2022 vom Elsässer Starwinzer
So brilliert das neue Jahr bei Humbrecht

In vielen Weinregionen Frankreichs gilt 2022 als vielversprechender Jahrgang, der die heisstrockenen Wetterbedingungen mit Bravour meisterte. So auch die Weine der Domaine Zind-Humbrecht im Elsass.
Publiziert: 14.02.2024 um 14:03 Uhr
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Einmal im Jahr öffnet die Elsässer Parade-Domaine Zind-Humbrecht die Kellertüren, um den neuen Jahrgang zu präsentieren. Dieses Mal standen 28 Weine auf dem Programm, weshalb wir uns diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen wollten. Ende Januar konnten wir die sensorische Reise durch die verschiedenen Elsässer Rebsorten und Lagen beginnen.

Der Elsässer Weinjahrgang 2022 war, wie in vielen anderen europäischen Weinregionen auch, heiss und trocken. Während der August für einige Rebberge an Hanglagen dringend benötigte Regenschauer brachte, hatten die flach gelegenen Weinberge im Tal nahezu kein Wasser. Hier blockierten die Rebstöcke bald einmal das Wachstum und hinterliessen nur sehr kleine Trauben mit wenig Flüssigkeit.

Weinlese mit bis zu 100 Menschen im Rebberg

Die Ernte begann am 22. August und beschäftigte an Spitzentagen bis zu 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um sämtliche Trauben in den kühleren Morgenstunden zu ernten. Die letzten Gewürztraminer-Beeren wurden am 20. September gelesen. Eine spannende Beobachtung von Olivier Humbrecht (60) war, dass die ausgeprägte Trockenheit des Jahrgangs auch die gesamte Bodenaktivität verlangsamte. Und dies wiederum führte zu Weinen mit einem niedrigeren Stickstoffgehalt als üblich, was die Gärungen etwas verkomplizierte. 

Vorhang auf für Frankreichs ersten Master of Wine und Spitzenwinzer Olivier Humbrecht.
Foto: Nicolas Greinacher
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Wer nun glaubt, wegen des heissen und trockenen Jahrgangs eher üppige Weissweine mit hohen Alkoholgraden im Glas zu haben, irrt gewaltig. Durch eine rigorose Arbeit im Rebberg, frühe Ernte und präzise Arbeit im Keller ist es Humbrecht gelungen, Weine mit erfrischender Klarheit und viel Energie in die Flasche zu zaubern. Erstes Highlight war der Pinot Gris Heimbourg mit moderaten 12,65 Prozent Alkohol und mickrigen 2,9 Gramm Restzucker pro Liter, trocken also. Frische Zitronen und Pfirsiche strömen aus dem Glas, begleitet von floralen Noten und einem energiegeladenen Körper. 

Ebenfalls vorzüglich präsentierte sich der Riesling Clos Häuserer mit etwas erhöhtem, aber immer noch moderaten 13,4 Prozent Alkohol. Der Wein tanzt auf der Zunge, mit knackiger Säure und etwas Reduktion. Obwohl dieser Spitzenriesling bereits heute allerhöchste Freude bereitet, kann er problemlos für bis zu 20 Jahre in einem kühlen Keller weiter reifen.

Einen der besten trockenen Gewürztraminer meines Lebens habe ich mit dem Rangen de Thann Clos-Saint-Urbain Grand Cru im Glas. Dezent rauchig, dennoch fruchtbetont und mit markant salzigem Finale birgt dieser grossartige Weisswein eine unglaubliche Spannung mit sich. Den krönenden, edelsüssen Abschluss machten schliesslich zwei rare Pinot-Gris-Süssweine der Jahrgänge 2008 und 2016. 

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