Tag der Frau
Diese Frauen prägen die Schweizer Weinszene

Wein ist längst keine Männerdomäne mehr. Anlässlich des Weltfrauentags richten wir den Scheinwerfer auf die prägenden Frauen der Schweizer Weinlandschaft.
Publiziert: 08.03.2023 um 14:28 Uhr
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Isabelle Thürlemann-BriggerRedaktorin Wein

Amanda Wassmer-Bulgin

Mit einem besonderen Fokus auf nachhaltige Produkte setzt die Weindirektorin des Grand Resort Bad Ragaz Massstäbe. Mit grossem Feingefühl für ihre Gäste und einem Gespür für Trends kreiert sie aufregende Getränkebegleitungen zu den Menüs ihres Ehemanns, des 3-Sterne-Kochs Sven Wassmer (36). Stets im Vordergrund steht für Wassmer-Bulgin (39) der Erlebnisfaktor im Restaurant – der soll nicht nur Weintrinkern vorbehalten sein. Deshalb bietet sie zu den Speisen originelle, alkoholfreie Pairings an. Ihr selbst fermentierter Kombucha hat Kultstatus.

Anna Lena Franzelin

Mit dem Titel «Sommelière des Jahres 2019» von «Gault & Millau» geadelt, macht Franzelin (33) mit mutigen Kombinationen von sich reden. Im 19-Punkte-Restaurant Schloss Schauenstein wagt sie den Seiltanz zwischen Bier, auf der Maische vergorenem Naturwein und filigranem Pinot noir aus der Bündner Herrschaft. Zusammen mit ihrem Partner, der ebenfalls Sommelier im gleichen Haus ist, pflegt sie eine imposante «Weinkarte» mit fast 1000 Positionen.

Chandra Kurt

Die facettenreiche Weinautorin muss niemandem mehr vorgestellt werden. Über zwanzig Bücher, darunter Prosawerke und hunderte Beiträge in Medien sowie Fachpublikationen tragen ihren Namen. Bemerkenswert ist, wie es Kurt (55) immer wieder aufs Neue gelingt, Wein nahbar zu machen. Sei es in ihren unterhaltsamen Artikeln, Kritiken, in TV-Auftritten oder in ihrem seit 25 Jahren jährlich erscheinenden unverzichtbaren Weinführer zum Sortiment des Schweizer Detailhandels.

Die Getränkebegleitungen der Sommelière Amanda Wassmer-Bulgin führen die raffinierten Gerichte ihres Ehemannes, 3-Sterne-Koch Sven Wassmer, in noch höhere Sphären.
Foto: Kurt Reichenbach
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Madelyne Meyer

Mit einer poetischen Bildsprache zeigt uns Meyer (34), dass Wein eine humorvolle Seite haben kann. Mit ihrer unkomplizierten Art baut sie Berührungsängste ab. Auf leicht verständliche Weise, beinahe beiläufig, erklärt sie Einsteigern Fachbegriffe. Was 2014 mit einem Blog angefangen hat, mündete bisher in zwei Bestsellern. 2020 kam ein Weingeschäft in Aarau dazu. In den vergangenen 9 Jahren hat sie es geschafft, unzähligen Weinfreunden zum Traumwein zu verhelfen.

Das Cruchon-Quartett

Raoul und Michel Cruchon, Schweizer Pioniere der Biodynamie, haben das Zepter der Domaine Henri Cruchon der nächsten Generation übergeben. Mit der gleichen Passion für das Waadtländer Terroir führen Catherine (35), Laura (24), Yaëlle (33) und Margaret (31) Cruchon den Betrieb in Morges VD weiter. «Les filles vinifient», zu Deutsch, die kelternden Mädels, wie sie sich selbst augenzwinkernd nennen, kümmern sich um sechzehn Rebsorten. Neben Chasselas und Pinot noir erster Güte haben auch freigeistige Schöpfungen ihren Platz. Beispielsweise die Cuvée Inkognito, deren Zusammensetzung streng geheim gehalten wird.

Ilona Thétaz

Wenn jemand einen Klecks Farbe in die Weinwelt bringt, ist es Ilona Thétaz (33). Ihre kunterbunten Weinetiketten sind bereits eine Ansage und zeugen von ihrem unkonventionellen Esprit. Ihr Know-how als Önologin erlaubt es ihr, naturbelassene Weine zu keltern, die ohne Pestizide oder Filtration auskommen. Mit der «Ô Fâya Farm» hat sich die Luzernerin einen Traum verwirklicht. Sie verfolgt mitten in der ungebändigten Landschaft bei Saxon VS einen ganzheitlichen Ansatz. Neben Rebstöcken bietet sie Aprikosenbäumen, Schafen, Eseln und Hühnern ein glückliches Bauernhof-Zuhause.

Gaby Gianini

Traumhaft mutet die Gegend um die Tenuta Castello di Morcote an. Wer in diesem Paradies aufwächst, möchte es pflegen, ja gedeihen sehen. So überrascht es nicht, dass Gaby Gianini (55) sich dem biologischen wie auch dem biodynamischen Weinbau verschrieben hat. Die studierte Kunsthistorikerin produziert auf vulkanischem Urgestein am Luganersee – eine Einzelerscheinung im Tessin – und im Mendrisiotto unverfälschte, charismatische Weine. Den im Südkanton unumgänglichen Merlot ergänzt sie geschickt mit Bordeauxsorten (Cabernet franc, ausserdem Cabernet sauvignon).

Madeleine Mercier

Nach Wanderjahren in Zürich, im Tessin sowie in Kalifornien hat es die Önologin zurück auf das elterliche Weingut in Siders VS gezogen. Hier ist sie in grosse Fussstapfen getreten. Vater Denis und Mutter Anne-Catherine haben den Walliser Weinbau wesentlich mitgestaltet. Sie sind berühmt für ihren Cornalin. Mercier (38), die die önologische Leitung des elterlichen Weinguts verantwortet, hat es inzwischen allen bewiesen. Ihre roten Spezialitäten überzeugen genauso wie ihre weissen. Aus dem Weinkeller tritt sie als Präsidentin der renommierten Vereinigung Mémoire des Vins Suisses ins Rampenlicht. Ihr Engagement gilt dem Schweizer Wein, sein Ansehen soll im In- und Ausland weiter wachsen.

Marie-Thérèse Chappaz

Ein Beitrag über Schweizer Weinpersönlichkeiten ohne Erwähnung der Ausnahmewinzerin Marie-Thérèse Chappaz (63) ist undenkbar. Superlativen reihen sich im Zusammenhang mit ihrem Namen gerad000 ezu aneinander. Die Grande Dame des Walliser Weins wurde bereits 2015 zur «Ikone des Schweizer Weinbaus» gekürt. Und letzte Woche wurde ihr begehrter Petite Arvine-Süsswein «Grain par Grain» von der Lage Domaine des Claives aus dem Jahrgang 2020 mit 100 Parker-Punkten ausgezeichnet. Die Höchstpunktzahl des einflussreichen amerikanischen Magazins «The Wine Advocate» wurde noch keinem anderen Schweizer Wein zuteil.

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