Darauf sollten Sie beim Pilzsammeln achten
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Pilzkontrolleurin gibt Tipps:Darauf sollten Sie beim Pilzsammeln achten

Doch Vorsicht beim Verzehr
Dank dem nassen Wetter spriessen viele Pilze aus dem Boden

Das nasse Wetter der vergangenen Wochen hat nicht nur negative Folgen. In zahlreichen Wäldern in der Schweiz spriessen derzeit viele Pilze aus dem Boden. Pilzfreunde freut dies. Doch wegen der Nässe gilt auch besondere Vorsicht beim Verzehr.
Publiziert: 10.08.2022 um 15:01 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2022 um 14:28 Uhr

Viel Feuchtigkeit ist grundsätzlich gut für die Pilze. So sind zum Beispiel in den beiden Appenzell, wo es in den vergangenen Wochen stark geregnet hat, derzeit «sehr viele und sehr schöne» Pilze zu finden, wie Matthias Müller, Präsident des dortigen Pilzvereins, am Dienstag zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Die Artenvielfalt ist besonders gross

Auch die Artenvielfalt ist gemäss Müller im Appenzellischen besonders gross. In vergangenen und insbesondere trockenen Jahren seien an Exkursionen des Vereins um diese Zeit teilweise nur zwei Pilze gefunden worden - dieses Jahr seien es 70 Arten mit je zwei bis drei Pilzen gewesen, sagte er. «Ich sehe keinen anderen Grund als die Nässe», fügte er an.

Das Pilzwachstum hat die Pilzfreunde bereits in die Wälder gelockt. Eva Grosjean-Sommer, Präsidentin der Deutschschweizer Sektion der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane in der Schweiz (Vapko), und Geni Christen, der amtliche Pilzkontrolleur in der Walliser Region Saas-Fee, berichteten, dass in diesem Jahr bereits erstaunlich viele Sammlerinnen und Sammler zur Kontrolle gekommen seien.

Das nasse Wetter der vergangenen Wochen freut die Pilzfreunde: In zahlreichen Wäldern sind viele Pilze aus dem Boden geschossen. (Symbolbild)
Foto: ARNO BALZARINI

Was bislang jedoch gefehlt hat, damit sich Pilzfreunde ein ausgiebiges Pilz-Menu kochen konnten, ist die Wärme. Die wärmeliebenden Pilze wie der Steinpilz konnten in seiner Region «noch nicht recht spriessen», sagte Müller. Ähnliches berichtet Eva Grosjean-Sommer aus dem Bernischen. Bis vor wenigen Wochen seien noch viele kleine Pilze aus dem Boden geschossen, deren Speisewert unbedeutend gewesen sei.

Pilzwachstum ist regional sehr unterschiedlich

Mehr Erfolg scheinen Sammlerinnen und Sammler im Wallis zu haben. «Bereits im Juni sind die ersten Sammlerinnen und Sammler mit Steinpilzen gekommen», sagte Geni Christen. Das sei sehr früh, betonte er.

Dies zeigt, wie unterschiedlich das Pilzwachstum regional sein kann. So gibt es beim grundsätzlichen Pilzwachstum auch Ausreisser. Im Luzernischen beispielsweise gibt es derweil noch fast gar keine Pilze. «Wenn ich in den Wald schaue, kann ich noch nicht viele Pilze entdecken», sagte René Zopp von der Pilzkontrollstelle. Die Saison beginne aber auch erst.

Das Pilzwachstum hängt grundsätzlich vom Zusammenspiel zwischen Feuchtigkeit und Temperatur ab. Da müssen die Pilzsammlerinnen und -Sammler beim Pflücken ihrer bevorzugten Pilze den dafür richtigen Zeitpunkt erwischen. Wenn die Pilze an der Sonne stehen, zerfallen sie schneller, sagte Geni. Gemäss Müller wäre es zudem bei einigen Arten nicht gut, wenn es gleich wieder regnen würde. «Einige Pilze mögen es nicht, wenn sie verregnet werden, dann werden sie schnell matschig.»

Hinzu kommt, dass Pilze, die ja quasi Schwämme sind, viel Wasser aufsaugen können, erklärte Grosjean-Sommer. Wenn diese dann aus dem Boden raus sind, zerfallen sie schneller, haben Würmer oder Schimmelpilze. «Grundsätzlich sollte man jeden Pilz in der Kontrolle zeigen, bevor man ihn isst», rät Grosjean-Sommer - auch erfahrene Sammlerinnen und -Sammler.

Tipps für Sammlerinnen und -Sammler

Um ein Leiden nach dem Verzerr eines Pilz-Mahls zu verhindern, sollten nur frische, schöne und bekannte Pilze mit nach Hause genommen werden - und nur so viel, wie ungefähr innert einer Woche verzerrt werden können, sind sich die Pilzexperten einig. Die Steinpilze würden am häufigsten zu Lebensmittelvergiftungen führen, weil sie schon verdorben oder nicht genügend gekocht gegessen werden, erzählte Grosjean-Sommer. Im vergangenen Jahr registrierte die Vergiftungsinformationsstelle Tox Info 806 Anfragen wegen Pilzvergiftungen.

Tipps für Pilzsammler

Pilz-Sammler sind in diesen Tagen auf der Suche nach Steinpilzen, Eierschwämmchen & Co. Hier finden Sie wertvolle Tipps, die es dabei zu beachten gilt.

Pilze in einem Korb (Symbolbild)

Pilze in einem Korb (Symbolbild)

Keystone

Pilz-Sammler sind in diesen Tagen auf der Suche nach Steinpilzen, Eierschwämmchen & Co. Hier finden Sie wertvolle Tipps, die es dabei zu beachten gilt.

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Berücksichtigen müssen Sammlerinnen und Sammler zudem die Schontage, die kantonal unterschiedlich ausfallen. In einigen Kantonen sind es die ersten zehn Tage eines Monats, in anderen gewisse Uhrzeiten, während welcher keine Pilze eingesammelt werden dürfen. In wieder anderen Kantonen wie Bern oder im Wallis gibt es keine Schontage. Zudem gibt es in einigen Kantonen eine Sammel-Mengenbegrenzung.

Während der Schontage sollen die Pilze wachsen und aussporen können, damit ihre Reproduktion erhöht wird. Die Vapko weist auf ihrer Website die entsprechenden Regeln und kantonalen Kontrollstellen aus.

Was tun bei einer Pilzvergiftung?

Die Pilzsaison läuft in der Schweiz auf Hochtouren. Doch viele Pilze sind giftig und gefährlich. Was beim Sammeln schlimmstenfalls passieren kann und was man beachten muss, erfahren Sie hier.

Vorsicht, was der Hund frisst! Manche Pilze sind giftig, andere nicht.
Vorsicht, was der Hund frisst! Manche Pilze sind giftig, andere nicht.
Thinkstock

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Tipps für Pilzesammler

Bücher

«Handbuch für ­Pilzsammler: 340 Arten Mittel­europas sicher ­bestimmen» von Andreas Gminder, Stuttgart 2014

«Pilzführer Schweiz» von Markus Flück, Bern 2013

«Heilende Pilze: Die wichtigsten ­Arten der Welt im Porträt» von Jürgen Guthmann, Wiebelsheim 2017

App

«Pilzführer Schweiz»: Diese App enthält ­Bilder und Porträts von 150 Pilzarten, ­einen reich ­bebilderten Bestimmungs­schlüssel, ein ­Feldbuch mit Karten und bietet die ­Möglichkeit, ­Beobachtungen an Swissfungi zu schicken.

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«Handbuch für ­Pilzsammler: 340 Arten Mittel­europas sicher ­bestimmen» von Andreas Gminder, Stuttgart 2014

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(SDA)

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