«Seit zwei Jahren habe ich schwache Beine»
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Peter Rudolf von Rohr:«Seit zwei Jahren habe ich schwache Beine»

Herzkranker Peter Rudolf von Rohr (63) soll vier Monate auf Spital-Termin warten
«Meine grosse Angst ist, dass es zu spät ist»

Peter Rudolf von Rohr (63) aus Rümlingen BL hat Angst, dass er plötzlich nicht mehr gehen kann oder sterben könnte. Grund: Er ist herzkrank und leidet an einer Nervenkrankheit in den Beinen. Nun braucht er einen Termin im Unispital Basel. Doch der lässt auf sich warten.
Publiziert: 13.09.2024 um 16:06 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2024 um 10:13 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Peter Rudolf von Rohr wartet verzweifelt auf einen Neurologie-Termin im Spital
  • Er leidet an Herzkrankheit und Nervenstörungen in den Beinen
  • Über 450 Menschen sollen auf der Warteliste stehen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ralph DonghiReporter News

Unsere Spitäler sind am Anschlag. Was das heisst, muss Peter Rudolf von Rohr (63) aus Rümlingen BL am eigenen Leib erfahren. Er ist schwer herzkrank und hat immer schlimmer werdende Nerven- und Durchblutungsstörungen in seinen Beinen. «Doch auf einen Termin in der Neurologie des Unispitals Basel, das alle meine Akten hat, soll ich bis zu vier Monate warten.»

Zudem: «Es sollen dort über 450 Menschen auf einer Warteliste stehen», klagt er weiter. Dabei gehe es um seine Beine und allenfalls um sein Leben. «Meine grosse Angst ist, dass es plötzlich zu spät ist.»

Langer Leidensweg

Der Leidensweg des zweifachen Vaters, der verheiratet und ehemaliger Aussendienstmitarbeiter ist, beginnt 2012. Er hat plötzliches Herzflattern. «Man sagte mir, dass eine Herzklappe undicht sei. Man konnte sie dann mit einer Operation rekonstruieren.»

Beim Aufstehen hat Peter Rudolf von Rohr (63) aus Rümlingen BL oft Mühe.
Foto: Ralph Donghi
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Nur: Nach dem dreieinhalb Stunden langen Eingriff habe es beim Zunähen stark geblutet. «Man hat nochmals aufgemacht, weil die Hauptschlagader gerissen war.» Rudolf von Rohr bekommt eine künstliche Aorta, die etwa drei Zentimeter lang ist. «Ich lag dann zehn Tage im Koma. Seither habe ich nur noch knappe 30 Prozent Herzleistung.»

Wegen der schwachen Herzleistung bekam er 2017 einen kleinen Defibrillator oberhalb seines Herzens eingepflanzt. Dann seien immer mehr Nebenwirkungen aufgekommen, «weil ich jeden Tag zwölf Tabletten essen muss». Und seit zwei Jahren habe er schwache Beine. «Ich kann einigermassen gerade laufen, habe aber Koordinationsprobleme», so Rudolf von Rohr. «Manchmal brauche ich Hilfe.»

Seine Hausärztin rät ihm, seinen Zustand abklären zu lassen. Schon vor zwei Wochen hat sie ihn informiert, dass sie dazu beim Unispital Basel einen Termin fixieren will.

Letzte Woche rief Rudolf von Rohr dann im Unispital an. Aber: «Schon da wimmelte man mich ab und sagte mir, dass es eine bis zu viermonatige Wartezeit für einen Termin gebe.»

In dieser Woche habe er erneut im Unispital angerufen. Doch wieder wird er vertröstet. Er habe gesagt, dass er ja IV-Rentner sei und jederzeit vorbeikommen könne, wenn jemand absagen würde. «Da sagte man mir, dass dies nicht gehe, weil über 450 Patienten auf der Liste warten würden.»

Ehemaliger Fifa-Linienrichter

Der 63-Jährige ist nun mit seinem Latein am Ende: «Für Nervenkranke, die dringend auf die Neurologie müssen, ist dies einfach kein Zustand.» Warum geht er nicht in den Notfall? «Weil ich Hilfe von der Neurologie brauche!» Zudem war er in den 90er-Jahren Fifa-Schiedsrichterassistent, also Linienrichter. Er weiss die Signale seines Körpers zu deuten: «Ich habe das Gefühl, dass für meine Beine fünf vor zwölf ist.»

Am Mittwoch meldete sich Peter Rudolf von Rohr direkt bei der Direktion des Universitätsspitals Basel – vergebens. Auch am Donnerstagmorgen hat von Rohr noch keinen Termin erhalten. Warum nicht?

«Fachkräftemangel und Kostendruck»

Das Universitätsspital in Basel will nicht auf den Fall des ehemaligen Schiedsrichterassistenten eingehen. Aber Unispital-Sprecher Nicolas Drechsler bestätigt: «Grundsätzlich gilt: Es gibt in einigen Spezialkliniken und Sprechstunden Wartezeiten von mehreren Wochen, je nach Schweregrad der vorliegenden Erkrankung.» Dass diese Wartezeiten «sehr lange erscheinen, ist verständlich».

Drechsler verweist auf die «demografische Entwicklung, den Fachkräftemangel, das begrenzte Platzangebot und den Kostendruck». Und er sagt: «Die Nachfrage nach unseren Leistungen steigt kontinuierlich, auch aufgrund der hohen medizinisch-pflegerischen Qualität unseres Hauses.»

Die ärztlichen, pflegerischen und räumlichen Ressourcen würden aber nicht in der gleichen Geschwindigkeit mitwachsen können. Man rekrutiere intensiv neue Mitarbeitende, erneuere die bauliche Infrastruktur und optimiere das Angebot laufend. Drechsler: «Um die Wartefristen möglichst kurzzuhalten.»

Hoffentlich auch für Peter Rudolf von Rohr.

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