wall Motors kostet bei seinem Verkaufsstart im Februar in Deutschland stolze 38’990 Euro. Komplett ausgestattet und mit grösserem Akku sind es sogar fast 50’000 Euro – damit spielt er in derselben Preisliga wie ein Cupra Born, DS3 E-Tense oder VW ID.3, ist aber deutlich teurer als etwa der Opel Corsa-e.

Ora schätzt: 60 Prozent der verkauften Fahrzeuge gehen an Frauen. Für den stolzen Preis wird den potenziellen Kundinnen aber auch etwas geboten. Neben einem Sprachassistenten auch eine beeindruckende Zahl von serienmässigen oder optionalen Assistenzsystemen. Per Gesichtserkennung stellen sich Radio, Fahrersitz und Spiegel selbsttätig ein. Der Funky Cat parkiert automatisch ein. Und ein penetrant ermahnendes Navi wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass wir zu schnell sind, doch endlich mal bremsen mögen oder der Abstand zum Vordermann zu gering sei. Zum Glück lässt sich der digitale Oberlehrer auch abschalten. Eine in den vorderen Fensterrahmen eingelassene Kamera überwacht uns am Lenkrad zudem permanent – und moniert Unaufmerksamkeiten, Ablenkungen oder Anzeichen von Müdigkeit.

Chinesischer Mini

Wer sich beim Blick in die runden Kulleraugen des Funky Cat an den Mini erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch: Ora-Mutter Great Wall ist auch Kooperationspartner von BMW für den kommenden, auf derselben Plattform basierenden Elektro-Mini. Da ist es auch kaum Zufall, dass die Kippschalter an der Mittelkonsole an jene im Mini Cooper erinnern. «Retro-futuristisches Design» nennt das Ora.

Mit dem Ora Funky Cat startet der nächste elektrische Chinese in Europa.
Foto: ZVG.
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Wer ist Great Wall Motors?

Seinen Namen hat Great Wall von der global bekanntesten Attraktion Chinas – der Chinesischen Mauer, von der sich eine Mauerecke auch im Logo findet. Im Jahr 1984 gegründet, war das Unternehmen der erste private Autobauer im sonst noch kommunistisch geprägten Wirtschaftssystem Chinas. Die inzwischen zahlreichen Modelle werden unter den Marken Haval (Volumenmodelle), Ora (Elektroautos) und Tank (Geländewagen) verkauft; das Nobelsegment bedient Wey. Rund 82'500 Mitarbeitende erwirtschafteten 2023 einen Umsatz von umgerechnet rund 21 Mrd. Franken.

Seinen Namen hat Great Wall von der global bekanntesten Attraktion Chinas – der Chinesischen Mauer, von der sich eine Mauerecke auch im Logo findet. Im Jahr 1984 gegründet, war das Unternehmen der erste private Autobauer im sonst noch kommunistisch geprägten Wirtschaftssystem Chinas. Die inzwischen zahlreichen Modelle werden unter den Marken Haval (Volumenmodelle), Ora (Elektroautos) und Tank (Geländewagen) verkauft; das Nobelsegment bedient Wey. Rund 82'500 Mitarbeitende erwirtschafteten 2023 einen Umsatz von umgerechnet rund 21 Mrd. Franken.

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Mit einer Länge von 4,24 Meter passt der Funky Cat genau in die Kompaktklasse. Vorne gibts ordentlich Platz, hinten wirds im Fünfsitzer dagegen etwas eng. Eher bescheiden ist mit 228 bis 858 Liter auch das Kofferraumvolumen. Dazu kommen eine hohe Ladekante und als «Platzfresser» noch eine Tasche für die Ladekabel. Die Materialien und die Verarbeitung wirken wertig, alles erscheint durchdacht und übersichtlich.

Fummeliger sind die zwei nicht allzu grossen Bildschirme im Armaturenbrett. Das Kombiinstrument im Sichtfeld der Fahrerin wirkt ein bisschen leer, zeigt aber die wichtigsten Infos. Der mittige Touchscreen liefert ein ziemlich karges Navibild. Zudem sind die kleinen Icons für Einstellungen wie etwa die Wahl der Rekuperationsstufe während der Fahrt nur schwer zu treffen. Immerhin: Das Lenkrad ist griffig und die Lenkung ausreichend straff.

Zwei Akkugrössen

Angetrieben wird der Stromer von einem 171 PS/126 kW starken E-Motor mit 250 Newtonmetern Drehmoment auf die Vorderräder. Damit beschleunigt der 1615 Kilogramm schwere Funky Cat flott in 8,2 Sekunden auf Tempo 100 und wird maximal 160 km/h schnell. Das Fahrwerk ist sportlich, aber nicht unangenehm hart abgestimmt. Auch dank des im Fahrzeugboden verbauten Akkus und des so niedrigen Schwerpunkts liegt der China-Mini gut auf der Strasse und flitzt flott und präzise um Kurven. Scheibenbremsen rundum sorgen für eine gute Verzögerung. Und: Beim jüngsten NCAP-Crashtest glänzte der Chinese mit der Bestnote von fünf Sternen.

Angeboten wird der Funky Cat in Deutschland mit zwei Akku-Grössen. Im Basismodell steckt ein Akku mit 47,8 Kilowattstunden (kWh) Kapazität, der 310 Kilometer Reichweite laut WLTP-Normzyklus bieten soll. Die grössere 63,1-kWh-Batterie bietet eine Reichweite von bis zu 420 Kilometern. An der Schnellladesäule ist der stärkere Akku in wenig berauschenden 48 Minuten von 15 auf 80 Prozent geladen.

Ob der Funky Cat auch in der Schweiz angeboten wird, darüber schweigen sich Great Wall Motors und die europäische Dependance der Konzernmarke Ora noch aus. Aber es würde nicht erstaunen, wenn Emil Frey schon bald auch den Import des chinesischen Funky Cat für die Schweiz verkündet.


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