Das TV-Duell Biden gegen Trump war ein Desaster für die Demokraten
Amerika macht Angst

Die Welt braucht gesunde, starke Vereinigte Staaten – weil die Alternativen China oder Russland heissen.
Publiziert: 30.06.2024 um 19:11 Uhr
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Reza RafiChefredaktor SonntagsBlick

Angelsächsische Senioren im Unruhestand dominierten die vergangene Woche. 

Gestern füllte die australische Rockband AC/DC um den bald siebzigjährigen Gitarristen Angus Young das Zürcher Letzigrund-Stadion. Die 47'000 Tickets waren in acht Minuten weg, trotz der immergleichen Böse-Buben-Songs im Viervierteltakt. 

Zwei Tage zuvor begegnete der 81-jährige US-Präsident Joe Biden seinem Herausforderer Donald Trump live auf CNN. Der Amtsinhaber versetzte seine Entourage mit wächsernem Gesichtsausdruck und bangen Satzpausen in Panik; die Coolness aus seiner Zeit als Vizepräsident mit Ray-Ban-Brille ist längst passé, heute wandelt er als eine Art Methusalix durchs Weisse Haus – und liess den 78-jährigen Schwindelmeier Trump im TV-Duell als Jungspund erscheinen. «Highway to Hell» für die Demokraten, um einen AC/DC-Hit zu bemühen.

Reza Rafi, Chefredaktor SonntagsBlick.
Foto: Philippe Rossier

Man würde sich ja gerne mit etwas Schadenfreude zurücklehnen und an die Worte Friedrich August von Hayeks denken, der eben doch recht hatte, als er schwärmte, dass Demokratien in kleinen Ländern wie der Schweiz mit hohem Mitbestimmungsgrad am besten gedeihen. Doch ist die Welt politisch verzahnter und die Wirtschaft globalisierter als zu Zeiten des österreichischen Ur-Liberalen im 20. Jahrhundert. Schweizerische Wirtschaftspolitik wird zu einem Teil in Brüssel gemacht, unsere Sicherheitspolitik in Washington D. C. So gesehen, ist Helvetien heute erst recht ein Kleinstaat. Nur diplomatische Pfauen blasen Bundesbern zum Popanz auf und fächern sich nach dem Bürgenstock-Gipfel in Münchhausen-Manier gleich selber den Rückenwind zu. 

Wenn die Vereinigten Staaten am 5. November einen neuen Präsidenten wählen, wirkt sich das rund um den Erdball aus – selbstverständlich auch in der Eidgenossenschaft. Immerhin ist die US-Wirtschaft besser als ihr Ruf, die dortigen Börsen haben seit Bidens Antritt zugelegt. Und doch bleibt ein Unbehagen. Wo wird die wichtigste Demokratie mit diesem politischen Personal hinsteuern? Eines ist sicher: Allen Unkenrufen über den Niedergang des amerikanischen Imperiums zum Trotz können Mächte wie China oder Russland keine Alternative sein. Dann wäre die ganze Welt auf dem Highway to Hell.

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